Chronik

Versiegelung: Kärnten wird zubetoniert

Kärnten ist weiterhin österreichweiter Spitzenreiter pro Kopf (in den Jahren 2010 bis 2020) beim Bodenverbrauch. Experten warnen seit Jahren vor den negativen Auswirkungen. Im Europavergleich ist ganz Österreich beim Bodenverbrauch vorne mit dabei. Das Grundproblem ist die Raumordnung und dass Bewilligungen vielfach in den Händen von Bürgermeistern liegen.

Es ist ein typisches Bild in Kärnten, Supermärkte, Fachmarktzentren und andere Gebäude werden laufend neu gebaut – oft auf der grünen Wiese. Damit werden Flächen versiegelt und Anbauflächen für Lebensmittel oder Viehweiden verschwinden. Kirsten von Elverfeldt vom Institut für Geographie und Regionalforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: „Wenn wir weiter den Boden so verbrauchen in Kärnten wie momentan, dann ist in 170 Jahren bereits die letzte Ackerfläche verbraucht.“

Konsequenzen erst später spürbar

Wir leben in einer Bodenkrise, sagte die Wissenschafterin, mit vielen Parallelen zur Klimakrise: „Wir tun jetzt etwas, spüren die Konsequenzen aber nicht. Und wir Menschen lernen leider anders. Das ist wie mit der Hand auf der heißen Herdplatte. Wenn es sofort weh tut, dann ändern wir was. Wenn es der nächsten Generation weh tut, eher nicht.“

Es müsse aber jetzt die Trendwende gelingen, so die Expertin. Es sei ein einheitliches Raumordnungsgesetz für ganz Österreich nötig. Neun verschiedene in jedem Bundesland seien der falsche Weg. Aber auch die Bürgermeister bräuchten klare Regeln, Unterstützung und Weitblick, sagte von Elverfeldt: „Da kommt das ins Spiel, was ich als Tyrannei der kleinen Entscheidungen bezeichne, dass viele für sich genommen keine großen Entscheidungen in der Summe gesellschaftlich völlig irrationale und ungewollte Konsequenzen haben.“

Für sich genommen kleine Entscheidungen

Dass etwa in Fürnitz ein Logistikcenter auf die grüne Wiese gestellt werden solle, sei für sich genommen keine große Entscheidung und vielleicht auch rational aus Sicht eines Bürgermeisters. In der Summe sei man aber eben bei einem Bodenverbrauch, der doppelt so hoch pro Kopf in Österreich sei als in Deutschland und der Schweiz.

Es seien auch neue Ideen für Gemeinden mit Abwanderung aber auch mit Zuwanderung nötig. Derzeit würden alle Bürgermeister mit unterschiedlichen Problemen in ihrer Gemeinde alle nur eine einzige Lösung kennen: nämlich bauen, kritisiert die Wissenschaftlerin.