Der Wassermangel reicht von den Nockbergen über die Berge über dem Ossiachersee bis zum besonders betroffenen Lavanttal. Die Feuerwehren müssen so oft wie noch nie in einem Winter Brunnen befüllen, heißt es. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) kündigte bereits einen Notfallplan für die Trinkwasserversorgung an – mehr dazu in Trinkwasser: Totschnig will Notfallplan für Österreich (news.ORF.at; 17.3.2023).
Wassermangel im Lavanttal
Wassertransport nach Winkling
Wasserlieferungen alle zwei bis drei Tage
Der ORF begleitete die Feuerwehr St. Andrä im Lavanttal bei einem Wassertransport nach Winkling. Mit 4.000 Litern Löschwasser im Tank waren die Feuerwehrleute Kevin Brunner, Johannes Pöcheim und Dominik Mitterbacher zum Hof vulgo Kobel unterwegs. Alle zwei bis drei Tage sind die Feuerwehrleute derzeit unterwegs, sagt Feuerwehrmann Brunner: „Bei den großen Fahrzeugen, die für den Wassertransport benötigt werden, fällt oft das Fünffache an Kilometern an.“
Der extreme Rückgang sei vom Jahr 2022 auf heuer passiert, sagt der Viehhändler und Landwirt Peter Krall: „Die ersten Probleme sind vor zehn Jahren aufgetaucht, dann haben wir das noch verbessert. Jetzt ist die Schüttung aber so enorm zurückgegangen, dass wir nicht mehr ganz über die Runden kommen.“
Situation ist einzigartig
Die vier Kubikmeter Wasser seien eine erste Hilfe, weil die Quelle im Hang nicht mehr genügend Schüttung hat, um die fünf Häuser zu versorgen, hieß es. Das Wasser sollte für ein paar Tage reichen.
Nicht Einsätze auf der Autobahn oder bei Bränden stehen auf der Einsatzliste der Feuerwehr ganz oben, sondern die Wassertransporte. Das sei einzigartig in der jüngeren Geschichte. Im Jahr 2022 waren es 160 Wasserversorgungsfahrten, sagte Gemeindefeuerwehrkommandant Wolfgang Kobold: „An die 650.000 Liter Wasser haben wir zu den verschiedenen Gehöften transportiert. Das ist zu meiner Zeit eine Seltenheit.“

Zu wenig Wasser für neue Anschlüsse
Ein Anschluss an das Gemeindewassernetz sei derzeit nicht möglich, sagt Landwirt Krall: „So einfach ist das nicht, hat mir die Gemeinde als erste Auskunft gesagt.“ Die Gemeinde müsse erst schauen, ob sie Wasser hat, sagte Krall. Das Wasser sei in der ganzen Stadtgemeinde mit 10.000 Menschen knapp. Das Problem müsse vielseitig angegangen werden, sagt die Bürgermeisterin von St. Andrä, Maria Knauder (SPÖ).
Schon jetzt sei man in der Situation, dass es mehrere Anfragen für einen Wasseranschluss gebe. Der Anschluss sei aber nur möglich, wenn es genug Wasser für die bereits bestehenden Anschlüsse und Kunden gebe. Knauder: „Wenn wir einen Bauern an das Netz anschließen, bedeutet das ja, dass wir für die normale Bevölkerung zu wenig Wasser hätten. Da müssen wir dann schauen, wie wir die Wasserversorgung aufrechterhalten können.“

Wassertransport ist noch kostenlos
Man werde sich der Herausforderung stellen müssen, zusätzliche Wasservorräte für die Gemeindebürgerinnen und -bürger zu gewinnen, sagte die Bürgermeisterin: „Entweder durch neue Quellfassungen, oder indem wir über die Wasserverbundschiene Lavanttal Grundwasser für uns holen.“
Eine Kuh benötigt pro Tag 120 Liter Wasser. Wenn eine Notversorgung notwendig ist, weil das Wasser fehlt und die Tiere versorgt werden müssen, stehe die Gemeinde „Gewehr bei Fuß“, sagt Knauder: „Wir helfen mit Gratiswassertransporten. Das Wasser ist sowieso zu verrechnen. Wenn es dann aber eine langfristige Geschichte ist, dann werden wir auch einen gewissen Prozentsatz der Kosten für den Transport verrechnen.“

Hoffen auf Wasserschiene
Gehofft wird in St. Andrä auf eine 27 Kilometer lange Wasserleitung, eine Wasserschiene aus einem großen Grundwassersee. Es wäre ein Projekt von mehreren Millionen Euro. Bürgermeisterin Knauder: „Die Ausgaben werden immer mehr, die Einnahmen immer weniger. Ich hoffe, dass die Gemeinde bei der Diskussion über die Finanzausgleichszahlungen besser berücksichtigt wird.“