Mahler-Jugendorchester auf Konzertreise

Pordenone ist heuer wieder Sommerresidenz für die Musiker des Gustav Mahler Jugendorchesters. Mehr als hundert Nachwuchsmusiker aus ganz Europa proben für ihre heurige Konzertreise, die sie quer durch Europa führt. Konzerte in Aquileia und Görz machen den Auftakt.

Die jungen Musiker verbringen zwei Wochen lang mit Proben. Das Pensum, das sie erarbeiten müssen, ist groß, sagt Marlene Muthspiel: „Wir spielen viele große, sehr bekannte Stücke, unter anderem ‚Le sacre du printemps‘ von Strawinski und Mahlers Fünfte. Das sind sehr schwere Stücke. Das ist schon eine sehr große Herausforderung. Es ist noch viel zu arbeiten, aber es wird sicherlich großartig werden. Im Endeffekt funktioniert dann immer alles, auch wenn man sich das am Anfang nicht vorstellen kann.“

12.08.18 SSC Gustav Mahler Jugendorchester GMJO Pordenone

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Gustav Mahler Jugendorchester

Auftritte in größten Häusern Europas

Die Chellistin aus Österreich ist heuer zum zweiten Mal bei der Sommertournee dabei. Damit sei für sie ein Traum in Erfüllung gegangen: „Das ist wirklich ein großes Privileg. Ich weiß, das können nicht alle haben, aber ich bin sehr, sehr froh, dass ich ein Teil davon sein darf. Wir spielen in den größten Häusern Europas. Es ist vor jedem Konzert, wenn man dann wieder in eine neue Halle kommt, schauen zuerst einmal alle so - wow, jetzt bin ich zum ersten Mal im Konzertgebau oder in der Elbphilharmonie in Hamburg. Es ist großartig. Man kann sich das Gefühl kaum vorstellen, wenn man es nicht einmal erlebt hat. Es ist wirklich toll.“

Für viele Nachwuchstalente ist das Engagement beim Gustav Mahler Jugendorchester ein Sprungbrett für eine spätere Karriere als Orchestermusiker, sagt die Musikerin: „Im Endeffekt ist es schon so, dass viele, die hier mitspielen oder mitspielt haben im Endeffekt dann in den großen Orchestern Europas sitzen. Es ist natürlich nicht vorausgesagt, dass man dann eine Stelle bekommt, aber man spielt auf jeden Fall an der Spitze mit. Es ist schon toll, wenn man da dabei sein kann. Ich hoffe natürlich, dass es für mich auch soweit kommt.“

12.08.18 SSC Gustav Mahler Jugendorchester GMJO Pordenone

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Proben in Kleingruppen und gemeinsam

Bevor das Orchester gemeisam auf der Bühne steht wird - unter der Anleitung von Dozenten und professionellen Musikern - in Kleingruppen geprobt, sagt Alexander Meraviglia-Crivelli, der Generalsekretär des Gustav Mahler Jugendorchesters: „Das Besondere ist, dass die Vorbereitung für ein solches Projekt unglaublich in die Tiefe geht. Sie haben nicht wie bei einem normalen, professionellen Orchester vielleicht drei Tage Proben, sondern sie haben hier insgesamt einen Zeitraum von fast zwei Wochen, wo das Projekt von der Pike auf, in jeder einzelnen Gruppe und dann auch in Tutti-Proben erarbeitet und einstudiert wird.“

SSC Claudio Abbado Gustav Mahler Jugendorchester

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Claudio Abbado dirigiert das Gustav Mahler Jugendorchester

„Symbol für grenzenloses Europa“

Bald geht es für die jungen Musiker auf Konzertreise quer durch Europa. Was heute Realität ist war zu jener Zeit, als das Orchester in den 1980 Jahren gegründet wurde, noch mehr ein Wunschdenken. 1986 gründete Claudio Abbado das Gustav Mahler Jugendorchester als Symbol für die Überwindung von Grenzen.

