Kühe auf der Apriacher Alm bei Heiligenblut
Leonhard Edlinger
Leonhard Edlinger
Wirtschaft

LWK: Kärntner Kühe keine „Klimakiller“

Wie groß der Beitrag der heimischen Rinderwirtschaft zur Klimaerwärmung ist, hat die Landwirtschaftskammer (LWK) am Montag in Klagenfurt klarzustellen versucht. Präsident Siegfried Huber und Nutztierexperte Stefan Hörtenhuber von der Universität für Bodenkultur sehen in Kärntens Rinderbauern gar die „Klimaschutz-Europameister“.

Kühe und andere Wiederkäuer sind in den vergangenen Jahren häufig als „Klimakiller“ in Verruf geraten. Nicht nur wegen deren Methan-Ausstoß (CH4), sondern auch durch Transporte und Futtermittelproduktion werden klimaschädliche Emissionen, hauptsächlich Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O), frei. „Das stimmt“, gab Nutztierwissenschaftler Stefan Hörtenhuber zu und fügte an: „Man muss das aber relativieren und in den richtigen Kontext setzen.“

Konkret nennt Hörtenhuber die CO2-Bilanz von Kärntner Rindfleisch im Vergleich zu jenem aus Brasilien: „Die Treibhausgasemissionen liegen hierzulande pro kg Rindfleisch bei rund 14 kg CO2. Damit haben die heimischen Rinderbauern die beste Klimabilanz in ganz Europa. In Brasilien liegt dieser Wert – nicht zuletzt auf Grund der Rodung von Urwaldflächen – bei mehr als 80 kg CO2 pro kg Fleisch.“

„Relativ geringer“ Co2-Ausstoß durch „Mutterkuh-Haltung“

Kärnten habe mit seinem relativ hohen Anteil an Mutterkuh-Haltung und deren Versorgung mit 80 bis 90 Prozent heimischem Futter einen relativ geringen CO2-Ausstoß bei der Rinderwirtschaft. Die Klimawirkung von Methan sei ebenfalls wesentlich geringer, wie er und weitere Wissenschaftler herausgefunden und kürzlich in einer Studie präsentiert hätten.

Kuh Symbolbild Landwirtschaft
ORF

„Klimafreundlicher“ durch hohen Anteil an Weiderindern

Der Grund, warum gerade Kärnten so gut in diesen Berechnungen abschneide, ist für Huber in der kreislauforientierten Rinderhaltung der kleinbäuerlichen Familienbetriebe zu finden. Diese sei durch den hohen Anteil an Weiderindern klimafreundlicher, wobei die Art und Weise der Tierhaltung sehr stark zu ihrer Klimawirksamkeit beitrage.

Bei Weidehaltung mit einem durchdachten Flächenmanagement, gepaart mit Futter aus heimischer Landwirtschaft, sehe die Bilanz deutlich besser aus, als bei der Massentierhaltung und der Fütterung von Soja aus Südamerika, wo für Agrarflächen Regenwald abgeholzt wird.

Dennoch sei laut Huber eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft angesichts der relativ niedrigen Preise für Fleisch und Milch für viele Bauern wenig rentabel: „Daher sagen wir auch Nein zum Mercosur-Freihandelsabkommen, das die EU mit Südamerika abschließen will“. Laut der Landwirtschaftskammer könnte sich Kärnten sogar zu 100 Prozent selbst mit Milch und Fleisch aus der heimischen Rinderhaltung versorgen.

Nutztierhaltung ist Hauptemittent für Treibhausgase

Weltweit steht die Nutztierhaltung in der Kritik der Klimaschützer. Mitsamt den dabei entstandenen Landnutzungsveränderungen ist er für etwa 20 bis 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen und für etwa ein Drittel des Methan-Ausstoßes verantwortlich. Methan entsteht bei der Verdauung pflanzlicher Nahrung und gelangt durch Rülpser und Flatulenzen in die Atmosphäre.

Das Treibhausgas Methan ist etwa 25 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Doch es verweile lediglich zwölf Jahre lang in der Atmosphäre, bevor es sich zu Kohlendioxid zersetze. Diese Kurzweiligkeit haben Hörtenhuber und seine Kollegen in ihrer Studie nun in die Berechnungen mit einbezogen. Kohlendioxid hingegen könne zwischen wenigen Jahren und für immer erhalten bleiben. Ein zweites Treibhausgas, das mit der Viehhaltung in negativer Verbindung gebracht wird, ist Lachgas. Dieses entsteht vor allem beim Abbau von stickstoffhaltigen Verbindungen, wenn zum Beispiel Felder gedüngt werden. Lachgas bleibt rund 114 Jahre aktiv und ist 298 Mal schädlicher als CO2.

Fleischkonsum hat sich weltweit verfünffacht

Hierzulande essen zwar immer weniger Menschen Fleisch und viele Konsumenten bevorzugen solches aus artgerechter Tierhaltung. Doch weltweit geht der Trend in die andere Richtung, denn laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat sich der weltweite Fleischkonsum seit den Sechzigerjahren verfünffacht.

Die Produktion von Laborfleisch ist bereits reif für den Markt und könnte eine klimafreundliche Alternative zur Massentierhaltung sein. Doch bevor dieses Fleisch in aller Munde ist, wird wohl noch viel Methan aus den Mägen diverser Wiederkäuer in die Atmosphäre entweichen.

Kuh
ORF
Flatulenzen und Rülpser als Methanquelle

Um die Klimaerwärmung einzudämmen, müsste die Reduktion aller Treibhausgase forciert werden. Die Nutztierhaltung könnte einen Beitrag dazu leisten, indem mehr auf ökologischen Landbau gesetzt und der Fleischkonsum reduziert wird.