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Gesundheit

Welt-Autismus-Tag: Es fehlt an Bewusstsein

Am Sonntag ist der Welttag des Autismus. Geschätzt 6.000 Menschen sind in Kärnten betroffen. Oft wissen Betroffene und ihr Umfeld gar nichts davon. Je früher Förderungen in Anspruch genommen werden, desto besser können Betroffene das Leben meistern. Vielerorts fehle jedoch noch das Bewusstsein dafür.

Oft dauert es viele Jahre, bis bei Betroffenen die Diagnose Autismus gestellt wird. Bis dahin haben sie meist eine Odyssee hinter sich, die auch von Unverständnis der Angehörigen und des sozialen Umfeldes geprägt ist. Elke Brunner ist Autistin und bekam ihre Diagnose erst im Alter von 30 Jahren. Jetzt ist Beraterin und Trainerin in der Beratungsstelle Mias der Diakonie.

Autismus Definition

Autismus ist keine Krankheit sondern wird eingeordnet als tief greifende Entwicklungsstörung in Zusammenhang mit dem zentralen Nervensystem, insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung. Sie äußert sich in einer Beeinträchtigung der Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit. Möglich sind auch motorische, kognitive und affektive Probleme.

Als Betroffene weiß sie, wie es ihren Klienten geht. „Man nimmt die Welt anders wahr. Neurotypische Menschen haben quasi einen Filter und können gewisse Reize ausblenden, Menschen im Autismus-Spektrum schaffen das eben nicht und nehmen die Welt viel lauter und chaotischer wahr.“ Deshalb komme es oft zu völliger Erschöpfung bzw. Ermüdung der Betroffenen, so Brunner.

Autismus oft erst spät erkannt

Autismus betrifft Frauen und Männer gleichermaßen, obwohl er bei Frauen meist später erkannt wird, da es bei ihnen offenbar noch immer weniger auffällt, wenn sie sich in sich zurückziehen. Bei Männern und Frauen gilt, je früher die Diagnose klar ist, um so eher kann man reagieren, so Brunner: „Man kann Förderungen beantragen. Je jünger man ist und besser man die Förderungen nutzen kann, umso leichter tut man sich im Leben und im Arbeitsbereich.“ Menschen im Autismus-Spektrum brauchen Struktur und Sicherheit, sie müssen wissen, was auf sie zukomme. Das könne auch zur Angstminderung beitragen, so Brunner.

Autismus-Spektrum-Störungen

Früher wurde zwischen frühkindlichem Autismus, bei dem die Sprach- und Intelligenzentwicklung stark verzögert sind und der leichteren Form, dem Asperger-Syndrom, das oft erst spät erkannt wird, unterschieden. Seit vergangenem Jahr gibt es keine Unterscheidung bei den Autismus-Subtypen mehr, damit wurde auch der Begriff Asperger-Syndrom aufgegeben. Der Kinderarzt Hans Asperger gilt wegen seiner Rolle in der NS-Zeit als umstritten. Künftig werden alle Erscheinungsformen des Autismus im Spektrum autistischer Erkrankungen (Autismus-Spektrum-Störungen, ASS) zusammengefasst.

Gerade Menschen, die früher dem Spektrum Asperger-Syndrom zugeordnet wurden, sind gut am Arbeitsmarkt zu integrieren. Trotzdem sind 80 Prozent von ihnen arbeitslos, wohl, weil noch immer das Bewusstsein für sie fehlt. Auch deshalb informiert die Diakonie anlässlich des bevorstehenden Welttages des Autismus am 2. April am Donnerstag noch bis 15.00 Uhr am Alten Platz in Klagenfurt darüber.