Sonnenobservatorium auf der Kanzelhöhe
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Wissenschaft

Sonnenbeobachtung seit 80 Jahren

Derzeit ist die Sonne sehr aktiv, sogar Polarlichter waren in Österreich zu sehen. Sie entstehen, wenn von der Sonne weggeschleuderte Teilchen auf die Erdatmosphäre treffen. Auf der Kanzelhöhe der Gerlitzen wird die Sonnenaktivität genau beobachtet. Seit 80 Jahren befindet sich hier eines der weltweit wichtigsten Sonnenobservatorien.

Unter einer Kuppel steckt das Herzstück des Sonnenobservatoriums auf der Kanzelhöhe in knapp 1.530 Meter Seehöhe. Seit 1943 beobachtet und erforscht man mit dem Teleskop und verschiedenen Messinstrumenten das Zentralgestirn. Kaum sonst wo auf der Welt hat man über so viele Jahre durchgehende Daten über die gesamte Sonnenoberfläche, so Werner Pötzi vom Observatorium Kanzelhöhe: „Das Besondere an diesen Observatorium ist, dass wir die Sonne immer beobachten, wenn sie scheint. Wir sind eines der wenigen Observatorien, die das so machen. Deswegen sind unsere Daten sehr gefragt. Rund 15.000 Bilder machen wir pro Tag in verschiedenen Wellenlängen.“

Werner Pötzi am Computer
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Werner Pötzi

365 Tage im Jahr besetzt

365 Tage im Jahr ist das Observatorium besetzt, beobachten Werner Pötzi oder einer seiner Kollegen was sich auf der Sonnenoberfläche bei einer Temperatur von 5.500 Grad tut. Derzeit ist in 150 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde besonders viel los: „Die Sonne ist nicht nur wichtig vom Wetter her, sondern sie beeinflusst auch technische Geräte wie Satelliten, Stromnetze etc. Das müssen wir erforschen, weil wir davon abhängig sind. Was wir gesehen haben ist, dass vermehrt größere Sonnenflecken aufgetreten sind, Protuberanzen, das sind Anzeichen dafür, dass größere Aktivität stattfindet.“

Kuppel des Sonnenobservatoriums
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Die Kuppel mit dem Teleskop

Die europäische Weltraumorganisation ESA warnt dann aufgrund dieser Daten Satellitenbetreiber oder Energieunternehmen. Die starke Sonnenaktivität hängt mit dem Magnetfeld der Sonne zusammen, es ändert sich alle elf Jahre, so Pötzi: „Das Observatorium hat schon sieben solcher Zyklen durchgemacht.“

Glasplatte mit Sonnenaktivität von 1947
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Bild von Sonnenstürmen 1947

Schätze lagern im Archiv

Im Keller des Observatoriums lagern Zeichnungen und genaue Eintragungen im Archiv aus über 80 Jahren Sonnenbeobachtung. Die größten Sonnenflecken und meisten Sonnenstürme bisher sind auf einer Glasplatte aus dem Jahr 1947 festgehalten.

Damals konnte man so wie derzeit besonders viele Polarlichter beobachten, sagte Pötzi: „Vor allem Nordlichter, die weiter in südlichere Breiten gehen und auch in Österreich sichtbar sind. Damit müssen wir in den nächsten ein oder zwei Jahren öfter rechnen.“ Die Sonne zerfällt und alles Leben auf der Erde wird irgendwann enden: „Wir haben noch fünf Milliarden Jahre, das sollte reichen.“

Observatorium auf der Kanzelhöhe
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Das Observatorium, im Hintergrund Villach

Observatorium diente zunächst im Krieg

Kurt Anetzhuber von der Sternwarte Klagenfurt sagte zur Geschichte des Observatoriums, es seien rund um den Zweiten Weltkrieg drei Stationen geplant gewesen, eine davon in Kärnten. 1942 wurde somit das Observatorium auf der Gerlitzen gebaut. „Man ist damals draufgekommen, dass die Sonne Auswirkungen auf den Funkverkehr, vor allem die Kurzwellen hat, und wenn man London bombardieren wollte, brauchte man Funkkontakt zwischen der Einsatzzentrale und den Bombern. Wenn die Sonne aktiv war, war auch der Funkkontakt nicht möglich und man konnte keine Langstrecken-Angriffe fliegen. Dazu brauchte man die Sonnenforschung.“

Sonnenobservatorium auf der Gerlitzen

Polarlichter sind in Österreich ein besonders seltenes Naturschauspiel. Vor einigen Wochen hat es aber welche zu sehen gegeben. Der Grund: ein extremer Sonnensturm, wie er zuletzt vor acht Jahren registriert wurde. Ganz genau beobachtet wird die Aktivität der Sonne auf der Kanzelhöhe hoch über Villach. Seit 80 Jahren steht dort eines der weltweit wichtigsten Sonnenobservatorien.