Rechnung Lebensmittel Einkauf
ORF.at/Zita Klimek
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Wirtschaft

Lebensmittelpreise: Niemand will schuld sein

Die Bundesregierung beriet am Montag mit Vertretern aus Industrie und Handel, welche Maßnahmen gegen die Teuerung bei Lebensmitteln gesetzt werden können. Neben Letztgenannten weisen auch heimische Lebensmittelproduzenten die Verantwortung von sich.

Lebensmittel in Österreich sind – auch im Vergleich zu anderen EU-Staaten wie Deutschland – viel teurer geworden. Dennoch beteuert der Handel, daran keine Schuld zu tragen. Vielmehr würden die hohen Preise für Mieten, Energie und Steuern die Preise in die Höhe treiben. Was sich gegen die Teuerung bei Lebensmitteln tun lässt, ist Thema eines Gipfelgesprächs von Sozialminister Johannes Rauch, Vizekanzler Werner Kogler und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig mit Vertretern von Handel und Industrie.

Ursachenforschung für hohe Lebensmittelpreise

Am Montagvormittag haben im Sozialministerium in Wien Gespräche über die Preisanstiege bei Nahrungsmitteln begonnen. Konkret soll die Lebensmittelbranche erklären, wie es zu den hohen Preisen gekommen ist.

Diskutiert wurde über die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Preistransparenz bei Lebensmittel aber auch Lebensmittelspenden der Supermärkte für soziale Einrichtungen. All das werde nun genauer geprüft, so Rauch. Die Gespräche gingen am Freitag weiter. In einer Aussendung am Montagvormittag hatte der Handel die Verantwortung für die hohen Preise von sich gewiesen. Der heimische Handel habe nur eine Gewinnspanne von ein bis zwei Prozent.

Landwirtschaftskammer: „Bauern sicher keine Preistreiber“

Auch die Landwirtschaftskammer in Kärnten meldete sich zu Wort und wies jede Verantwortung von sich. Die Bauern seien sicher keine Preistreiber, das könne er zu 100 Prozent sagen, so Siegfried Huber, der Präsident der Landwirtschaftskammer, er nennt Beispiele: „Wieviel wir bei Pommes kriegen, es sind 3,2 Cent oder beim Bier, ein Paradebeispiel: Es sind ein Prozent bei einem Krügel Bier, 3,4 Cent beim Bauern – was kostet ein Krügel?- fünf Euro“.

Huber zufolge sei nun der Handel am Zug, denn dieser habe in den letzten Jahren Rekordumsätze verzeichnet und das sehe man auch: „Wenn man ein wenig durchs Land fährt, wer ist die einzige Branche, die massiv baut und Flächenfraß hat? Es ist die Lebensmittelbranche. Sie baut überall, reißt Filialen ab und baut auf besseren Standorten.“

Forderung: Handel soll Gewinnspannen offenlegen

Von der Diskussion über die Senkung der Mehrwertsteuer hält die Landwirtschaftskammer wenig, der Handel solle seine Spannen offenlegen und reduzieren, so Huber: „Die Spanne wäre wirklich wichtig, was bleibt ihnen und was könnten sie in diesem Jahr einmal weniger verdienen?“ Keine Verantwortung also bei den Bauern als Lebensmittelproduzenten für die hohe Preise, aber auch der Handel weist die Verantwortung zurück.

Große Menschentrauben vor Sozialmärkten

Fakt ist, doppelt so viele Kunden strömen in die Sozialmärkte, weil sie sich die Supermarktpreise nicht mehr leisten können. Beim Soma in Klagenfurt Waidmannsdorf wartete Montagfrüh eine Menschentraube, bis aufgesperrt wurde. Hier überlegt man nun, im Freien Sitzgelegenheiten aufzustellen, damit die Kunden nicht im Stehen warten müssen, bis sie Milch, Eier und Brot kaufen können.

Die FPÖ fordert seit Anfang 2022 u.a. die Halbierung oder Streichung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und Treibstoffe, ebenso wie Preisdeckel und ein sofortiges Ende der Russland-Sanktionen.