KZ Außenstelle Loibl Nord Gedenkstätte
ORF
ORF
Soziales

KZ-Häftlinge: Gedenken auf dem Loiblpass

Auf dem Loiblpass hat am Samstag die alljährliche Gedenkfeier für die Opfer des Konzentrationslagers Loibl-Nord stattgefunden. In der Außenstelle des KZ Mauthausen mussten rund 1.800 Menschen beim Tunnelbau schuften, Dutzende starben.

Der Alpenpass auf dem Loibl war als Verkehrsweg zwischen dem Deutschen Reich und dem Balkan von strategischer Bedeutung. Ab 1941/1942 wurde an einem wintersicheren Straßentunnel gearbeitet. 1943 übernahm die Universale Hoch- und Tiefbau AG das Bauprojekt. Die SS überließ der Firma gegen Bezahlung KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte, die sie in einem Nord- und einem Südlager unterbrachte. Diese Menschen mussten den Tunnel ohne die üblichen Sicherheitsvorkehrungen vom Norden und vom Süden her in den Berg graben.

Gedenken auf dem Loibl

Keine medizinische Versorgung

Insgesamt waren etwa 1.800 Häftlinge in beiden Lagern inhaftiert. Im Juli 1944 erreichte die Zahl der Häftlinge im Nordlager mit 580 ihren Höchststand. Hier waren vor allem Polen, Sowjets und Jugoslawen inhaftiert. Es gab kein Krankenrevier und somit so gut wie keine medizinische Versorgung. Regelmäßig endeten Arbeitsunfälle tödlich. In beiden Lagern starben insgesamt 40 Gefangene, 600 wurden wegen Krankheit und Erschöpfung in das Stammlager zurücktransportiert.

Gäste beim Gedenken auf dem Loibl
ORF
Gäste bei der Gedenkfeier

Erster Häftlingstransport vor 80 Jahren

Ziel des jährlichen Gedenkens ist es, ihr Leiden stärker im kulturellen Gedächtnis zu verankern. Die Gedenkveranstaltung stand in diesem Jahr im Schatten eines traurigen Jubiläums, so der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Kärnten/Koroska, Manfred Morokutti: „Vor genau 80 Jahren, in der ersten Juniwoche, kam der erste Häftlingstransport aus Mauthausen beim späteren KZ Loibl-Süd an. Im ersten Transport waren fast alle Häftlinge Franzosen, die als politische Verfolgte und Kämpfer der Resistance inhaftiert wurden. Die erste Juniwoche ist wohl der Beginn eines der dunkelsten Kapitel hier am Loibl und somit auch Kärntens.“

Manfred Morokutti:
ORF
Manfred Morokutti

Die erste Juniwoche sei nicht nur ein prägnantes Datum aus den Geschichtsbüchern. Es gehe in dieser Juniwoche nicht um Daten und Fakten, es sei ein Datum voller Biografien, so Morokutti: „Jeder einzelne Mensch in diesem Transport hatte seine eigene Geschichte. Jeder einzelne Mensch hatte sein Leben, seine Träume, seine Vorstellungen für die Zukunft, hatte seine Lieben.“

„Menschen aus ihren Leben gerissen“

Im Zuge der pädagogischen Tätigkeiten sei es daher von enormer Wichtigkeit, diese Biografien, die Lebensgeschichten, die persönlichen Erlebnisse aus der Anonymität des Datums zu bergen und zu erzählen. Man müsse aufzeigen, dass es sich nicht um Transporte mit einmal 300 Häftlinge oder einmal 400 Häftlinge gehandelt habe, sondern um Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrem gewohnten Leben gerissen worden seien. Sie hätten unter den schrecklichsten, vorstellbaren Bedingungen nicht ihren Lebensmut und auch ihre Hoffnung verloren. Denn auch das prägt die Geschichte des Loibls, so Morokutti: „Nicht nur Folter und Terror, sondern Erzählungen über Mut, Loyalität und Zivilcourage.“

Kranzniederlegung
ORF
Kranzniederlegung

Kranzniederlegung durch Landeshauptmann

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) legte im Vorfeld der Veranstaltung einen Kranz beim Tunnelportal an der österreichisch-slowenischen Grenze nieder und zitierte bei seiner Ansprache am Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Ernst Grube, der als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau bei der Veranstaltung als Stimme der Zeitzeugen sprechen hätte sollen, aus gesundheitlichen Gründen jedoch nicht anreisen konnte.

„Gedenken und Erinnern brauchen wir als Kompass für unsere Orientierung und unser Handeln – gegen Antisemitismus, Rassismus und Krieg, gegen Diskriminierung und Unterdrückung.“ Grube sei ein Mensch, der den Mut nicht verloren habe und der Erinnerungsarbeit aktiv betreibe. „Das, was uns alle eint ist die Losung: Niemals vergessen.“