Zunfttruhe
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Kultur

Zunfttruhe: Altes Handwerk in neuem Glanz

Im Museum im Lavanthaus ist seit kurzem die 343 Jahre alte Zunfttruhe der Wolfsberger Schneiderinnung ausgestellt. Sie wurde originalgetreu restauriert. Dem alten Handwerk musste zuvor auch mit alten Techniken zu neuem Glanz verholfen werden.

Die Zunfttruhe wurde auch als Zunftlade oder Innungslade bezeichnet. Das kunstvoll gefertigte Möbelstück war sozusagen das Herz des Handwerkswesens vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In dieser Truhe wurden Dinge aufbewahrt, die für die Zunft besonderen Wert hatten wie das Zunftwappen, die Zunftschilder, Siegel, aber auch Rechnungsbücher, Kassa, Urkunden, Briefe und weitere Schriftstücke.

Vorgänger des Computers

Die Zunfttruhe der Wolfsberger Schneiderinnung aus dem Jahr 1680 ist im Museum im Lavanthaus ausgestellt, mitsamt den Meisterbriefen und Urkunden, in denen die Freiheiten und Privilegien niedergeschrieben sind.

Zunftruhe Lavanthaus Schneiderinnung
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„Es ist im Grunde genommen das, was heute der Computer ist. Es ist alles, was die Zunft betrifft, für die Organisation nach innen aber auch für das Wirken nach außen. Dafür war die Zunfttruhe der Aufbewahrungsort“, so Christian Bachhiesl, der Direktor im Museum im Lavanthaus.

Lavanthaus Museum Wolfsberg
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„Ergänzungen sollten nicht gesehen werden“

Dass die Zunfttruhe heute so aussieht wie vor mehr als 300 Jahren, ist das Werk von Hermann Wech. In seiner Werkstatt restauriert und repariert er seit 42 Jahren alte Möbel. Vieles an Wissen und die Techniken, wie Truhen, Schränke der Stühle gefertigt wurden, brachte sich Wech selbst bei.

Gemeinsam mit seiner Frau Anita steht der 68-Jährige beinahe täglich in der Werkstatt. Für die originalgetreue Restaurierung der Möbel verwendet Wech ausschließlich natürliche Materialien wie Bimsstein, Öle, Wachse, ein Kleber aus Tierhaut und Haaren, oder Schellack aus dem Harz der Schildläuse.

Werkstatt Hermann und Anita Wech Wolfsberg
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„Wichtig ist, dass man so wenig wie möglich Neuanfertigungen macht, dass man schaut, dass man die Ergänzungen, die man durchführt, so wenig wie möglich sieht. Deswegen werde ich oft mit der Aussage konfrontiert, Herr Wech, was haben Sie denn dabei gemacht. Es schaut ja nicht viel anders aus als vorher. Aber das ist eben die Kunst, dass man diese Sachen dann nicht sieht“, so der Restaurator.

„Heutige Industrie kann so etwas nicht produzieren“

„Eine Schellackfläche, wenn sie gut erhalten ist, ist nach 200 Jahren noch genau so schön wie heute. Es ist die heutige Industrie nicht in der Lage, das kann ich mit Sicherheit sagen, ein Oberflächenmaterial mit dieser langen Lebensdauer herzustellen“, so der Tischlermeister.

Restauriertes Möbelstück Werkstatt Hermann Wech
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Die Möbel werden nur mit natürlichen Materialien behandelt

Immer wieder entdeckt der Tischlermeister in Möbelstücken Geheimfächer. An die 30 waren es in allein in einem Barocktabernakel. „Bis jetzt habe ich keine Schätze gefunden. Ein paar alte Ansichtskarten, Grußkarten und Schmutz. Das war es eigentlich“, erzählte der Restaurator.