Gebäude im Alten Hafen von Triest
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Triest als Filmkulisse

Triest hat nicht nur seinen Besuchern, sondern auch Filmschaffenden einiges zu bieten: Meer, Licht und Stadtbild im k&k-Flair scheinen ideal für Werbespots, Musikvideos, Dokumentationen und Spielfilme zu sein. Einige Locations können von Interessierten besichtigt werden. Dieser Tage findet in Triest auch ein Filmfestival statt.

Als Filmkulisse wurde Triest in den letzen Jahren – auch unter internationalen Filmteams – immer beliebter, sagte Federico Poillucci. Er ist Präsident der Filmkommission Friaul Julisch Venetiens: „Seit sie im Jahr 2000 gegründet wurde, gab es in der gesamten Region 700 Produktionen – darunter auch Kurzfilme oder Werbesport. Kinofilme und Fernsehserien gab es an die 150.“

Alter Hafen als vielseitiger Drehort

Ein bedeutender Teil davon wurde in Triest selbst gedreht. Die Stadt sei, im Kleinen, ein Abbild der gesamten Region und es gebe hier ein Vielzahl an interessanten Drehorten. Einer davon sei zum Beispiel der alte Hafen. Nur mit einer Sondergenehmigung darf man das Zollfreigebiet mit den vielen, zum Teil denkmalgeschützten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert betreten. Idealer „Spielplatz“ für die phantasievolle Regisseure.

Die Hallen dienten schon als Ort in Sibirien, Gangsterversteck oder chinesischer Markt, erklärt Elisa Grando, die Interessierte führt und viele Hintergrund-Geschichten zu den Filmdrehs in Triest zu erzählen hat: „Mit dem entsprechenden Equipment können sie sich in ganz etwas anderes verwandeln“. Ganz in der Nähe des alten Hafens befindet sich der alte Lastenkran „Ursus“, der für spektakuläre Bilder sorgt, wenn ihn die Schauspieler erklimmen.

„Große Namen“ gaben Triest bereits die Ehre

Auf der Piazza Unità d’Italia – an der wohl kein Triest-Besucher vorbei kommt – wurde vergangenen April der Film „The Hitman’s Bodyguard 2“ mit Salma Hayek und Samuel L. Jackson gedreht. Auch andere „große Namen“ wie Gabriele Salvatores, Giuseppe Tornatore und Marco Bellocchio brachten Bilder aus Triest in die ganze Welt. Auch die Verfilmung der Krimis des Wahl-Triestiners Veit Heinichen machte Triest durch seinen „Commissario Laurenti“ vor allem im deutschsprachigen Raum bekannter.

Blick auf alten Hafen mit altem Lastenkran Urus in Triest
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Blick auf den alten Hafen von Triest mit dem Lastenkran Ursus, der ebenfalls als Filmkulisse beliebt ist.

Auch Sozialwohnbau als Filmkulisse gefragt

Weniger bekannt, aber auch sehr beliebt, wenn es darum geht, das Leben in Sozialwohnungen darzustellen, ist eine Siedlung im Stadtteil Rozzol-Melara, rund vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Elisa Grando: „Hier gibt es 450 Wohnungen und mehr als 2.500 Bewohner. Die Siedlung liegt an einem Aussichtspunkt – der aber auf den ersten Blick deutlich weniger postkartenmäßig aussieht, als zum Beispiel die Piazza Unità und das Schloss Miramare, was jeder kennt. Das Gebäude wurde im sogenannten ‚Bruttalista‘-Stil nach dem Vorbild des Stadtplaners Le Corbusier erbaut. Es ist ein einzigartiges Beispiel für diese Stilrichtung nicht nur in der Stadt, sondern in ganz Italien.“

Sozialwohnbau Stadtteil Rozzol-Melara in Triest
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Sozialwohnbau in Rozzol-Melara

Günstiger als Drehs in Mailand, Rom oder Turin

Eine Stadt in der Stadt – mit einem Geschäft, Bars, einer Apotheke, langen Gängen und in der Mitte einem Treffpunkt für Bewohner, der zuletzt in der Serie „La porta rossa“ als Kulisse diente.

