Sein Kräutergarten in Klagenfurt ist Rückzugsort und Inspirationsquelle zugleich für Lojze Wieser. Die vergangenen Wochen verbrachte auch er – coronavirusbedingt – großteils zu Hause in Klagenfurt und hatte genug Zeit zum „Zurückschalten“ und genießen. Groß ist die Freude über eine besondere Auszeichnung für sein letztes Buch, das gemeinsam mit dem Tourismusverband Klagenfurt entstand.
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao, 20.6.2020
Bei den „Tagen der Alpen Adria Küche“, aber auch im Buch wollen Köche aus Kärnten, Slowenien und Friaul Julisch Venetien unter Beweis stellen, „dass die Speisen, die in den verschiedenen Regionen zubereitet werden, so fremd sie auch scheinen mögen, im Grunde genommen und im Inneren eine verwandtschaftliches Verhältnis zueinander haben“, so Wieser.
AA-Raum bedeutend für europäische Kulturgeschichte
Durch ihre spezifische Situation, einige Zutaten und geschickte Hände eines Kochs oder einer Köchin entstehe daraus etwas Besonderes. „Dadurch zeigt sich, dass dieses kleine Mikrozentrum, in dem wir uns in Kärnten und im Alpen-Adria-Raum befinden, bereichernd für die gesamte europäische Kulturgeschichte sind.“ Wieser selbst ließ kochphilosophische Essays und Beiträge zur Geschmacksarchäologie einfließen.
„Oscars“ der Koch-Genussliteratur
Die „Gourmand World Cookbook Awards“ gelten als die „Oscars“ am Sektor der Koch- und Genussliteratur. Prämiert werden die besten Koch- und Getränkebücher, sowie Fernsehsendungen der Welt in unterschiedlichen Kategorien. Ziel des Preises ist, die gute Küche aller Nationen und die Völkerverständigung zu fördern, sowie ein Bewusstsein für gutes, vielfältiges und gesundes Essen und Trinken weltweit zu erreichen. In der Kategorie „Regionen“ wurde der Klagenfurter Wieser-Verlag als einer von sechzehn Verlagen weltweit mit einem Sonderpreis bedacht. Insgesamt nahmen 225 Länder an dem Wettbewerb teil.
Auch „Geschmack Europas“ ausgezeichnet
Die Preisverleihung war für heuer in China geplant – wann und wo sie stattfinden wird, ist noch unklar. Schon vor zwei Jahren reiste Lojze Wieser nach China, um einen Preis für den „Geschmack Europas“ entgegen zunehmen. In der gleichnamigen Kulinarik-Serie entführt er – gemeinsam mit Martin Traxl – auch im Fernsehen die Zuschauer auf Genussreisen in nahe und ferne Länder – zuletzt nach Schlesien, in den irischen Westen oder nach Korsika. Reisen, die vorerst wohl nicht stattfinden werden.
CoV-Krise ermöglicht Rückbesinnung auf Wesentliches
Zitronenverbene – in der mediterranen Küche beliebt – gedeiht auch im heimischen Kräuterbeet. In seinem Keller findet sich so mancher Leckerbissen, den Wieser von seinen Reisen mitgebracht hat. Kulinarisch gesehen kann so eine Virus-Pandemie auch eine Chance sein, ist Lojze Wieser überzeugt. Die Rückbesinnung auf das Einfache steht im Mittelpunkt – was ihm schon lange am Herzen liegt.
Alte Bohnensorte weckt Kindheitserinnerungen
Sau- oder Pferdebohnen, auf Slowenisch auch „bob“ und auf Italienisch „Fave“ genannt, sind eine ursprüngliche Bohnensorte aus Europa, erklärt Wieser: „Man weicht sie zuerst ein – wie normale Bohnen, dann kocht man sie und macht entweder einen Salat daraus oder eine Suppe oder man isst sie abgeschmalzen mit Butter und Zwetschkenröster und trinkt eine kalte Milch dazu.“ Für ihn spiegelt dieses Gericht den Geschmack seiner Kindheit wieder.
Vielleicht werden auch die Saubohnen im Herbst – voraussichtlich von 17. bis 27. September – auf dem Speiseplan stehen, bei den nächsten Tagen der Alpen-Adria-Küche in Klagenfurt.