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Wirtschaft

KELAG erhöht Strompreise drastisch

Um 90 Prozent angehoben werden die Strompreise beim Landesenergieversorger KELAG. Das gilt für Bestandskunden, für Neukunden werden die Tarife gesenkt. Schuld an der Erhöhung sei der internationale Strommarkt, der sich nach wie vor nicht beruhigt habe. Scharfe Kritik an der Erhöhung kommt von der Opposition.

Lange hielt der Landesenergieversorger die Preise niedrig. Eineinhalb Jahre lang wurden die Tarife für Bestandskunden nicht angehoben, jetzt gehen sie steil nach oben. Um 90 Prozent mehr wird ab August für den Strom kassiert, so KELAG-Vertriebsleiter Alexander Jordan. „Die Energiebeschaffungssituation bei Märkten, die sich zwar etwas beruhigt haben, aber nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau sind, veranlassen auch uns jetzt dazu, eine Anpassung vorzunehmen, weil die bestehenden Bestandskundentarife nicht mehr kostendeckend sind.“

KELAG erhöht Strompreise

180.000 Kunden betroffen

Anpassen heißt konkret: Bestandskunden müssen statt bisher 13,04 Cent pro Kilowattstunde, künftig 24,84 Cent bezahlen – eine Erhöhung um etwa 90 Prozent. „Einerseits sei gesagt, dass die absoluten Zahlen ein deutlich anderes Bild zeigen. Ein durchschnittlicher Kärntner Haushalt mit 3.500 Kilowattstunden Stromverbrauch muss mit Mehrkosten von etwa sechs Euro brutto pro Monat rechnen“, so Jordan.

Gestützt werde der Strompreis noch bis Mitte des nächsten Jahres durch die Strompreisbremse, wodurch diese Haushalte letztlich drei Euro mehr zahlen müssen, so Jordan.

Neukunden profitieren

Wer sich zwölf Monate bindet, zahlt weniger, nämlich 19,80 Cent. Für Neukunden wird es schon ab Mitte Juni günstiger, künftig gilt für sie der Bestandskundentarif, nämlich 24,84 Cent. Trotz der Erhöhung bleibe der KELAG-Tarif österreichweit gesehen niedrig, verteidigte Jordan die Erhöhung am Mittwoch. Andere Energiekonzerne hätten die Preise bereits im Vorjahr angehoben und würden sie jetzt wieder senken, so Jordan.

Die 180.000 betroffenen KELAG-Kunden werden in den nächsten Tagen schriftlich von der Tarifanpassung verständigt.

Erhöhung Strompreise der KELAG
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Staffeltarif für Wärmepumpe und E-Heizung

Bestandskunden mit einer Wärmepumpe oder Elektroheizung bietet die KELAG einen Staffeltarif an. Bis zu einem jährlichen Energiebedarf von 3.500 Kilowattstunden beträgt der Preis ebenfalls 19,80 Cent pro Kilowattstunde. Für den darüber hinausgehenden Energiebedarf beträgt der Preis 17,40 Cent pro Kilowattstunde.

AK will Rechtmäßigkeit prüfen

Die Erhöhung im Detail ansehen und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten, will die Kärntner Arbeiterkammer. „Diese für die Verbraucherinnen und Verbraucher unübersichtliche Situation resultiert letztlich aus einem unzureichend regulierten Energiemarkt. Mit dem aktuellen Gesetz, dem Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG), ist es der Bundesregierung nicht gelungen, einfache und sichere Regeln für die angemessene Änderung der Strompreise zu schaffen. Diese Rechtsunsicherheit darf nicht am Rücken der heimischen Konsumentinnen und Konsumenten abgeladen werden. Der Gesetzgeber ist gefordert, hier endlich zu handeln. Überhöhte Preise, wie wir sie derzeit beobachten, sind für so ein zentrales Gut wie Energie, als Daseinsvorsorge, inakzeptabel“, so AK-Präsident Günther Goach.

Die Arbeiterkammer fordere systematische Maßnahmen zur Senkung des Stromgroßhandelspreises und somit eine spürbare Entlastung für alle Verbraucher sowie eine Offenlegung und mehr Transparenz bei der Beschaffung und der eigenen Stromerzeugung. Nur so können Strompreisänderungen auch nachvollziehbar begründet werden, heißt es in einer Aussendung.

