Dispozinsen-Abzocke bei Banken

Banken bekommen derzeit am Markt Geld so billig wie noch nie. Um nur 0,5 Prozent können sich die Institute Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen. Die Kunden spüren davon nichts, sie zahlen für die Überziehung des Basis-Girokontos Zinsen bis zu knapp 17 Prozent.

Stiftung Warentest hat es in Deutschland aufgedeckt, jetzt sorgen die hohen Überziehungszinsen auch in Österreich für Diskussionen und Kritik. Wer sein Konto in Österreich überzieht, dem greifen die Banken ordentlich in die Tasche. Das zeigt eine Recherche bei in Kärnten tätigen Instituten.

Zinssätze zwischen 13 und 16,7 Prozent

Die Zinssätze gelten für normale Privatkonten. Angenommen wird ein Überziehungsrahmen von 1.000 Euro. Wer sein Konto bis zu diesen 1.000 Euro überzieht, zahlt bei der Hypo Alpe Adria Bank bis zu 11,7 Prozent Sollzinsen. Wird der Rahmen über diese 1.000 Euro hinaus belastet, kommen noch einmal fünf Prozent dazu. Macht also geschmalzene 16,7 Prozent für die Überziehung des Kontos.

Bei der Sparda Bank Villach müssen Kunden bis zu 16 Prozent Verzugszinsen zahlen. Die Raiffeisen Landesbank Kärnten und die Kärntner Sparkasse verlangen maximal 15,5 Prozent. Bei der Bawag sind es bis zu 13 Prozent. Und wer bei der Bank für Kärnten und Steiermark sein Konto innerhalb des Rahmens überzieht zahlt 8,25 Prozent Sollzinsen, über den Rahmen hinaus dann 13,25 Prozent.

Banken zögerlich bei Auskunft zu Zinsen

Doppelt würden diese hohen Zinsen jene treffen, die ohnehin nicht viel Geld zur Verfügung haben und das Konto oft für Lebenserhaltungskosten überziehen müssen, kritisieren Konsumentenschützer. Es ist auch alles andere als einfach, die Höhe der Zinsen für Konto-Überziehungen als normaler Kunde zu erfahren. Bei vielen Banken heißt es, "...keine Auskunft". Auch ORF-Redakteur Horst Sattlegger wurden die meisten Anfragen nur schriftlich beantwortet. Zu einem Interview war kein Bankenvertreter bereit.

Damit werden Vergleiche für Kunden schwierig. Obwohl die Banken laut Preisangabeverordnung verpflichtet seien, alle Entgelte für wesentliche Leistungen zu veröffentlichen, sagen die Experten des Vereins für Konsumenteninformation. Dazu gehöre auch die Höhe des Dispo- oder Überziehungszinssatzes.

Zwei Prozent über deutschen Zinssätzen

Österreichs Banken verlangen im Schnitt um mehr als zwei Prozent mehr für Kontoüberziehungen als deutsche Banken. Die Institute begründen das mit einem höheren Ausfallsrisiko. Die Konsumentenschützer hingegen sprechen von „Abzocke“. Das Ausfallrisiko bei Überziehungskrediten liege bei 0,2 Prozent und damit weit unter dem eines Ratenkredites.