Der Klagenfurter Michael Langler kennt Lignano und das Umland wie seine Westentasche und das schon seit er sich erinnern kann: „An und für sich ist das vor über 50 Jahren entstanden, indem ich mit meinen Eltern eigentlich schon in frühester Jugend nach Italien, nach Lignano, gefahren bin.“
An der Urlaubstradition hält er seither fest: „Nach den Eltern ist man mit dem Moped herunter gefahren mit 16, dann ist man mit 18 mit dem ersten Auto runter gefahren, mit der ersten Freundin. Dann ist die erste Freundin zur Frau geworden und dann mit den eigenen Kindern und so hat sich das als Standard-Urlaubsdestination für uns ergeben.“
Sendungshinweis:
„Servus, Srecno, Ciao“, 26.9.20
Aus Urlaubsdestination wurde zweite Heimat
Michael Langer sieht sich fast schon als Einheimischer: „Wir kennen das Hinterland, wir haben sehr viele Freunde unter den Einheimischen und sind eigentlich fast schon zu hundert Prozent integriert in gewissen Familien hier. Wir werden zu Feiern eingeladen – Geburtstagsfeiern oder zu Weihnachten. Es ist für uns eigentlich ein Gebiet, wo wir sagen: das ist eigentlich unsere zweite Heimat.“
Seine Leidenschaft ist das Bootfahren und so schätzt Michael Langer die neuen, anderen Blickwinkel, die sich vom Wasser aus ergeben.
Unweit des Naturparks des Flusses Stella – der „Riserva Regionale Naturale Foci del Fiume Stella“ – befand sich in Palazzolo dello Stella einst der alte Hafen von „Naxum“. So wurde der Fluss Stella in der Antike von den Römern genannt. Hier führte auch die Hauptstraße von Rom nach Aquileia vorbei.
Natur- und Vogelschutzgebiet am Fluss Stella
Wo sich Süßwasser mit dem Meer vermischt tummeln sich zu dieser Jahreszeit dutzende Schwäne und andere Wasservögel. Micheal Langer genießt das Naturschauspiel: „In der Lagune – am Eingang zum Fiume Stella – sind Schwanenherden von über tausend Stück, die hier sozusagen ihren Stopp machen und dann natürlich jetzt im Winter sich dann weiter in den Süden begeben. Speziell hier in dem Vogelschutzgebiet der Stella selbst sind extrem viele Entenarten – da ist alles vertreten, von Haubentauchern bis zu Kormoranen."
Zwischenstopp in Precenicco als Fixpunkt
Ein Fixpunkt, der bei fast keiner Ausfahrt von Michael Langer fehlen darf, befindet sich in Precenicco. Egal ob mit dem Auto oder per Boot – wer hier „vor Anker“ geht, hat es auf ein besonderes kulinarisches Erlebnis abgesehen, ist Michael Langer überzeugt.
Ein „Wasserfall“ an Gaumenfreuden
Im Sommer ist die „cascata“, zu deutsch „Wasserfall“, im Restaurant von Daniele Siccardi besonders gefragt. Es handelt sich dabei um einen mehrstöckigen Teller-Turm mit allerlei fangfrischen Meerestieren: „Wir verwenden dafür Austern aus der Bucht von Cancal in Frankreich; heimische Venusmuscheln und Scampi aus Kroatien, sowie französische Hummer und Krabben – entweder aus Spanien oder aus der Gegend hier. Ebenfalls aus Frankreich sind Meeresschnecken. Außerdem servieren wir fangfrischen Fisch aus der Gegend“, erklärt Daniele Siccardi.
Insel Anfora: Kleinod fernab der Touristenströme
Unser nächstes Ziel ist die Insel Anfora. Von Precenicco aus dauert die Anfahrt eine gute Stunde – je nachdem, ob gerade Flut oder Ebbe herrscht und wie viel Zeit man sich nimmt. Für Michael Langer kann die Fahrt garnicht lange genug dauern – auch wenn er ein äußerst geselliger Mensch ist schätzt er auch stille Momente: „Das ist jetzt die schönste Zeit – jetzt in der Herbstzeit und natürlich auch das Frühjahr. Das hat einen ganz anderen Charme.“
Kleine Insel mit bewegter Geschichte
Ein Platz fernab der Touristenstörme ist auch die kleine Insel Anfora: Sie befindet sich am westlichen Ende der Lagune von Grado. Sie ist mit der Nachbarinsel Portobuso mit einen kleinen, begehbaren Steg verbunden.
