Die Alpen-Adria-Region ist für Georg Lux und Helmuth Weichselbraun ein „Abenteuerspielplatz“. Sie leben einen „Bubentraum“, wie sie sagen und gehen so oft es geht auf Entdeckungsreise im Dreiländereck. Tipps von Einheimischen sind jederzeit willkommen, sagt Autor Georg Lux: „Überall gibt es eine Sage, eine historische Begebenheit, die es wert ist erzählt zu werden. Die recherchieren wir dann, fotografieren das, schreiben es auf, damit es eben niemand vergisst.“
In ihrem aktuellen Buch geht es um Plätze mit einer dunklen, mysteriösen Seite – fündig wurden sie zum Beispiel im 13 Kilometer langen Raccolanatal, das Chiusaforte mit dem Wintersportort Sella Nevea verbindet. Die Straße durch das Tal folgt dem Verlauf des Gebirgsbaches Raccolana.
Siedlung seit Erdbeben unbewohnt
Oberhalb des Dorfes Saletto gibt es eine Siedlung, wo seit dem Erdbeben 1976 niemand mehr wohnt, sagt Georg Lux: „Man sieht teilweise noch die Badezimmereinrichtung, die Betten, Kleidungsstücke und Kochtöpfe. Die Menschen waren offenbar damals durch das verheerende Erdbeben so schockiert oder haben das als Auslöser gesehen, dass sie gesagt haben: Ok, es ist ja wirtschaftlich auch schwer hier, im Winter liegen zwei Meter Schnee. Es ist schwer erreichbar das Tal – dass sie es endgültig verlassen haben. Man hat hier 1976 nach einer großen Zerstörung die Zeit angehalten. Seit dem ist nichts mehr passiert, außer dass sich die Natur den Platz wieder zurück erobert.“
Dunkle Plätze bieten fotografische Herausforderung
Fotograf Helmuth Weichselbraun: „Es gibt eben die Paradiese und es gibt die dunklen Plätze. Beides hat eine Faszination. Die Paradiese sind sehr schön zu fotografieren, aber die dunklen Plätze sind auch sehr spannend. Das ist anspruchsvoller von der Fotografie her, es ist düsterer – da braucht man Licht. Und vor allem sie verändern sich auch. Das heißt, ein Platz wie der, der ist immer Veränderungen unterworfen.“
Ein schaurig-schöner Wasserfall
Fans von Fantasyfilmen fühlen sich hier, beim Goriuda-Wasserfall, an Mittelerde aus „Der Herr der Ringe“ erinnert. Aus einer Höhe von 80 Metern stürzt hier das Wasser aus einer Karstquelle hinab. Der feine Sprühregen, der sich in der Umgebung bildet, soll das körperliche Wohlbefinden und die Erholung steigern.
Georg Lux: „Der Gorjuda-Wasserfall ist noch nicht lange ein Paradies. Er schaut zwar paradiesisch aus, aber hier hat der Sage nach einst ein Ungeheuer gelebt, ein menschenfressendes Ungeheuer – in der Halbhöhle hinter dem Wasserfall. Das ist dann von den Bewohnern des Tales erledigt worden mit geheiligter Munition. Da hat man in die Schrotkugeln Kreuze geritzt und mit Wachs aus der Osterkerze versetzt. So hat man sich quasi von diesem Ungeheuer befreit, an dessen Name nur mehr der Wasserfall erinnert.“
Heute braucht tatsächlich niemand mehr Angst zu haben, der hierher kommt. Wer auf Nummer sicher gehen und die Höhle auch von innen besuchen möchte, kann mit Höhlenforschern auf geführte Erkundungstouren gehen. Denn Sicherheit geht vor – das wollen auch Georg Lux und Helmuth Weichselbraun den abenteuerlustigen Lesern ihrer Bücher mit auf den Weg geben.
Zum Buch
Das Buch „Vergessen & verdrängt“ von Georg Lux und Helmuth Weichselbraun ist im Styria Verlag erschienen und im Handel erhältlich. ISBN: 978-3-222-13636-8
Sendungshinweis:
Servus Srecno Ciao, 17.8.2019
Durch Zufall an einem Lost-Place
In Italien „stolperten“ die beiden regelrecht in ein weiteres Abenteuer, erinnert sich Georg Lux: „Wir waren eher durch den Lost-Place, durch das Optische, angezogen und haben dann inhaltlich herausgefunden, dass in einer stillgelegten Psychiatrie in der Nähe von Mailand, der faschistische Diktator Benito Mussolini seinen geheimen Sohn verschwinden hat lassen, also töten hat lassen. Dort waren wir auch unterwegs, haben tolle Fotos gemacht und durften diese Geschichte aufrollen. Ich glaube erstmals in einem deutschsprachigen Buch.“
Dark Places auch in Slowenien und Kärnten
Aber nicht nur in Italien lassen sich dunkle Orte finden, auch in Slowenien und Kärnten lassen sich so einige unheimliche Orte finden. In Slowenien stießen die beiden, z.B. auf Höhlen, die offensichtlich als Gefängnis genutzt wurden. Georg Lux: „Man kann nicht genau sagen von wem – vielleicht von den Römern, vielleicht von den Illyrern oder später zur Zeit der deutschen Besatzung oder auch von den Partisanen. Man weiß es nicht“ Es gäbe, so Lux viele ungeklärte Rätsel, die sie auch in ihrem Buch niedergeschrieben haben.
Nicht nur in den Nachbarregionen, auch im „Heimatbundesland“ Kärnten entdecken die beiden immer wieder spannenden Stoff für ihre Bücher, wie z.B. das Schloss Porcia in Spittal an der Drau, in dem es angeblich spuken soll. Dort hätten die beiden sogar eine Nacht verbracht, sagt Lux. Auch haben die Kärntner sich auf die Spuren der letzten offiziell gefolterten Mordverdächtigen in Österreich gemacht, der Faschaunerin in Gmünd, so Lux.