Die jungen Segler wollen es beim „Ocean Race“ als erster österreichischer Teilnehmer mit den Besten der Besten des Segelsports aufnehmen. Was für Bergsteiger der Mount Everest ist für die Segler diese Regatta auf 65-Fuß-Rennyachten – einmal um den Globus, 45.000 Seemeilen und neun Monate auf engstem Raum auf hoher See. Es ist ein Kräftemessen, das die Sportler an ihre körperlichen und geistigen Grenzen bringt.
Das Ocean Race in Zahlen
Das Ocean Race ist eine seit 1973 alle vier und seit 2006 alle drei Jahre durchgeführte Segelregatta. Start ist im Oktober 2021 in Europa.
Die Route führt von Spanien durch den Atlantik, umrundet Afrika am Kap der Guten Hoffnung, führt durch den Indischen Ozean über den Südpazifik und rund um Kap Horn nach Süd- und Nordamerika und von dort wieder zurück nach Europa.
Insgesamt sind die Segler 260 Tage, also fast neun Monate, unterwegs. Die Regatta wird in Etappen gefahren und gilt als eine der härtesten Herausforderungen im Segelsport. Insgesamt werden, je nach Wahl der Etappen, 45.000 bis 80.000 Kilometer zurückgelegt.
Zwei Jahre werden die Vorbereitungen dauern. In Portopiccolo fand das erste Training statt.
„Alleine geht überhaupt nichts“
Teamleiter ist Julian Kircher aus Kärnten. Er beschreibt die teilweise gefährlichen Bedingungen des Rennens: „In gewissen Situationen weiß man: wenn etwas passiert braucht man circa zwei Tage, bis Hilfe kommt. Das heißt, man ist auf sich und das Team gestellt. Alleine geht überhaupt nichts, man kann nur im Team gemeinsam arbeiten. Das Schöne an dem Ganzen, was einen aber auch ehrfürchtig werden lässt, sind diese Gewalten, die da draußen sind. Das Meer ist nicht immer nett – es kann ganz schön böse werden. In diesen Situationen kannst du dich auf deine Freunde und Teamkollegen richtig gut verlassen. Das macht es auch extrem spannend und das macht auch den Reiz des Ganzen aus.“
Anna Luschan aus Salzburg sieht in der Koordination von zehn Personen eine besondere Herausforderung: „Die Manöver sind einfach schwierig und aufwändig und jeder kleinste Fehler kann fatal enden. Meine Aufgabe ist es derzeit, das Großsegel zu fahren. Es ist eine große Verantwortung für mich.“
Gekocht wird nur mit heißem Wasser
Wer mit vollem Körpereinsatz segelt muss auf eine ausreichende Kalorienzufuhr achten. Platzmangel am Schiff macht auch das Kochen zu einer Herausforderung.
Konstantin Kobale aus Wien gibt Einblick in das zum Teil entbehrungsreiche Leben an Bord: „Wir ernähren uns primär von gefriergetrocknetem Essen. Es ist die klassische Astronautennahrung, die man kennt. Grundsätzlich nur heißes Wasser aufkochen und in den Beutel hineingießen ist eigentlich die einzige Möglichkeit, wie wir am Schiff warme Mahlzeiten zubereiten können.“
Sendungshinweis:
„Servus, Srecno, Ciao“, 28.9.19
„Man ist ständig in Alarmbereitschaft“
Zeit zum Entspannend und etwas Ruhe gibt es maximal, wenn es windstill ist, sagt Konstantin Kobale: „Man hat eine fixe Wacheinteilung – auch wenn man gerade off-watch ist, also nicht aktiv segelt, ist man trotzdem immer wieder für Manöver an Deck. In der Zeit, wo die andere Wache gerade arbeitet, hat man Zeit für Körperhygiene, Essen, Nahrung zubereiten und all diese Geschichten.“
Maja Siegenthaler aus der Schweiz sagt dass Nervosität immer ein Thema sei: „Ich glaube das kann man auch nie ablegen. Aber für mich ist Nervosität immer ein gutes Zeichen. Das heißt, dass ich mich nicht davor fürchte, aber ich habe vielleicht Respekt und ich weiß, was auf mich zukommen könnte. Das ist ein gutes Sicherheitstool, um die Reaktionen auf dem Boot zu beeinflussen.“
Auch der Organisationsaufwand und die Kosten sind enorm, sagt Stephany Sigott, die für die Öffentlichkeitsarbeit des „Austrian Ocean Race Project“ zuständig ist: „So ein Boot kostet neu um die 6,5 Millionen Euro. Ein Satz Segel kostet 400.000 Euro. Wir sind gerade am Anfang beim Training. Wir müssen echt schauen, dass nix kaputt geht, weil alle noch nicht so erfahren sind auf diesen Booten. Wenn da etwas kaputt geht ist gleich einmal sehr viel Geld weg.“ Man sei auch noch auf der Suche nach einem Hauptsponsor.
Bootstaufe am 11. Oktober
Nach den ersten gemeinsamen Übungseinheiten freut sich das Team ds „Austrian Ocean Race Project“ auf die Bootstaufe in Portopiccolo am 11. Oktober. „Wir haben das Angebot von Portopiccolo bekommen, uns zu unterstützen. Das haben wir dankbar angenommen. Wir bekommen viel Unterstützung von der Marina und dem ganzen Umfeld. Für unsere Teamkollegen und Sportler gibt es keinen schöneren Platz zum Arbeiten und Trainieren als hier“, so Teamleiter Julian Kircher. Noch ist der Name streng geheim. Am 13. Oktober wird die Volvo65 dann unter ihrem neuen Namen bei der 51. Barcolana in See stechen.
In Portopiccolo finden ab 20. Oktober unter dem Motto „Save the Taste“ in regelmäßigen Abständen Themenabende mit Verkostungen regionaler Spezialitäten statt, zubereitet von Spitzenköchen aus ganz Italien.