Burgenstadt Friesach
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„Kennst du Kärnten“

Bedeutende Mittelalterstadt Friesach

Die Mittelalter-Stadt Friesach ist für Interessierte und Historiker ein Juwel. Sie ist die älteste Stadt Kärntens und war vor allem im Mittelalter Zentrum der Wirtschaft und Geistlichkeit. Die Region wurde bereits im späten 6. Jahrhundert besiedelt und wurde 860 erstmals urkundlich erwähnt. Im 11. Jahrhundert stieg Friesach zu einem wichtigen Handelszentrum auf.

Seine Blütezeit erlebte Friesach unter Erzbischof Eberhard II. (1200–1246), entwickelte sich zur zweitgrößten Stadt des Erzstiftes Salzburg und zur wichtigsten Stadt des heutigen Kärnten. So war Friesach im 13. Jahrhundert eine der bedeutendsten Städte des Alpenraumes, bedeutender als Graz, Wien oder teilweise auch Salzburg, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Es war die zweite Residenz der Salzburger Erzbischöfe. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden mehr Dokumente vom Erzbischof in Friesach unterzeichnet als in Salzburg.“

Hauptplatz von Friesach
ORF/Petra Haas
Hauptplatz von Friesach

Viele Orden hatten Niederlassungen in Friesach

Die Silberminen rund um die Stadt machten Friesach zudem auch noch zu einem wirtschaftlichen Zentrum, neben dem Zentrum der Geistlichkeit. Viele Orden hatten in Friesach ihre Niederlassung, weil sie in der Nähe des Erzbischofs sein wollten: „Das Dominikanerkloster steht im Kontrast zur Pfarrkirche. Die Pfarrkirche, die Ende des 12. Jahrhunderts entstand, ist typisch romanisch, wuchtig, mit zwei mächtigen Türmen. Dagegen ist die Kirche der Dominikaner sehr schmal, die aber mit 71 Meter Länge die längste Kirche Kärntens ist.“

Akustische Besonderheit in der Dominikanerkirche

Die Länge dieser Kirche soll den langen und steinigen Weg ins Paradies symbolisieren. Diese Größe der Kirche hat auch eine akustische Besonderheit, die es so anderswo nicht mehr gibt: „Wenn man sich auf den Platz stellt, wo der Priester im Mittelalter die Messe gelesen hat und dort einen Ton singt, hallt dieser zwölf Sekunden durch die Kirche. Das ist mit Abstand der längste Hall, den es im Alpenraum gibt. Normal beträgt der Hall, zum Beispiel in der Stadtpfarrkirche in Klagenfurt, fünf bis sechs Sekunden.“

Dominikanerkloster mit Ordenskirche
Johann Jaritz CC BY-SA 3.0
Dominikanerkloster mit Kirche

Nur im Kölner Dom hallt es mit 20 Sekunden noch länger nach. Dieser lange Hall hatte auch seine Vorteile für die Besucher der Messe. „Wenn der Priester von der Kanzel gesprochen hat, dann hat man in dieser großen Kirche auch hinter den Säulen und in jedem Winkel der Kirche glasklar die Worte des Priesters verstanden.“

Eine der fünf Mautstationen

Friesach war nicht zuletzt wegen dieses gewaltigen Baus das Zentrum der Dominikaner im Mittelalter. Außerdem war Friesach eine der fünf Mautstationen des sehr wichtigen Handelsweges zwischen Venedig und Wien: „Das heißt, die Händler mussten hier ihre waren zu einem niedrigeren Preis an die örtlichen Händler verkaufen. wenn ein Händler in Venedig aufgebrochen ist, dann kam er in Wien mit der Hälfte der Waren an.“ Durch die Silbermienen wurde in Friesach auch Geld geprägt, so Ragusch: „Der Friesacher Pfennig, eine Silbermünze, wurde so etwas wie der Euro des Südeuropäischen Raumes im Mittelalter.“

Arbeiten am Stadtgraben mit der Drohne gefilmt
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Der Friesacher Burggraben

Ende des 13. Jahrhunderts wurde Friesach dreimal erobert und eingeäschert. Die Stadt verlor immer mehr an Bedeutung. Die Stadt blieb bis 1803 ein Teil des Fürsterzbistums Salzburg. 1803 gingen die Verwaltungsbeamten zurück nach Salzburg: „Viele mit dem Namen Friesacher sind diese ehemaligen Salzburger Verwaltungsbeamten.“