Stadttheater: Erfolgreiche „La Traviata“-Premiere

Mit einer gegenwartsnahen Inszenierung der Oper „La Traviata“ ist das neu renovierte 14. September in die neue Saison gestartet. Die stimmsicheren Darsteller begeisterten das Publikum.

Als Glücksfall erwies sich bei der Eröffnungspremiere des Stadttheaters Donnerstagabend die gegenwartsnahe Inszenierung von Giuseppe Verdis Klassiker „La Traviata“ durch den Franzosen Richard Brunel. Mit stimmsicheren Darstellern gelang ein anrührender Opernabend. In der Klagenfurter Inszenierung ist Violetta ein Modell, die gesamte Geschichte ist ins Heute verlegt, in die Welt der Hochglanzmagazine, die Welt der Reichen und Schönen.

Theater Stadttheater Klagenfurt Oper Traviata

ORF

In der Inszenierung wurden aktuelle Themen eingearbeitet

La traviata, das bedeutet aus dem Italienischem übersetzt: „Die vom Weg Abgekommene“. Hauptperson im Stück spielt Violetta, ein Partygirl und Fotomodell für frivole Hochglanzjournale, ihr Geliebter Alfredo ist ein junger aufstrebender Politiker. Bei ihrer Uraufführung im Jahr 1853 in einem venezianischen Opernhaus war „La Traviata“ noch ein Skandal. Ein zeitgenössisches Werk über das Leben und Sterben einer Edelkurtisane wurde vom Publikum nicht akzeptiert.

Kampf gegen Gesellschaftsnormen und Krebs

Die Klagenfurter Inszenierung von Regisseur Richard Brunel, zeigt die „Traviata“ als selbstbewusste Frau, die ihre Freiheit sucht und mit Fotoshootings ihr Auslangen findet, aber dennoch von den Männern bestimmt wird. Violettas Leben ist ein ständiger Kampf zwischen äußerem Erscheinungsbild und persönlichem Empfinden. Mit der Kraft ihrer Liebe zu Alfredo kämpft sie gegen Gesellschaftsnormen und ihre Krebserkrankung an.

Claudia Boyle, die Darstellerin von Violetta sagt über ihre Rolle: „Sie erscheint sehr leicht als Opfer. Mir ist es aber besonders wichtig sie als starke und sympathische Frau darzustellen“.

Tragisches Ende vor erhofftem Neubeginn

Um Alfredos Familie nicht in Misskredit zu bringen, fordert der Vater sie auf, ihrer Liebe zu entsagen und legt auch dem Sohn die Trennung nahe. Violetta spielt Alfredo eine Komödie vor und kehrt in die vergnügungssüchtige Partywelt zurück. Er jedoch kann damit nicht umgehen und brüskiert die „Traviata“.

Sendungshinweis:

Kärnten Heute, 13.09.2017

Erst im Sterben gesteht Violetta dem reumütig zurückgekehrten Alfredo die Wahrheit. Beide möchten die Vergangenheit vergessen und neu beginnen. Doch es ist zu spät. Violetta verliert ihren Kampf gegen den Krebs und stirbt. „In der Oper geht es um eine gutbürgerliche Gesellschaft, die für ein wenig Vergnügen bezahlt. Aber sobald das reine Vergnügen in wahre Gefühle umschlägt und die Konformität aufgebrochen wird, dann will man das nicht wahrhaben und versucht es auszumerzen“, so der Regisseur über sein Stück.

Theater Stadttheater Klagenfurt Oper Traviata

ORF

Die Versöhnung des Paares kommt zu spät

Über die Käuflichkeit von Beziehungen

Als Violetta in der Sterbeszene nach knapp zweieinhalb Stunden fast heiter im Scheinwerferlicht steht, bleibt nur ihr gerahmtes Foto am Krankenbett im Schatten zurück, um das die Trauernden wie erstarrt sitzen. Es ist nur eines von vielen starken Bildern, die sich das Regie-Team hat einfallen lassen. Richard Brunel und seine Dramaturgen Catherine Ailloud-Nicolas und Markus Hänsel stellen in der Klagenfurter Inszenierung das Bild des weiblichen Körpers in den Mittelpunkt und interpretieren so die Kritik an bourgeoiser Doppelmoral und der Käuflichkeit von Beziehungen.

Schon zu Beginn des zweiten Aktes war als erste große Unterbrechung des Bühnengeschehens ein Filmausschnitt aus Jean-Luc Godards „Die Verachtung“ mit Michel Piccoli und Brigitte Bardot zu sehen. Die intime Szene leitet zur kurzen Idylle zwischen Violetta und Alfredo und ihrem Leben auf dem Land über - und wieder sind es Bilder von Körpern, diesmal von Film-Ikonen, die Weiblichkeit thematisieren.

Kleine Fußnote: Nach fast drei Stunden Oper konnte das Premierenpublikum entspannt aufstehen. Die neue Bestuhlung des Theaters erwies sich als Segen für die Besucher. „La Traviata“, ist ab 14. September zwei Monate lang regelmäßig im Stadttheater Klagenfurt zu sehen.

Links: