Luftaufnahme Koralmbahn
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Wirtschaft

69 Gemeinden arbeiten zusammen

Für 69 Kärntner Städte und Gemeinden, die sich zum „Zentralraum Kärnten+“ zusammengeschlossen haben, ergeben sich durch die Koralmbahn ab 2025 große Chancen, aber aus ihrer Sicht auch fünf notwendige Handlungsfelder. Darunter Bildung, öffentlicher Verkehr und ein größeres Einzugsgebiet für Beschäftigte bzw. Firmen.

Ende 2025 soll die Koralmbahn zwischen Klagenfurt und Graz fertiggestellt sein. Mit der Inbetriebnahme entsteht auch ein neuer Wirtschaftsraum mit 1,1 Millionen Einwohnern.

Mehr Austausch am Arbeits- und Bildungssektor

Mit der Koralmbahn wird die Fahrt von Graz nach Klagenfurt nur mehr 42 Minuten dauern. Die Fahrt von Wien nach Villach, sobald der Semmeringbasistunnels fertig ist, nur mehr drei Stunden. Das werde Kärnten schlagartig verändern, sagt Eric Kirschner von Joanneum Research. Für den Kärntner Zentralraum können von einem Tag auf den anderen mehr als 200.000 zusätzliche Beschäftigte in der Steiermark erreicht werden: „Das sind fast so viele zusätzliche Beschäftigte, wie wir in ganz Kärnten haben. Die Verbesserung der Infrastrukturen wird den demografischen Trend brechen.“

Laut Kirschner müsse auch auf die Lebensqualität gesetzt werden. Auch das touristische Angebot könne nicht nur von Urlaubern, sondern auch von Einheimischen genutzt werden. Ohne Kinderbetreuung würden Frauen nicht Vollzeit arbeiten können – das seien verlorene Potenziale, so der Experte. Die Betreuungsquoten in Kärnten seien im Vergleich zu jenen in der Steiermark „fundamental besser“.

Die Bevölkerung werde wachsen – vorausgesetzt, man setze weiter auf strategische Vernetzung und Zusammenarbeit, heißt es. Im Bereich Bildung etwa könnte Kärnten zu einem Campus für Naturwissenschaft und Technik entwickelt werden. Martin Kulmer, Bürgermeister von St. Veit an der Glan sagte, es werde darum gehen, dass Studierende an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt auch in Graz Vorlesungen besuchen können. Ziel sei ein „MBA Carinthia“.

Öffentlicher Verkehr soll ausgeweitet werden

Schwächen gebe es noch in Sachen öffentliche Erreichbarkeit. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) sagt, die Verkehrstakte müssten ausgebaut bzw. verdichtet werden. Auch der öffentliche Nahverkehr soll auf Gemeinde- und Bezirksebene gesteigert werden – mit Anschluss beziehungsweise Zubringern an das überregionale Schienennetz.

Dort angrenzende Flächen müssten sich die Gemeinden rasch sichern und entwickeln. Der Knoten Villach-Fürnitz soll als Logistikdrehscheibe ausgebaut und auch der Tourismus unter dem Aspekt neuer Anreisemöglichkeiten neu ausgerichtet werden. Dazu brauche es ein Umdenken, sagt der Villacher Bürgermeister Günther Albel (SPÖ): „Früher hat jeder gedacht, jede Gemeinde ist ein Team, in Zukunft sollte es so sein, dass jede Gemeinde ein Spieler ist – das Team ist Kärnten und der Zentralraum.“ Ihre Positionen will die Initiative „Zentralraum+“ nun gegenüber der Landesregierung darlegen – mit dem Ziel, die Chancen der Koralmbahn bestmöglich zu nutzen.