Kanalgrabungsarbeiten
ORF
ORF

„Aufgezeigt“: Kein Anschluss an Kanal

Vier Familien der abgelegenen Ortschaft Unterholz bei Lavamünd haben bisher aus Kostengründen keinen Anschluss an den Gemeindekanal bekommen. Doch weil die Gemeinde bei anderen Baustellen gespart hat, könnte es eine Lösung geben.

Zum Schutz des Trinkwassers sind in Kärnten Sickergruben seit 20 Jahren verboten, 2018 lief auch die Übergangsfrist aus. Häusliches Abwasser muss entweder in den Gemeindekanal eingeleitet oder in privaten Kläranlagen gereinigt werden. Auch dichte Senkgruben sind zum Beispiel für Almhütten oder Ferienhäuser erlaubt. Durch eine Kanalbau-Offensive im ganzen Land sollen möglichst viele Häuser an das Gemeinde-Kanalnetz angeschlossen werden.

Familie wohnt abgelegen

In Unterholz bei Lavamünd gehen die Wogen hoch. Weil der Gemeindekanal bei der Erstberechnung vor einigen Monaten unwirtschaftlich war, wurden vier Familien, die etwas abgelegen am Waldrand wohnen, nicht angeschlossen und wehren sich jetzt mit dem ORF-Aufgezeigt-Team dagegen. Andreas Ninaus sagte, alle anderen seien angeschlossen, und seine Familie nicht. Er habe oft beim Bürgermeister und habe die Antwort erhalten, dass das nicht gehe.

Gudrun Maria Leb lässt sich die Pläne zeigen
ORF
Gudrun Maria Leb lässt sich Pläne zeigen

700 Meter bis zum nächsten Anschluss

Es sind nur 700 Meter zum nächsten Anschluss, aber es braucht jedenfalls eine Pumpstation, weil die Siedlung in hügeligem Gelände liegt. Pumpstationen sind teuer, bestätigte der Planer für Lavamünd, Günther Findenig. Er rechnete für die vier Familien in Unterholz drei Varianten für die Abwasserentsorgung durch: Den Anschluss an den öffentlichen Kanal, dass sich mehrere Objekte zusammenschließen und eine Gemeinschaftsanlage errichten oder dass jeder für sich eine eigene Anlage einrichtet.

Gudrun Maria Leb und Barbara Pucker
ORF
Gudrun Maria Leb mit Barbara Pucker

Die Kosten für die Errichtung, für den Betrieb und eventuelle Rückzahlungen werden mit eingerechnet. Die wirtschaftlich günstigste Variante wird gefördert. Planer Findenig kommt zu dem Ergebnis, dass für Unterholz die Variante mit dem Kanalanschluss eindeutig nicht rentiere: „Wir haben relativ wenige Einwohner und eine relativ große Länge der Pumpleitung und eine Pumpstation. Diese Kombination hat den Ausschlag gegeben, dass die Variante Unterholz-Kanal nicht förderfähig wäre.“

Kanalschacht
ORF
Die Gemeinde spart bei den Kosten für andere Bauarbeiten

Barbara Pucker von der Wasserrechtsabteilung des Landes bestätigte, dass die Waldrandsiedlung auch gar nicht angeschlossen werden müsse. Sie liege so weit außerhalb von größeren Siedlungsbereichen, dass die Gemeinde nicht verpflichtet sei, dort zu entsorgen.

Anrainer lehnen Kleinkläranlage als Kompromiss ab

Die Gemeinde muss Siedlungen mit mehr als 50 Einwohnern anschließen. Die betroffenen vier Familien bestehen aus umgerechnet zwölf Menschen, das sei zu wenig. Die Alternative aus Sicht der Wasserrechtlerin besteht darin, eine wasserrechtliche Genossenschaft zu gründen und eine Kleinkläranlage zu bauen. „Dann gäbe es auch die Förderungen von Seiten des Bundes und des Landes. Dann stünde einer Entsorgung der häuslichen Abwässer über den Kanal – so die Gemeinde damit einverstanden ist – nichts mehr im Wege.“

Also doch die Kleinkläranlage – aber die wollen die Unterholzer auf keinen Fall, sagte Ninaus. Er fürchtet einen Nachbarschaftsstreit, den er verhindern wolle. 93 Prozent der Kärntnerinnen und Kärntner haben zwar einen Kanalanschluss, aber viel mehr wird nicht mehr gehen. Das heißt, dass sich etwa sechs Prozent der Bevölkerung um eine eigenständige Abwasserentsorgung bemühen muss, weil ja sonst ab sofort Strafen bis zu 20.000 Euro drohen.

Chance durch Einsparungen bei Bauarbeiten

17 Millionen Euro werden in Lavamünd in den nächsten Jahren von einer einheimischen Baufirma in den Hochwasserschutz verbaut. Diese Firma errichtet auch den Kanal. Das habe positive Auswirkungen, bestätigte der Planer Gühtner Findenig: „Das bedeutet, dass eine Firma zwei Baustellen für sich im Zuge der öffentlichen Ausschreibung für sich gewonnen hat. Dadurch gibt es einen Synergieeffekt, der sich positiv auf die Gesamtkosten auswirkt.“

Für eine Errichtung in Unterholz sei die Zustimmung der Gemeinde nötig. Der Lavamünder Bürgermeister Josef Ruthardt (SPÖ) erklärt, wieso die betroffenen vier Familien seinerzeit wegen ihrer Lage nicht von Haus aus an den Gemeindekanal angeschlossen worden seien: „Wir haben das einfach nicht in die Förderschiene hineingebracht. Die Kosten waren zu hoch und die Förderungen vorgegeben. Man kann sich da als Gemeinde überhaupt nicht rühren, außer man geht her und zahlt es aus der eigenen Kasse.“

Gemeinde sucht Lösung

Laut Ruthardt könne aber auf das beim Kanalbau eingesparte Geld zurückgegriffen werden: „Es wird sicher eine Lösung in diese Richtung geben. Wir sind sehr froh, dass wir eine einheimische Firma haben und werden versuchen, dass wir das im Anhängeverfahren lösen können.“ Es sei davon auszugehen, dass Unterholz demnächst an das Kanalnetz angeschlossen werde. Aus politischer Sicht gelte diese Aussage, vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderates und -vorstandes.