Skifahren mit den alten Skiern
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Bogenski wie anno dazumal aus Cerkno

In Cerkno – Kirchheim oder Circhina in der Region Goriška in Slowenien – ist bis heute eine besondere Skiart aus dem vorigen Jahrhundert erhalten geblieben: die Leute waren früher mit Holzski mit einem Bogen, der für Stabilität sorgte, auf den Pisten unterwegs.

Das Skizentrum Cerkno befindet sich am Rande der Region Gorenjska, wo das slowenische Küstenland beginnt. Noch heute mischen sich oft unter die modern ausgestatteten Wintersportler Skifahrer mit einer ungewöhnlichen Ausrüstung: dem „Bogen-Ski“, der für die Gegend hier bekannt ist.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 14.3.2020

Die Ski selbst bestehen aus Holz und sind kürzer als jene Modelle, wie man sie heutzutage überall sieht. Statt einer richtigen Bindung haben sie einen Lederriemen in der Mitte und sehen damit ein bisschen so aus wie ein Pantoffel.

Auf alten Skiern unterwegs
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Unterwegs wie anno dazumal

Kindheitserinnerungen werden wach

Davorin Purgar ist wann immer es seine Zeit zulässt selbst mit diesem Ski auf den Pisten auf knapp 1.300 Meter Seehöhe, unterwegs. Er sagt, er fährt mit diesen Ski gerne, weil er im Alter von sieben Jahren damit das Skifahren gelernt habe: „Der Ski ist eher kurz, wie ein Kinderski. Er hat einen Lederriemen anstelle der Bindung.“

Dafür hat er einen Bogen, der für Stabilität sorgt. „Mit diesem Ski ist es sehr einfach zu fahren – mit Hilfe des Bogens kann man die Kanten gut einsetzen“, sagt Davorin Purgar. Er ist nicht nur selbst ein begeisterter Skifahrer, sondern auch ein leidenschaftlicher Bastler. Er ist einer der Wenigen, die diese Ski noch heute so herstellt, wie es früher seine Vorfahren taten.

In der Werkstatt
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Davorin Purgar in seiner Werkstatt

Italienische Soldaten brachten Ski nach Cerkno

Die Ursprünge des „Bogenskis“ gehen auf die 1920er Jahre zurück. Durch die Besatzung italienischer Soldaten wurde das Skifahren populär. Damals waren die Ski noch komplett aus Holz – mit einer Bindung in der Mitte – gefertigt. Diese Position stellte aber auch ein gewisses „Risiko“ dar, weil viele der Skier genau in der Mitte mit der Zeit auseinander brachen. Einheimische aus Novaki kamen auf die findige Idee, die vorderen Teile wiederzuverwerten. Sie sägten die Bretter an der Bruchstelle gerade ab und fügten eine Lasche aus Leder ein, wo der Skischuh befestigt wurde. Weil der Ski aber dadurch schwer zu manövrieren wurde erfanden sie kurzerhand auch den Handlauf, der für Stabilität sorgte.

Bogen aus Haselästen

Für den Ski verwendet Davorin Purgar das Holz der Esche – „Kamba“ wird der Bogen genannt. Dieser wird aus den Ästen der Haselstaude gemacht. Damit die Äste geschmeidig und biegsam werden müssen sie tagelang in Wasser eingelegt werden, bevor sie – mit vollem Körpereinsatz – von Davorin Purgar in ihre spätere Form gebracht werden.

Alles, was er braucht, hat er von seinem Vater gelernt, sagt er: „Natürlich bedienen auch wir uns heutzutage auch gewisser technischer Hilfsmittel, aber das Meiste wird schon noch auch heute mit der Hand gemacht. Mein Vater baute früher die Ski nach und zeigte mir, wie das geht. Es ist mir wichtig, dass diese Tradition erhalten bleibt.“

Davorin Purgar
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Alles vom Vater gelernt

So geht Davorin Purgar die Arbeit nie aus, den es gibt auch einen eigenen Verein in Cerkno, dessen Mitglieder – in traditionellen Kostümen – mit den Bogenski regelmäßig Skifahren gehen. Wenn es seine Zeit zulässt, genießt auch Davorin Purgar gerne mit seinen selbstgebauten Ski das Gefühl, wie schon früher einmal seine Vorfahren die Pisten von Cerkno unsicher zu machen.