zwei Esel
ORF
ORF

Fagagna feiert mit Eseln und Mittelalterfest

Die Fagagnesi, wie die Einheimischen von Fagagna in der Provinz Udine heißen, haben Anfang September allen Grund zu feiern: Das Eselrennen und der „Palio dei Borghi“ stehen an. Die Vorbereitungen laufen jetzt schon auf Hochtouren.

Noch sind die Eseldamen Sissi, Michelina, Lisa und Beppina ganz entspannt. Ihnen steht – gemeinsam mit 21 ihrer Artgenossen aus ganz Friaul ein spannendes Rennen bevor – bei der „corsa degli asini“. Dieser Brauch hat seinen Ursprung im 8. Jahrhundert und lockt seit 129 Jahren, immer am ersten Septemberwochenende, viele Besucher an.

„Jockey muss einiges aushalten, Esel bleiben unberührt“

Es sind mehrere Rennen, bei denen vier oder fünf Esel und ihre Jockeys gegeneinander antreten. Austragungsort ist der Hauptplatz von Fagana. Die Rennreiter sitzen auf einem kleinen Wagen mit zwei Rädern, auf Friulano “barèle" genannt. Dieser wird von einem Esel gezogen.

Eselrennen
ORF
Am Hauptplatz wird fleißig für das große Rennen geprobt

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao am 31. August 2019

Esel Beppina soll auch heuer gewinnen

Egidio Lesani hat 1978 mit 13 Jahren zum ersten Mal teilgenommen. Er ist Jockey in dritter Generation und hat selbst sechs Esel. Mit „Beppina“ verbindet ihn seit 15 Jahren eine besondere Beziehung. Sie ist die amtierende Siegerin und hat in den letzten Jahren neun von elf Rennen gewonnen. Einmal pro Woche trainieren sie, denn auch dieses Mal wollen sie wieder unter den Ersten sein: „Es gibt vier Qualifikationsrunden. Dann gibt es zwei Semifinale zu jeweils vier Runden. Das Finale umfasst fünf Runden.“ Das schnellste Gespann gewinnt.

Esel wird gezogen
ORF
Esel Beppina und ihr Jockey Egidio Lesani wollen auch dieses Jahr wieder gewinnen

Egidio Lestani erklärt, dass die wichtigste Regel darin bestehe, dass die Tiere nicht berührt oder geschlagen werden dürfen: „Als Jockey muss man schon einiges einstecken können, aber die Esel unter keinen Umständen.“

Ausgang des Rennens meist ungewiss

Oft eine wahre Geduldsprobe für die Jockeys – denn die Tiere machen ihrem Ruf als „Sturköpfe“ oft alle Ehre. „Sie können einfach nicht anders“, zeigt die Erfahrung im Rennstall „Persello“ von Cristina Zaninotto: „Wenn sie mögen, rennen sie – wenn nicht, dann nicht. Der Esel ist ja nicht zum Rennen gemacht. Er muss also schon wirklich Lust dazu haben. Sonst macht er alles andere – aber nur nicht laufen.“

Karotten zum Ansporn würden aber schon manchmal helfen – und regelmäßiges Ausdauertraining für Mensch und Tier.

Das Publikum ist begeistert
ORF
Schon bei den Proben fesselt und unterhält der Wettkampf das Publikum, das auf der Tribüne sitzt.

Stadtviertel treten gegeneinander an

Auch die Vorbereitungen für den „palio dei borghi“, der immer am zweiten Wochenende im September stattfindet, laufen auf Hochtouren: eine Art Fest, bei dem die Bewohner der unterschiedlichen Stadtviertel bei theatralischen Darbietungen gegeneinander antreten.

Bei den Proben sieht noch alles recht leger und freundschaftlich aus – aus gutem Grund, wie man uns erklärt: Bis zum „Palio“ am 8. September bleibt alles, was die einzelnen Gruppen vorbereitet haben, bis auf ihre Fahnen streng unter Verschluss.

Eleonora Corazza fungiert als „Kapitänin“ des „Borgo Pic“. Sie sagt, dass fast jeden Abend an den Kostümen und der Dekoration gearbeitet wird. Eine Jury kürt am Ende des Tages den Gewinner, der durch besonders Können bei der Darstellung hervorsticht. „Diese Tradition liegt uns allen hier in Fagana im Blut“, sagt sie.

Flaggen für das Fest in Fagagna
ORF
Noch sind die Kostüme streng geheim – nur die Flaggen werden schon vorab präsentiert

Hunderte Komparsen wirken mit

An die 500 Komparsen in mittelalterlichen Kostümen verwandeln Fagagna in eine mittelalterliche Stadt voller Musik, Tanz und mittelalterlicher Atmosphäre.

Chiara Pecile, Kulturreferentin von Fagagna, ist überzeugt, dass Veranstaltungen wie diese die Dorfgemeinschaft zusammenschweißen: „Egal ob jung oder alt – alle sind dabei und sorgen dafür, dass diese Tradition Bestand hat, auch in schwierigen Zeiten, wie diesen.“

Giancarlo Lizzi vom Ortsmarketing in Fagagna sagt, dass an die hundert freiwilligen Helfer für das leibliche Wohl sorgen und Spezialitäten zubereiten, zum Beispiel vom Grill oder typische Frigga zubereiten werden.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Artistinen auf dem Fest in Fagagna
Gigi Tromba
Eine Gruppe Frauen in gelben Blumenkostümen
Gigi Tromba
Kinder stellen Schüler eines asiatischen Tempels nach
Gigi Tromba
Eine Gruppe Darsteller
Gigi Tromba
Darsteller stellen Venedig dar
Gigi Tromba
Eine Gruppe Darsteller
Gigi Tromba

Federica Barbarino vom Tourismusbüro Fagagna freut sich, dass nicht nur die Einheimischen, sondern auch Leute von auswärts voller Einsatz und Leidenschaft bei der Sache sind: „Das gemeinsame Vergnügen ist das Wichtigste.“ Zwei Wochenenden stehen Fagagna also bevor – an denen letztendlich der Kampfgeist dem gemeinsamen Vergnügen nicht im Wege stehen soll.