Kleid im venezianischen Stil
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Venezianischer Kostümzauber aus Sacile

Die Verbundenheit mit der Lagunenstadt Venedig wird in Sacile (Provinz Pordenona) auch in den Faschingskostümen deutlich. Viele Einwohner lassen sich Kleider schneidern, die an die Roben venezianischer Adeliger erinnern. Anna Fadelli ist Kostümschneiderin aus Leidenschaft und erfüllt den Kunden Träume aus Tüll, Glitzersteinen und güldenen Borten.

Ausladende Röcke aus Tüll, Taft oder Seide haben fast alle Kleider, die Anna Fadelli in den letzten Jahren entworfen hat und doch ist jedes der handgefertigten Kreationen ein Einzelstück.

Schneiderin bei Anprobe mit Kundin
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Anna Fadelli und Alessandra Sciarrino

Filmvorlage als Inspiration

Alessandra Sciarrino hat sich von dem Film „Der Leopard“ von Luchino Visconti inspirieren lassen.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 15.2.2020

Genau so ein Kleid im Stil des 19. Jahrhunderts – wie jenes, das Hauptdarstellerin Claudia Cardinale trug – wollte sie schon immer haben. Sie wird es auf einem Maskenball in Venedig tragen und – auch wenn es nur für ein paar Stunden ist – freut sie sich auf das besondere Gefühl, so ein Kleid zu tragen.

„Handarbeit hat besonderen Wert“

Auch wenn das Korsagen-Oberteil und der Reifrock bei der ersten Anprobe im Atelier ihrer Freundin Anna noch nicht fertig zusammengenäht sind fühlt sich Alessandra schon jetzt wie eine Prinzessin. Das würde wohl jeder Trägerin so gehen, sagt sie. Ein handgemachtes Kleid hat für sie einen ganz anderen Wert: „Nicht nur was die Stoffe betrifft, auch weil ich mir als Kundin genau aussuchen kann, was ich tragen will“, sagt Alessandra Sciarrino. Der Schneider berate einen auch, was zum Hauttyp passt oder welche Schnitte und Materialien einem schmeicheln. In ihrem Fall ist es ein sattes Smaragdgrün und die Spitzenbordüren am Ausschnitt sind in schwarz gehalten. Alesandra will nicht nur die „Seele“ der Schneiderin mit Stolz tragen, sondern auch die Tradition dieser Roben hochhalten, sagt Alessandra Sciarrino.

Frau bei Anprobe vor Spiegel
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Das restliche Jahr über arbeitet Anna Fadelli als Änderungsschneiderin in ihrem kleinen Atelier in Sacile. Ihre ganze Leidenschaft gilt aber ihrem Mädchentraum, solche Kreationen zu entwerfen, die sie auch selbst gerne trägt – leider viel zu selten, wie sie sagt. Sie liebt es nach geeigneten Stoffen oder Borten Ausschau zu halten. Ist einmal – in Absprache mit dem Kunden – der Entwurf gezeichnet entsteht Schritt für Schritt das Kleid.

Frauen mit Prunkroben in Palazzo Ragazzoni Sacile
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Anprobe im Palazzo Ragazzoni in Sacile

"Ein, zwei Monate brauche ich, bis es endgültig fertig ist“, sagt sie. Sie habe aber auch schon oft die ganze Nacht durchgearbeitet, um ihren Kundinnen den Traum vom Prinzessinnenkleid zu erfüllen, damit sie sich beim Maskenball fühlen, als wären sie in andere Zeit zurückversetzt.

Mädchen in Prunkrobe am Klavier
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In den Kleidern von Anna Fadelli ist es nicht schwer, sich wie eine Prinzessin zu fühlen

„Turboschnecke“ aus Budoia

Die Mitglieder des Vereins „Quelli del Carro“ hingegen werden heuer im Fasching eher „leger“ unterwegs sein. Sie tragen eine schlichte, blaue Arbeitermontur, passend zu ihrem Motto „turbo-lenti della pedemontana“. Verkleidet als Mechaniker wollen sie eine riesige Schnecke bei ihrer wundersamen Verwandlung tatkräftig unterstützen, erklärt Salvatore Siragusa, der Präsident des Verein: „Wir leben am Fuße des Berges, im kleinen Ort Budoia, aber bei uns ist trotzdem immer was los. Das wollen wir mit der Schnecke darstellen, die sich in einen flotten Flitzer verwandelt – also von null auf hundert."

Faschingswagen „Quelli del carro“ in Budoia
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Die Augen der Turboschnecke werden befestigt

Bis zur letzten Minute wird der „carro“ perfektioniert

Am Samstag, dem 22. Februar hat die Turboschnecke einen Termin in Sacile, beim traditionellen Faschingsumzug der Kleinstadt. Die „Turboschnecke“, angelehnt an den gleichnamigen Film, ist das heurige Maskottchen der Faschingsgilde „Quelli del Carro“.

Seit September haben die Vereinsmitglieder in jeder freien Minute mit vereinten Kräften an ihrem „Carro“, also an ihrem Wagen, gearbeitet. Fast bis zur letzten Minute wird geschraubt, gemalt und verziert, sagt Salvatore Siragusa: „Bis Februar arbeiten wir daran – dann animieren wir damit die Hauptplätze in Friaul-Julisch-Venetien und im Triveneto.“

Wagen von Faschingsverein „Quelli del carro“ in Budoia
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Die „Turboschnecke“ wird vorbereitet

Gemeinsame Zeit schweißt zusammen

Angefangen hat alles vor 15 Jahren mit einem Wagen für die Pfarre der Gemeinde Budoia. Später wurde ein Verein daraus, der heute 54 Mitglieder zählt. Für sie mache den Fasching weit mehr aus, als einfach nur mit ihrem Wagen am Umzug teilzunehmen. Es ist die Zeit, die die die Freunde gemeinsam verbringen, die den „Carnevale“ für sie zu einer besonderen macht.

„Nachdem wir unseren Wagen startklar gemacht haben wird der Griller angeschmissen oder wir machen eine Pastasciutta. Auch unsere Kinder sind mit dabei – unsere jüngsten Mitglieder sind ein halbes Jahr alt“, so Salvatore Siragua. Die ältesten Mitglieder gehen auf die 80 zu und denken noch lange nicht ans Aufhören.

Bis April wird weiter Fasching gefeiert

Der Zusammenhalt in der Gruppe mache vieles leichter, sagt Salvatore Siragusa. Damit sich die Mühe der vergangenen Monate auszahlt endet für die Faschingsgilde die fünfte Jahreszeit aber keineswegs schon mit dem Beginn der Fastenzeit.

"Bis April ziehen wir weiter – 13 Termine im gesamten „Triveneto"-Gebiet stehen an“, sagt Salvatore Siragusa. Dann heißt es für die „Quelli del carro“ auch schon wieder: nach dem Fasching ist vor dem Fasching und sie beginnen aufs Neue mit dem Ideensammeln für den Faschingswagen, mit dem sie im nächsten Jahr dann den „Carnevale“ bestreiten werden.