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Gesundheit

Große Probleme in Unfallchirurgien

Österreichs Unfallchirurgen befürchten, dass die Versorgung von Schwerverletzten nach Verkehrs- oder Freizeitunfällen aufgrund der Personalsituation nicht mehr funktionieren könnte. Es gebe zu wenig Anästhesisten und Unfallchirurgen, Operationen müssen oft über Monate verschoben werden, die Qualität leidet.

Der Fachärztemangel betrifft viele Bereiche. Bei den Unfallchirurgen und Anästhesisten, die Schwerverletzte nach Verkehrsunfällen versorgen, ist die Situation aber besonders angespannt. In mindestens einem Drittel aller österreichischen Spitäler fehle es an Personal, sagte Vinzenz Smekal, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Unfallchirurgie schlägt Alarm

Die Folge: Nicht alle Operationen können durchgeführt werden, manche OP-Säle werden gar nicht mehr genutzt, so Smekal: „Es werden Operationen verzögert durchgeführt, dadurch können Schäden entstehen. Das Ergebnis wird vielleicht nicht so optimal sein, als wenn man die Operation sofort durchführt. Das muss man einfach sagen, den Qualitätsstandard, den wir früher hatten, können wir nicht mehr halten.“

Vinzenz Smekal
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Vinzenz Smekal

Viele Ärztinnen und Ärzte machen sich selbstständig

Wartezeiten von sechs bis zwölf Monaten müssten Patienten in Kauf nehmen, so Smekal. Der Personalmangel führe aber auch dazu, dass erfahrene Unfallchirurgen in den niedergelassenen Bereich wechseln: „Sie haben bessere Entlohnung und bessere Work-Life-Balance als in den Spitälern. In den Spitälern ist das Personal sehr überlastet, weil viele fehlen.“

Es müsste bessere Entlohnungs- und Dienstmodelle geben, aber auch eine bessere Ausbildung im Bereich der Unfallchirurgie, sagte Smekal: „Die Ausbildung ist mangelhaft, weil man für die Schwerstverletzten zu wenige Inhalte abbildet. Man erwartet von jemandem, der fertig ausgebildet ist, dass er dienstfähig ist. Das ist aber bei Weitem nicht der Fall. Sie kommen in die Häuser, können aber nicht so eingesetzt werden, wie man sich das wünschen würde.“ Man müsse dann Hintergrunddienste durch Oberärzte oder Fachärzte leisten, oder es werde verzögert versorgt.

Appell an Politik

Der Leidtragende sei der Patient, so Smekal. Die Politik müsse jetzt rasch handeln und bessere Rahmenbedingungen schaffen: „Es gibt Berichte aus Österreich, dass in der Akutchirurgie schwere Traumen abgelehnt werden an Häusern, weil Kapazitäten fehlen. Wenn das so weitergeht mit der Personalabwärtsspirale, können wir bald im Akutbereich die Versorgung nicht mehr so anbieten, wie wir uns das vorstellen.“ Viel Zeit bleibe nicht mehr, warnt Smekal.