Zur Zeit der Römer diente die Insel Anfora als Anlagestelle und Warenlager. Während des Krieges war hier ein Vorposten der österreichischen Soldaten – denn die Insel lag unmittelbar an der Grenzlinie zwischen Österreich und Italien. Bis in die 1960er Jahre war sie das ganz Jahr über bewohnt. Es gab hier sogar eine Schule – heute können Gäste dort übernachten.
Kulisse für Pluhar-Film
Hier fanden vor ein paar Jahren die Dreharbeiten zu „Laguna“ statt. Wir durften damals Filmemacherin Erika Pluhar und ihre Crew damals bei den Dreharbeiten mit der Kamera besuchen – mehr dazu in Filmdreh in der Lagune von Grado.
Knurrhahn als Spezialität
Seit mehr als 40 Jahren betreibt Familie Tognon eine Trattoria – bekannt für typische Gradeser Fischgerichte. Diesmal kommt eine „Galinella“, ein sogenannter „Knurrhahn“, auf den Teller. Er trägt diesen Namen, weil er knurrende oder grunzende Geräusche von sich geben kann. Ein Muskel kann die zweikammerige Schwimmblase dieses Fisches zum Vibrieren bringen.
Wirt Mauro Tognon sagt, diese Fische erreichen bis zu einen, eineinhalb Kilo: „Man öffnet ihn in der Mitte und grillt ihn. Das ist die beste Art, ihn zuzubereiten." Man kann daraus auch ein Gradeser Boreto machen – eine Fischsuppe aus Grado“, sagt Mauro Tognon.
Familientradition scheint gesichert
Er wird seit drei Jahren im Service durch seine Enkelin Veronica Tognon unterstützt. Sie studiert zwar noch Lehramt, damit sie eine abgeschlossene Ausbildung hat – ihre Zukunft sieht sie aber ganz klar auf der kleinen Insel Anfora: „Ich studiere zwar auch noch Lehramt, damit ich eine abgeschlossene Ausbildung habe, aber ich sehe meine Zukunft eher hier. Ich will die Tradition meiner Familie fortführen“, sagt Veronica Tognon.
Vorwiegend Einheimische und Ausflugsgäste kommen hierher, um das Wochenende zu verbringen oder um auf den Sonnenuntergang zu warten, so wie Willi und Renate Heichlinger aus München.
„Die Lagune ist einzigartig“
„Ich habe Willi vor 30 Jahren kennengelernt. Er hat gesagt, er fährt jedes Jahr schon seit seiner Kindheit nach Lignano. Ich habe dann gesagt: ich fahre überall hin, nur nicht nach Lignano und das gefällt mir garnicht. Er hat gesagt: Du fährst ein Mal mit mir mit und wenn es dir wirklich nicht gefällt, brauchen wir nie wieder fahren. Seitdem fahren wir jedes Jahr seit 30 Jahren nach Lignano“, sagt die Urlauberin.
In der Zeit habe sie besonders die Lagune zu schätzen: „Das kennt man ja sonst garnicht, wenn man am Strand sitzt. Die Lagune ist einfach einzigartig. Wenn man dann noch mit einem Boot unterwegs ist ist das einfach nur schön.“
Heuer verkürzter Aufenthalt am Meer
Heuer kamen die beiden nicht schon im Juni, sondern erst Anfang August nach Italien. Die anfängliche Skepsis wegen des Coronavirus hat sich – für die beiden – als unbegründet herausgestellt, sagt Willi Heichlinger: „Am Boot ist es ja sowieso so, dass du eigentlich unter dir bist. Wenn du zum Essen gehst ist es auch nicht so, wie wo anders. Man setzt Masken auf und es ist eh meistens alles im Freien. Also in der Richtung keine Bedenken.“
Die beiden nutzen die Zeit, um noch in aller Ruhe ein bisschen aufs Meer zu schauen, die milde Herbstsonne zu genießen und dann heißt es für die Urlauber „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr“.