Die Kosten sprechen natürlich für die Stadt als Drehort, sagt Federico Poillucci: Im Vergleich zu den klassischen Drehorten Italiens wie Rom, Turin oder Mailand seien in Triest die Preise um ein Drittel oder viertel günstiger. Wenn sich die Filmteams oft tage- oder sogar wochenlang in Triest aufhalten, bringt das auch Geld zurück in die Stadt und die Region, sagt Federico Polliucci von der Filmkommission.

Gebäude im Alten Hafen von Triest
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Gebäude im alten Hafen von Triest

Eine Million Euro stellt die Region Friaul Julisch Venetien jedes Jahr zur Filmförderung zur Verfügung – zwischen 14 und 15 Millionen sind es laut Federico Poillucci, die wieder zurück in die Region fließen.

Trieste Film Festival – virtuelle Tour im Hafen von Triest
Trieste Film Festival
Führung durch den alten Hafen mit speziellen Brillen, die die Teilnehmer ans Original-Filmset versetzen

Zahlreiche Projekte in den Startlöchern

Heuer stehen einige Großprojekte an – zum Beispiel plant RAI 1 wieder eine Serie in Triest zu drehen. Außerdem soll die dritte Staffel von „Il silenzio dell’acqua“ für Canale5 in der Hafenstadt gedreht werden. Auch drei, vier größere Kinoproduktionen haben Interesse an Triest als Filmkulisse angemeldet.

Filmfestival: Auftakt mit Film über Fall Jägerstätter

Triest verwandelt sich dieser Tage von der Hafenstadt zur Filmstadt. Ab Freitag, dem 17. Jänner steht das „Trieste Film Festival“ auf dem Programm. Im Teatro Miela, im Antico Caffè San Marco aber auch an verschiedenen anderen Austragungsorten in Triest dreht sich bis kommenden Donnerstag alles rund um das mitteleuropäische Kino – und das heuer zum 31. Mal.

Zur Eröffnung des Festivals wird ein Film des amerikanischen Regisseurs Terrance Malik gezeigt, sagt Nicoletta Romeo, die das „Trieste Film Festival“ leitet. „A hidden life“ wurde zwischen Südtirol, Österreich und Sappada gedreht, sagt Nicoletta Romeo. "In dem Film wird der Fall Franz Jägerstätter dargestellt – die Geschichte des mittlerweile selig gesprochenen Kriegsdienstverweigerers aus Oberösterreich. Es sei dies jene eines kleinen Alltagshelden des Zweiten Weltkrieges, der für seine eigenen Werte einsteht – aber dafür mit dem Leben bezahlen musste, sagt Nicoletta Romeo.

Künstlergespräch bei Trieste Film Festival
Trieste Film Festival
Künstlergespräch im Antico Caffè San Marco

Zukunftsvisionen und eigenes Programm für Kinder

Historische Inhalte treffen auf moderne Technologie – bei Ausflügen in die virtuellen Realitäten der Zukunft – vu-art genannt, sagt Nicoletta Romeo. Das Publikum hat nicht nur die Möglichkeit Filme anzusehen, sondern auch mit deren Machern zu sprechen; Kinder bekommen ein eigenes kleines Festival mit Animationsfilmen, Werkstätten und ein Konzert mit Livemusik.

Insgesamt soll das Festival die vielschichte Kultur Triests wiederspiegeln und möglichst viele Interessierte – egal welcher Altersgruppe oder Herkunft – ansprechen, sagt Nicoletta Romeo: „Nicht nur die italienische Seele soll berührt werden – auch Slowenen, Österreicher, Kroaten, Juden, Griechen usw.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 18.1.2020

„Es ist ein Festival das alle Sprachminderheiten und gesellschafliche Randruppen ansprechen will“, sagt die Direktorin.

Trieste Film Festival – Frau mit Brille für Rundgang Virtuelle Realität
Trieste Film Festival
Virtuelle Realitäten können beim Festival ausprobiert werden

Fellini-Schwerpunkt zum 100. Geburtstag

Ein Schwerpunkt ist Federico Fellini gewidmet, der heuer seinen hundertsten Geburtstag feiern würde. Filmausschnitte – ungezeigte Interviews und neue Erkenntnisse über den italienischen Regisseur will das Organisationsteam rund um Nicoletta Romeo den Besuchern bieten … bis 23. Jänner in Triest.

Federico Fellini ist derzeit auch eine eigene Ausstellung in Triest gewidmet. Im „Magazzino delle Idee“ – bis 31. März – mehr dazu in Fellini-Schau in Triest.