Wolf schaut hinter Baum hervor
APA/dpa/Lino Mirgeler
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Chronik

Landwirte lassen Vieh wegen Wolf im Tal

Die Sorgen vor dem Wolf und die Rufe nach Lösungen sind ungebrochen groß. Vor dem anstehenden Almauftrieb Anfang Juni gewinnt das Thema wieder an Brisanz. Allein im Vorjahr fielen 400 Nutztiere dem Wolf zum Opfer. Immer mehr Landwirte lassen ihr Vieh im Tal. Die Zahl der Schafe auf Kärntens Almen sank zuletzt um 800 auf rund 14.200 Tiere.

Bergluft, blauer Himmel und saftige Almen – was in dem Bild fehlt, sind die Schafe, heuer etwa auf der Raggeralm. Landwirt Franz Schachner verzichtet auf den Almauftrieb: „Die Tiere als Wolfsfutter hinauftreiben ist nicht der Sinn und Zweck. Wir sind mit den Schafen aufgewachsen, ein paar haben wir mit dem Flascherl aufgezogen.“

Ohne Vieh drohen die Almen zu veröden

Beim Zählen der Schafe im vorigen Jahr wurde festgestellt, dass von seinen 44 Tieren nur 15 zurückgekehrt sind, sagte Schachner. Die meisten Tiere seien vom Wolf erlegt oder vertrieben worden. Der Landwirt sagte, er hoffe, dass der Wolf bald leichter bejagt werden kann, und er wünsche sich wolfsfreie Zonen.

Schachner: „Es muss ja nicht überall sein. Es gibt ja wahrscheinlich gewisse Gebiete, wo der Wolf auch seine Berechtigung hat. Aber dort, wo Weidegebiet ist, ist es sehr schwierig. Die Almen werden veröden und verstauen und die Lawinengefahr wird stärker werden.“

Herdenschutz mit Elektrozäunen „unrealistisch“

Herdenschutz, wie ihn etwa die Naturschutzorganisation WWF fordert, wird oft als realitätsfern kritisiert. Das Gelände sei oft zu unwegsam,+ und kostspielig seien die Maßnahmen auch. Kritisch sieht das auch Josef Obweger, der Obmann des Almwirtschaftsverbandes: „Wenn man sich vorstellt, dass wirklich überall Herdenschutz betrieben würde, dann habe ich auf den Almen meterhohe Elektrozäune. Da sind natürlich auch die Auswirkungen auf die Freizeitnutzung und den Tourismus sogar sehr massiv.“

Wolf ist streng geschützt

Der Umgang mit dem Wolf in der EU ist seit 30 Jahren in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die den Artenschutz gewährleisten soll, geregelt. Der Wolf ist als „streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse“ gelistet und darf nur in ganz wenigen Ausnahmen abgeschossen werden. Einer Änderung der Richtlinie müssen alle 27 EU-Staaten zustimmen. Zuständig sind die Umweltminister.

Auch Herdenschutzhunde würden nur wenig Sinn machen, sagte Obweger. Es habe bereits genug Vorfälle zwischen Wanderern und Weidetieren gegeben: „Wenn man sich jetzt vorstellt, dass da noch zusätzlich Herdenschutzhunde im Spiel sind, dann sind mehr Übergriffe vorprogrammiert.“

Almwirtschaft hofft auf EU

Neben der Wolfsverordnung müssten also weitere Lösungen her. Bekämpft wird der strenge Schutz des Wolfes auf europäischer Ebene. Obweger: „Ein Beschluss des Europaparlaments, dass der strenge Schutz des Wolfes neu bewertet werden muss, macht uns ein wenig Hoffnung. Es hat da auch eine Resolution übergeben, die wir im Februar dem Umweltkommissar übergeben haben. Er hat zugesichert, dass er sich die Situation in Österreich vor Ort ansehen wird.“

Untersucht werde momentan auch das Aufkommen von Wolfshund-Mischlingen, die offiziell nicht schützenswert seien.