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Gesundheit

Pflegeheime kämpfen mit Kosten

Mehr als die Hälfte der Alters- und Pflegeheime in Kärnten soll eigenen Angaben zufolge kurz vor dem Aus stehen. Enorme Kostensteigerungen seien die Ursache dafür. Details will man am Donnerstag bekanntgeben. Man sieht das Land unter Zugzwang, die Vergütungen für die Heimbetreiber anzupassen.

Von den 5.000 Pflegebetten in Kärnten werdem 3.000 von privaten bzw. gemeinnützigen Betreibern geführt. Deren finanzielle Lage sei angespannt, vielen von ihnen stehe das Wasser bis zum Hals, sagt Christian Polessnig, der Sprecher der Alten- und Pflegeheimbetreiber in der Wirtschaftskammer. Seit 2010 gebe es jährlich eine Verschlechterung, da vom Land Kärnten nicht mehr die tatsächlichen Kostensteigerungen abgegolten werden.

KH Aufschrei Pflegeheimbetreiber

„Wir werden finanziell ausgehungert“

Die Kosten seien seit 2010 um 67 Prozent gestiegen. Das Land habe aber nur 45 Prozent abgegolten. Ein bis zwei Jahre könnte sie ihr Haus unter den derzeitigen Bedingungen noch weiterbetreiben, sagt Lotte Lettner, die mit ihrer Familie ein 50-Betten-Heim in Sekirn führt. Sie fühlt sich vom Land im Stich gelassen: „Wir werden finanziell ausgehungert. Es betrifft mich persönlich sehr, dass man in eine Situation gezwungen wird, mit der man fast nicht mehr umgehen kann.“

Mehrere Betreiber würden es bereits in Erwägung ziehen ihre Heime aufzulassen und daraus Eigentumswohnungen zu machen, wie etwa Wolfgang Lesnjak, Geschäftsführer des Providentiaheims in Klagenfurt. Er sagt, ein bis zwei Jahre würde es noch „einigermaßen, so holprig“ über die Bühne gehen, aber dann sei Schluss: „Dann muss man sich überlegen, was man weiter macht. Wir hätten eine Liegenschaft in sehr schöner Lage in Klagenfurt und könnten sofort einen Investor an der Hand haben.“

Damit das nicht passiert und die Wartelisten für einen Heimplatz nicht noch länger werden appelliert Polessnig an das Land, die Sockelbeträge sofort zu erhöhen: „Wenn wir nur die fehlenden Wertsteigerungen abfedern wollen geht es um Beträge um 450 bis 500 Euro pro Monat und Bewohner. Damit liegen wir noch immer unter dem Österreichschnitt.“ Es gelte ab 2023 und auch für die Zukunft angemessen zu valorisieren. In Summe wären das für alle 5.500 Betten 25 Millionen im Jahr. Zusätzlich fordern die Heimbetreiber noch eine Abgeltung der Kostensteigerungen für die letzten zwölf Jahre.

Land verweist auf zahlreiche Maßnahmen

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte – mit den Vorwürfen konfrontiert – gegenüber dem ORF, man habe seit diesem Zeitraum zwei Evaluierungen durch Wirtschaftsprüfer gehabt, die kostendeckende Tarife errechnet hätten. Auch wenn die Jahre von 2010 an schwierig gewesen seien habe man jedes Jahr die Gehaltsvalorisierungen und Indexanpassungen durchgeführt. „Alleine in diesem Jahr, wo wir mit einem Budget-Provisorium arbeiten, haben wir alleine für diesen Valorisierungsfaktor für die Pflegeheime 13 Millionen Euro schon ausbezahlt.“

Man müsse sich vor Augen halten, dass in Kärnten nicht alles, was finanziert werde, auch in den Sockelbetrag eingerechnet werde. Dazu zählen laut Prettner Animationskräfte oder 120 Entlastungskräfte, die den Heimen zur Verfügung gestellt worden sein. Im Unterschied zu anderen Bundesländern habe man den Heimbetreibern im letzten Jahr vor Weihnachten einen Teuerungsausgleich ausgezahlt. Man stelle ihnen auch Geld zur Verfügung, um die Blackoutvorsorge erfüllen und Notstromaggregate anschaffen können: „All das ist bei uns nicht im Sockelbetrag eingerechnet.“

FPÖ verweist auf Forderung nach Entlastungspaket

Erwin Angerer, FPÖ-Parteichef und designierter Klubobmann, unterstrich, dass die FPÖ bereits vor Monaten davor gewarnt habe, dass alle Pflegeheime in wirtschaftliche Not geraten würden. Die FPÖ habe daher im Landtag ein Entlastungspaket für Sozialeinrichtungen gefordert, das unter anderem vollen Ersatz der Erhöhungen der Energiepreise und die Kompensation für leerstehende Betten beinhalte.

Aus Sicht der betroffenen Heimbetreiber sei es laut Angerer auch unbegreiflich, dass die Landesregierung sich nie darum bemüht habe, dass die KELAG alle Sozialeinrichtungen mit günstigem Strom zum Grundversorgungstarif versorge. Angerer wies auch darauf hin, dass die Zentren für psychosoziale Reha (ZPSR). sowie die Alternativen Lebensräume in Kärnten vor denselben finanziellen Problemen stehen.