Die Gemeinde Polcenigo zählt zu den „Borghi più belli d’italia“, den schönsten Dörfern Italiens. Das Korbflechten hat hier eine lange Tradition. Vor exakt 346 Jahren fand hier zum ersten Mal die „Antica fiera dei cesti“ statt, erzählt Angela Sanchini, Präsidentin des Vereins „Borgo Creativo“: „Die Leute kamen immer am ersten Sonntag im September hierher, um Körbe für die bevorstehende Weinlese zu kaufen. Ursprünglich fand dieser Jahrmarkt in Santissima, an der Quelle des Livenza-Flusses statt. Später wurde er dann ins Zentrum von Polcenigo verlegt.“
Dort, im Zentrum von Polcenigo findet er noch heute statt – unter dem Namen „thést“, was im örtlichen Dialekt für Korb steht.
200 Korbflechter aus ganz Italien kommen zusammen
Nicht nur für viele Besucher, auch für Korbflechter aus Nah und Fern hat die Teilnahme schon Tradition. Tania Donazzon, Präsidentin des örtlichen Tourismusverbandes, sagt, dass sich heuer mehr als 200 Korbflechter aus ganz Italien angemeldet haben: „Es ist eine Ehre, dass so großes Interesse besteht.“
Ein Korb für jeden Zweck
Jeder der Körbe erfüllt einen bestimmten Zweck – zum Beispiel gibt es Körbe, die sich für den Fischfang oder den Transport von noch lebenden Meerestieren eignen.
Sendungshinweis:
Servus, Srecno Ciao, 31. August 2019
Korbflechterin Elis Mirandola erklärt, dass Weidenruten meistens das Ausgangsmaterial sind: „Von Region zu Region gibt es Unterschiede. In der Gegend um Policenigo kommt auch das Holz von Nussbaum und Kastanie zum Einsatz.“ Mit der sogenannten „cavra“ werden die Bestandteile für den Korb vorbereitet, die später dessen Gerüst bilden und für Stabilität sorgen.
Bauern tauschten Körbe gegen Reis
Die „cesteria di montagna“ ist die typische Technik, wie in den Bergen Körbe geflochten werden. Die Ursprünge gehen bis in die Römerzeit zurück.
Giovanni Claudio Zuffo sagt, dass diese Art von Korb „sesto“ heißt. „Wir dachten zuerst, dass das auf das venezianische Dialektwort für Korb zurückgeht. Es handelt sich aber um eine Maßeinheit: Sechstel eines Zentners“, so Zuffo. Gemessen wurde damit zum Beispiel die Menge an Reis, für die die Bauern aus den Bergen ihre handgefertigten Körbe eintauschten, um ihre kinderreichen Familien zu ernähren.
Uraltes Wissen wird weitergegeben
Erlernen kann das Korbflechten jeder. In Polcenigo gibt es eine eigene Schule, wo das uralte Wissen an Interessierte weitergegeben wird, sagt Vereinspräsidentin Angela Sanchini: „Die Kinder fangen mit einfachen Dingen wie zum Beispiel Sternen an. Dann steigert sich langsam der Schwierigkeitsgrad. Aber nach einem Kurstag kann man schon seinen fertigen Korb mit nach Hause nehmen.“
Kurse für jedermann am „Sagra dei Cesti“
Eine der Absolventinnen ist die gebürtige Kärntnerin Ines Falanga, die seit 30 Jahren in Polcenigo lebt: „Ich hab das vorher nicht gewusst. Ich hab das erst, als ich nach Polcenigo gezogen bin, hier erfahren. Nachdem mir immer gefallen hat, dass man etwas bastelt oder eine Handarbeit macht, hab ich mich entschlossen, mich in dem Kurs einzuschreiben. Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Wer das traditionelle Korbflechterhandwerk unserer Nachbarregion kennenlernen möchte, hat am 31. August und 1. September in Polcenigo Gelegenheit dazu.