Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt, ist eine angeborene Chromosomenstörung, die zu körperlichen und geistigen Einschränkungen in unterschiedlicher Ausprägung führt. In Österreich leben geschätzt etwa 9.000 Menschen mit Down-Syndrom. Wie viele es in Kärnten sind, ist nicht bekannt.
Welttag Trisomie 21
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Wunsch an Gesellschaft: Mehr gelebte Inklusion
Die Selbsthilfegruppe (SHG) Down-Syndrom Kärnten hat 110 Mitglieder. Von der Selbsthilfegruppe wünscht man sich eine Begegnung auf Augenhöhe und mehr gelebte Inklusion, sagt die Leiterin der Selbsthilfegruppe, Marisa Gaggl: „Die Inklusion, die es in unserer Gesellschaft gibt, ist eine reine Vorstellung, die gibt es nicht im Alltag. Wer hat schon einen Arbeitskollegen, der das Down-Syndrom hat? Die wenigsten.“
Es gebe zwar Werkstätten und Beschäftigungen, die sich an den Fähigkeiten der Mitarbeiter orientieren, so Gaggl: „Es gibt viele Projekte und alle sind dankbar, dass sie darin arbeiten können. Aber das ist keine wahre Inklusion.“
Inklusion: Wenn sie mitten in unserem Alltag sind
Inklusion ist, wenn die Menschen mitten im Alltag seien, gab Gaggl zu bedenken: „Inklusion ist, wenn wir ihnen jeden Tag begegnen können und nicht nur an einen Welttag zum Down-Syndrom oder in einer speziellen Werkstätte oder einem speziellen Geschäft. Ich sehe das noch immer als Separation und nicht als Inklusion.“
In Kärnten entsteht gerade eine Theatergruppe, in der fast ausschließlich Menschen mit Trisomie 21 zeigen wollen, was in ihnen steckt. Das Theaterstück „Die Sonntagsmenschen“ soll spätestens im Herbst in der Gustav Mahler Musikschule in Klagenfurt uraufgeführt werden.
"Warum sind wir so, wie wir sind?
Die Theatergruppe ist eine große Herausforderung für alle, so Patric: „Ich muss viel üben, ich muss den Text lernen, den mir der Werner gibt.“ Nicht die Schwächen, sondern die Stärken eines jeden Einzelnen in den Vordergrund zu stellen ist das Ziel des Theaterstücks „Die Sonntagsmenschen“. Die Darsteller wollen in diesem Stück vom lieben Gott wissen, warum sie so sind, wie sie sind.
Werner Henne, der Schauspielleiter der Gustav-Mahler Musikschule: „Dann meldet sich eine Dame im Vorzimmer des Himmels sozusagen. Und die erklärt den Kindern dann: Im Grunde genommen haben wir darauf gewartet, dass einer von euch einmal anruft, denn die Frage ist ja berechtigt – warum sind wir so.“ Die Frage wird nicht ganz geklärt, sagt Henne, das könne man ja auch nicht erklären: „Man kann damit leben und sollte versuchen, das Beste daraus zu machen. Als euch der liebe Gott an einem Sonntag schuf, hat er sich nichts Schlimmes dabei gedacht. Ihr seid besondere Menschen.“
Von Schülern mehr gelernt als umgekehrt
Bis jetzt meldeten sich 22 Menschen mit Behinderung, die bei der Theatergruppe mitmachen wollen, 17 davon mit Down-Syndrom. In Einzelcoachings werden die Interessen und Fähigkeiten herausgefunden, sagte Henne: „Sie haben sehr viel gelernt und jetzt kommen auch so Talente durch, die ich vorher noch nicht gekannt habe. Aber es geht mit viel Geduld – die haben wir und sie auch mit mir. Im Grunde genommen kann ich sagen, ich habe bis jetzt von ihnen fast mehr gelernt, als umgekehrt.“