Diese waren ja damals in Europa sehr konkret, erinnert sich Alexander Meraviglia-Crivelli an die Anfangszeit des Gustav Mahler Jugendorchesters: “Es war ein Ost-West-Orchester, wo erstmals Musikerinnen und Musiker des damaligen Ostblocks gemeinsam mit Österreichern Musik machen konnten. Damals konnte keiner absehen, was 1989-1990 und heute für uns eine Realität ist, dass wir frei miteinander sprechen und arbeiten können."

Gleichzeitig sei der Ansatz aktueller denn je: "Man darf sich heute schon fragen, ob es nicht ein wichtiges Zeichen ist, dass wir ein Orchester haben, eine Kulturinstitution, die grundsätzlich allen europäischen Nationen offen steht und wo Musikerinnen und Musiker sich kennenlernen, gemeinsam Musik machen und all diese Länder bereisen können. Das ist auch heute keine Selbstverständlichkeit. Europa ist mehr als die EU und Europa geht weiter als das, was wir uns heute vielleicht vorstellen können.”

SSC Claudio Abbado Gustav Mahler Jugendorchester

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Claudio Abbado, der Gründer des GMJO

Unterschiedliche Charaktere formen Einheit

Das Gustav Mahler Jugendorchester steht unter dem Patronat des Europarates - und so gibt es ein buntes Miteinander der Nationen und ein Kennenlernen der unterschiedlichen Mentalitäten - nicht nur beim Musizieren, sondern auch bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Neben all den Proben soll auch der kulturelle Austausch nicht zu kurz kommen. Das war dem Gründer des Gustav-Mahler-Jugendorchesters wichtig. So nutzen die Orchestermitglieder jede freie Minute, um Pordenone zu erkunden und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennenzulernen.

Sendungshinweis:

„Servus, Srečno, Ciao“, 14.8.18 ==

Maxime Pidoux aus Frankreich ist heuer das zweite Mal bei der Sommerkonzertreise dabei. Er konnte schon viele Freundschaften mit Musikern aus anderen Nationen knüpfen. Dabei bewahrheitet sich so manches Klischee, wie lachend gesteht: „Die Spanier sind ja eher spät dran glaube ich, sie sind ein bisschen langsam im Vergleich zu den Deutschen, die in der Früh sehr fit sind und später am Abend nicht mehr. Aber das ist dann oft lustig. Aber dann machen wir Musik und sind alle da für die Musik. Man merkt das dann nicht mehr. Wir sind eine Einheit.“

SSC Gustav Mahler Jugendorchester GMJO Pordenone

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Schlagwerk-Probe

„Begeisterung ist ansteckend“

Marika Saccomani, die Direktorin des „Teatro Comunale Giuseppe Verdi“ in Pordenone, empfindet die Begeisterung der jungen Musiker als ansteckend: Sie würden voller Tatendrang und Leidenschaft für die klassische Musik stecken - sagt sie. Etwas, das man sonst ja nicht unbedingt bei jungen Menschen wiederfinden würde. Hier aber erfahre man durch sie, was einem die klassische Musik tatsächlich geben kann, sagt Marika Saccomani.

Konzerttermine der GMJO-Sommertournee

Am 14. August tritt das Gustav Mahler Jugendorchester in Aquileia auf und am 15. August in Görz. Danach stehen unter anderem Auftritte bei den Salzburger Festspielen, in der Elbphilharmonie in Hamburg und in der Semperoper in Dresden auf dem Programm.

„Natürlich würde es uns sehr freuen, wenn wir bald wieder über die Grenze nach Kärnten schauen könnten. Wir haben eine Geschichte mit dem Carinthischen Sommer - ich bin auch mit Herrn Bleck in Kontakt und jetzt hoffen wir natürlich, dass es gelingt, dass wir wieder zusammenkommen“, so Meraviglia-Crivelli.

Anfang September kehren die Musiker nach Pordenone zurück, wo sie - am 3. und 4. September - den Konzertreigen ihrer heurigen Sommertournee abschließen werden.

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