Viktringerhof
„Kennst du Kärnten“

Einstiger Prunkbau der Viktringer Äbte

In der Klagenfurter Innenstadt steht ein Haus, das voller Geschichte und Geschichten ist. Der Viktringer Hof an der Süd-Ost-Ecke des Neuen Platzes in Klagenfurt. Er gehörte einst dem Stift Viktring, das sich allerdings beim Ausbau in finanzielle Nöte brachte. Seit 2012 ist das Palais in privater Hand.

Das Palais, wie man es heute kennt, war nicht immer so ein prachtvoller Bau. Ganz am Anfang standen hier nämlich zwei einzelne Häuser, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Aus einer Urkunde weiß man, dass eines der beiden Häuser dem Klagenfurter Bürger Georg Inzko gehört hat. Dieses Haus kaufte der Abt Georg von Viktring vor ziemlich genau 400 Jahren für sein Kloster.“ Damit befand er sich in guter Nachbarschaft: „Die Nachbarn waren nämlich der Amtmann Hansen und der Bürgermeister Tobias Steidler. Aber das neu erworbene Eigentum hatte einen gewaltigen Nachteil. Es war niedrig und eng.“

Gebäude brannte ab

So wurde dem Gebäude kurzerhand ein weiteres Stockwerk aufgesetzt, so Jungbauer: „Aber schon zwei Jahre später gab es einen großen Stadtbrand und das Haus wurde schwer beschädigt. Das war ein harter finanzieller Schlag für das Kloster Viktring. Lange Zeit lag die Brandruine brach, bis wieder die Mittel vorhanden waren, ein repräsentatives Stadthaus der Äbte von Viktring zu errichten.“

Das war auch notwendig, denn die Viktringer Äbte hatten inzwischen eine wichtige Rolle in der Landespolitik inne: „Also ging der amtierende Abt Benedikt Mulz an die Planung. Ein großes Palais sollte es werden. Da war das Grundstück mit der Brandruine zu klein. Also kaufte Abt Benedikt vom benachbarten Bäckermeister Johannes Pöcher einen Teil seines Anwesens und das angrenzende Kropitschhaus, das ebenfalls bei einem Stadtbrand schwer beschädigt worden war.“

Reichlich Fenster eingebaut

Jetzt hatte man also Platz genug: „Die beiden Arkadenhöfe der ursprünglichen Häuser wurden erhalten, die Außenmauern zusammengefügt und eine barocke Fassade errichtet und reich verziert.“ Man sparte auch nicht mit genügend Tageslicht. So baute man elf Fenster allein auf der Westseite des Palais ein: „Über den elf Fenstern stehen Rundgiebel oder Dreiecksgiebel. Zwischen den Fenstern erheben sich Pilaster mit Kapitellen mit Akanthusblättern.“ An der Ostseite waren es immerhin noch acht Fenster, die ebenfalls ganz in barocker Manier umrahmt und dekoriert seien. „Auch die Innenräume sind mit Stuckdecken ausgestattet, mit Laubwerk, Rosetten und Blattranken.“

Kloster übernahm sich finanziell

Mehr Prunk für das Repräsentantenhaus des Stift Viktring konnte man für die damalige Zeit wohl nicht haben: „Allerdings hat dieser großzügige Bau die finanziellen Möglichkeiten des Stiftes weit überstiegen und das Kloster kam in der Regierungszeit von Maria Theresia für einige Jahrzehnte in Zwangsverwaltung.“

Josef II., der Sohn von Maria Theresia, hob das Kloster dann aber endgültig auf und so gingen Kloster und eben der Viktringer Hof in Klagenfurt ins Eigentum des Staates über: „Dieser Josef ordnete auch an, dass der Gurker Bischof seinen Amtssitz nach Klagenfurt verlegen sollte. So kam es, dass nun Franz, Altgraf zu Salm Reiferscheid, der Bischof von Gurk, seine Residenz im Viktringer Hof aufschlug.“

Dort bliebe aber nicht lange: „Nach dem Tod von Erzherzogin Maria Anna, der Schwester von Josef II., wurde das Schlösschen bei den Elisabethinen, das sie bewohnt hatte, zum neuen Amtssitz des Gurker Bischofs und Salm übersiedelte.“

Einst Sitz des Appellationsgerichts

Nun zog in den leerstehenden Viktringer Hof das Appellationsgericht ein: „Sein Präsident, Graf Enzenberg, bekam dort eine Wohnung. Er war es, der die Stadt Klagenfurt zur Zeit der Besetzung durch die Franzosen verteidigte, indem er eine provisorische Landesregierung aufstellte, die im Viktringerhof amtierte“, so Jungbauer. In den Jahren danach residierte einmal die Finanzdirektion im Palais, noch später die Bezirkshauptmannschaft. Doch auch sie habe neuen, zweckmäßigeren Sitz in Klagenfurt bekommen, sagte Jungbauer.