Der Dompfarrer, aber auch anerkannte Theologen und die katholische Frauenbewegung halten dagegen und fordern die Gegner zum Dialog auf. Der Stein des Anstoßes: „Lingua“, Loitzls Fastentuch in Form einer Zunge, die, wenn es nach den Gegnern geht, sofort entfernt werden muss wegen Blasphemie und Gotteslästerung. „Ich bin als Antichristin und als Dämonin beschimpft worden oder dass ich mit Dämonen schlafen will. Das ufert so aus, dass man das eigentlich gar nicht lesen will“, so Loitzl.

Tabuisierte Körperteile
Der Protest entzündete sich nicht sofort und auch nicht am Zungenobjekt, sondern an einer Prozession für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche. Besagter Protest führte vom Dom zur Burgkapelle im Museum Moderner Kunst (MMKK) zu Loitzls „Mandorla“, einem Heiligenschein als Vulva. Aber warum gerade diese Verbindung? „Es sind extrahierte Körperteile, die wir aber immer mit uns tragen. Ich als Frau auf jeden Fall, ich habe die Zunge mit, ich habe meinen Unterleib mit. Es ist interessant, dass diese beiden Organe sehr tabuisiert sind“, so Loizl.

Dompfarrer: Frauen sollen mitreden – das Fastentuch bleibt
Bischof und Dompfarrer sollen die Kunst im Dom nun nicht nur entfernen, sondern auch öffentlich Sühne leisten. „Diese Installation will sagen, Frauen sollen in der Kirche mehr reden und gleichberechtigt mitreden können. Würde ich die Zunge abnehmen, das würde bedeuten, dass die Frauen in der Kirche den Mund halten sollen. Zu diesem Statement bin ich nicht bereit“, so Dompfarrer Peter Allmaier.

Forderung nach innerkirchlichem Dialog
Kirchenexperten plädieren für einen innerkirchlichen Dialog. „Auf der einen Seite gibt es die, die sagen, sie fühlen sich mit ihren Frauenrechten nicht wahrgenommen und es gibt eine verkorkste Sexualmoral, und auf der anderen Seite gibt es möglicherweise eine Gruppe, die Angst hat, dass die Kirche versexualisiert wird“, so Barbara Velik-Frank von der Katholischen Frauenbewegung. Es gebe also zwei reale und unterschiedliche Positionen von Gruppen, die sich in der Kirche nicht gut genug vertreten fühlen, so Velik-Frank.
Kunstinstallation im Klagenfurter Dom
Theologe: Ganzer Mensch von Gott „gut“ gemacht
„Ich glaube, es ist ein bisschen eine Beleidigung Gottes, weil er hat den Mensch, wie es im Buch Genesis heißt, gut gemacht. Daran ist alles gut, nicht nur die Gesichter, sondern auch die Geschlechtsteile. Das sind Schönheiten und Kunstwerke, die Gott eingefallen sind“, so Theologe Paul Zulehner. Er würde der Kirche raten, die Kunstinstallation so sein zu lassen, wie sie ist. „Den Protest muss man aushalten, weil die Leute veröffentlichen eher etwas von sich selbst, als dass sie etwas zum Kunstwerk sagen.“