Gericht

Prozess: Kinder über Jahre gequält

Am Landesgericht Klagenfurt haben sich am Freitag die Mutter und der Stiefvater von drei Kindern verantworten müssen. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen über Jahre hinweg vor. Mittlerweile sind die Kinder fremd untergebracht.

Es war die jugendliche Tochter, die den Fall gegen den Stiefvater ins Rollen brachte. Sie packte gegenüber ihrer Sozialbetreuer in einer Einrichtung in Klagenfurt aus. Sie und ihr Bruder waren dort durch das Jugendamt untergebracht. Ein weiterer Bruder war im Haushalt der Mutter mit ihrem Lebensgefährten geblieben.

Im Stehen essen oder Bücher stemmen

In dem Haushalt der Mutter sollen die drei Kinder von ihrem Stiefvater über fünf Jahre hinweg gequält worden sein. Die Mutter habe zugeschaut, lautet der Vorwurf, deshalb war sie mit angeklagt. Die Kinder sagten aus, es hätte zahlreiche Arten der Bestrafung gegeben. Wenn wenn sie nicht brav gewesen seien, hätten sie im Stehen essen müssen oder das Essen sei ihnen entzogen worden.

Als Strafe hätten sie auch in einer Ecke stehen müssen, mit dem Rücken zum Fernseher und Blick auf die Erwachsenen auf der Couch. Eine weitere Strafe sei es gewesen, minutenlang Bücher mit ausgestreckten Armen zu stemmen oder das Handy tagelang abgeben zu müssen. Einem der Buben sei gedroht worden, er müsse eine ganze Stange Zigaretten konsumieren, wenn er beim Rauchen erwischt wird. Sollte er sich dann übergeben, müsse er das Erbrochene essen, sei ihm angedroht worden.

Angeklagte: Anschuldigungen haltlos und frei erfunden

Die Mutter und der Stiefvater der Kinder zeigten sich fassungslos über die Anklage. Die Anschuldigungen seien haltlos und frei erfunden. Es gehe alles von ihrer Tochter aus, die eine lebhafte Fantasie habe, massiv eifersüchtig und aggressiv sei, sagte die Mutter.

Die Sozialbetreuer der Jugendeinrichtung konnten das nicht bestätigen. Sie stellten dem Mädchen ein gutes Zeugnis aus. Es war eine schwierige Suche nach der Wahrheit für Richter Gernot Kugi. Er vertagte den Prozess am Freitag. In etwa einem Monat sollen weitere Zeugen befragt werden, auch die mutmaßlichen Opfer.