Pilgergebet am Monte Lussari Luschariberg
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Grenzübergreifend pilgern

Eine grenzübergreifende Pilgerwanderung führte unlängst eine Kärntner Gruppe von Thörl-Maglern aus bis nach Majano. Dort befindet sich eine der ältesten Pilgerherbergen Italiens.

Die Pfarrkirche ist dem Heiligen Andreas geweiht. Berühmt ist sie für ihre Fresken aus dem 15. Jahrhundert von Thomas Arthur von Villach – mehrfach restauriert, zuletzt in den 1970er Jahren, erzählt Diakon Oskar Pöcher: „Um 1480 herum sind diese Fresken entstanden. In dieser Zeit waren die Darstellungen sehr gewagt. Für die Menschen aus dem 15. Jahrhundert waren sie sozusagen eine farbige Bibel, weil die Menschen damals wenig lesen oder schreiben konnten. So diente diese farbige Bibel in den Fresken dazu, den Menschen das Evangelium nahe zu bringen.“

Pilger in Kirche von Thörl-Maglern
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Die Kirche von Thörl-Maglern mit ihren besonderen Fresken

Pilgerweg führt auf Luschariberg

Ein paar Kilometer südlich der Grenze befindet sich Camporosso. Von dort aus führt der „Sentiero del Pellegrino“, der Pilgerweg auf den Monte Lussari – den Luschiarberg.

Pilgerwanderung
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Durch Wälder und alpine Landschaften gelangt man bis zur Lussari Alm und über einen Sattel weiter hinauf zur Wallfahrtskiche. Für jene, die es lieber bequemer mögen, ist die Seilbahn eine Option.

Wallfahrtskirche Monte Lussari Luschariberg
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Die Wallfahrtskirche auf dem Luschiarberg

Gemeinsam Pilgern durch die Nachbarregionen

Die Wallfahrtskirche wurde 1360 nach zahlreichen Wundererscheinungen gegründet. Sie trägt den Beinamen „Santuario dei Tre Popoli, Kirche der drei Völker“.

Marc Germeshausen, Obmann ARGE Jakobsweg Kärnten: „Pilgern ist etwas, das zusammenbringt – in der kleinen Gruppe. Für mich persönlich macht es Sinn, nur mit wenigen Menschen zu pilgern. Weil man für sich einkehrt. Es ist natürlich wunderschön, wenn man sagt, man kann – vor allem bei uns in Kärnten – über diesen Alpen-Adria-Raum die unterschiedlichen Pilgerwege bei uns in Kärnten nutzen, die natürlich auch dann ins benachbarte Italien führen.“

Luschiarberg
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Der Luschariberg

„Dem Himmel ein Stück näher“

Cristina Noacco aus Reana del Roiale bei Udine fühlt sich nach dem Aufstieg auf den Luschariberg dem Himmel ein Stück weit näher – nicht nur körperlich, auch geistig. „Der Christus am Altar hat einen geöffneten Mantel – er steht für mich für Offenheit und Gastfreundschaft. Ein idealer Ort für Pilger. Man fühlt sich hier wie in einer Umarmung – die weit über das Irdische hinaus geht.“

Johannes Maier, Obmann-Stv. ARGE Pilgern in Kärnten, schätzt es, beim grenzübergreifenden Pilgern verschiedenste Landschaften – vom Alpenrand bis zum Karst bis ans Meer – kennenzulernen: „Es gibt diesen neuen Romea-Strata-Weg, den wir als europäischen Kulturpfad von Tschechien bis nach Rom einrichten wollen, mit den Partnern in Italien, in Kärnten, in Österreich und in Tschechien und er geht bis nach Polen. Es ist dieses Kulturüberschreitende, das wir hier gemeinsam erleben können. Es ist Landschaft, es ist Kultur und das besondere Erlebnis, mit Freunden unterwegs zu sein und gemeinsam damit Europa zu erleben.“

Pilger Herberge San Giovanni di Gerusalemme Majano
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Gemeinsame Stärkung für hungrige Pilger

In fünf Tagen zu Fuß bis nach Majano

Nach vier bis fünf Tagen – je nach vorhandener Zeit – erreicht man zu Fuß Majano, nordwestlich von Udine. Das Hospitale di San Giovanni di Gerusalemme im Ortsteil San Tommaso ist auch der Endpunkt für unsere grenzübergreifende Pilgerwanderung.

Kartenstudium unter Pilgern
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Gemeinsames Kartenstudium

Alter Pilgerweg erfreut sich neuer Beliebtheit

Entlang der Straße, die Concordia Sattigaria mit dem Noricum verband, wurde 1199 ursprünglich ein Krankenhaus erbaut. Die angrenzende Kirche gehört zum Orden des Heiligen Giovanni aus Jerusalem. Jahrhundertelang haben Menschen auf dem Weg nach Jerusalem, Rom und Santiago hier Herberge gefunden.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 8. August 2020

Als vor 600 Jahren Venedig die Herrschaft über weite Teile des Gebietes übernahm, wurde das mittelalterliche Wegenetz weitgehend zerschlagen, erzählt Marino Del Piccolo. Nun wird die sogenannte „Via d’Alemania“ wieder von Pilgern genutzt und die Herberge in Majano erfreut sich eines großen Besucherzustroms. In den letzten Jahren wurde sie aufwändig restauriert.

Pilgerherberge Ospitale di San Giovanni di Gerusalemme San Tommaso Majano
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Die neugestaltete Pilgerherberge

„Grenze öffnet sich wieder“

Marino Del Piccolo von der Europäischen Vereinigung „Romea Strata“: „Die Zimmer im Gästehaus und die Küche sind bereit – Pilger zu empfangen. Sie kommen vorwiegend aus Polen, Tschechien und Österreich. Wenn sie hier vorbei kommen – dann öffnet sich die Grenze und es freut uns zu sehen, dass die alten Pilgerwege werden endlich wieder belebt werden.“

Pilgerherberge Ospitale di San Giovanni di Gerusalemme San Tommaso Majano
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Pilgerherberge in Majano

Kost und Logis sind – wie von Beginn an – kostenlos, sagt Marino Del Piccolo. Pilgersuppe dient zur Stärkung und beim geselligen Beisammensein werden neue, grenzübergreifende Bande der Freundschaft zwischen den Pilgern geknüpft.