Angerer: Keine Berechtigung für Erhöhung

Kritik an der Strompreiserhöhung der KELAG kommt von der Opposition. FPÖ-Chef Erwin Angerer sieht keine Berechtigung für eine Erhöhung, man habe immer davor gewarnt, dass nur bis nach der Landtagswahl mit einer Erhöhung zugewartet wird. "Diese Warnungen wurden von den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP als unwahr abgetan. Dennoch erhöht nun die KELAG ihre Strompreise, während viele andere Energieversorger in Österreich ihre Preise senken. Die FPÖ hat eine klare Haltung: Es muss weiter einen günstigen und fairen Strompreis für alle Kärntner geben! Günstig produzierter Wasserkraft-Strom darf nicht zum Gaspreis verkauft werden“, so Angerer in einer Aussendung. Die FPÖ fordere ein sofortiges Handeln der Landesregierung.

Köfer: Befürchtungen eingetreten

Auch Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer habe seit Monaten vor einer Preiserhöhung gewarnt, heißt es in einer Aussendung der Partei. Darin forderte Köfer auch klare Worte von Landeshauptmann Kaiser gegenüber dem Energieversorger ein. „Während zahlreiche andere Anbieter ihre Tarife senken, passiert in Kärnten das genaue, krasse Gegenteil und das in einer Zeit, wo die KELAG auch noch satte Gewinne einfährt. Die enorm hohen Kosten für Energie stellen für zehntausende Haushalte in Kärnten ein großes Problem dar“, so Köfer.

Grüne: Inakzeptable Preiserhöhung

Auch die nicht im Landtag vertretenen Grünen meldeten sich in einer Aussendung zu Wort. Olga Voglauer zeigte sich empört über die Strompreiserhöhung der KELAG. „Inmitten der Energiekrise und in Zeiten der höchsten Teuerung seit Jahrzehnten sehen sich viele Menschen ohnehin schon mit horrenden Stromrechnungen und hohen Lebenserhaltungskosten konfrontiert. In einer solchen Situation die Energiepreise für Bestandkunden um 90 Prozent zu erhöhen, ist schlichtweg inakzeptabel“, so Voglauer. Die Landesregierung sei gefordert, klar Stellung zu beziehen.

SPÖ fordert Erklärungen

Die SPÖ kündigte am Donnerstag an, die KELAG-Vorstände in den Finanzausschuss zu laden, um eine genaue Erklärung zu bekommen, wie die Preise abgefedert werden könnten. "Es kann nicht sein, dass aufgrund des unseligen Merit-Order-Prinzips letztlich jene zur Kasse gebeten werden, die in einem Land mit fast hundert Prozent Strom aus Wasserkraft leben“, so SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser und SPÖ-Finanzsprecher LAbg. Günter Leikam in einer Aussendung.

„Ja, es gibt rechtliche Regularien für Aktiengesellschaften wie die KELAG, die einzuhalten sind – aber innerhalb dieser Regularien gibt es Spielraum. Und der ist im Sinne der Kärntnerinnen und Kärntner voll auszuschöpfen", so die SPÖ-Politiker. Bis die Strompreisbremse Mitte nächsten Jahres auslaufe müssen Lösungen auf den Tisch, fordern sie.

Kaiser und Schaunig für KELAG-Härtefall-Fonds

Landeshauptmann Peter Kaiser und seine Stellvertreterin, Finanzreferentin Gaby Schaunig von der SPÖ fordern einen Härtefall-Fonds der KELAG in Höhe von fünf Millionen Euro für Privathaushalte, Gewerbetreibende, Sport- und Kulturvereine, die durch die Preisanpassung vor besonders hohe Hürden gestellt werden. Darüber hinaus fordern Kaiser und Schaunig von der Bundesregierung einen „Kärnten-Fairness-Ausgleich“ dafür, dass von der Strompreisbremse am wenigsten Geld an die Kärntner Bevölkerung geflossen ist.

KELAG begrüßt Vorstoß für zusätzlichen Fonds

Aufsichtsratsvorsitzender Gilbert Isep verwies am Sonntag darauf, die KELAG arbeite seit Jahren mit Sozialeinrichtungen wie
der Caritas oder der Diakonie zusammen, um Menschen zu helfen – sowohl finanziell, als auch durch die Unterstützung beim Kauf energiesparender Geräte. Ein zusätzlicher Fonds für soziale Härtefälle sei zu begrüßen, so Isep.