Cover Gedichtband
Irmgard Ceesay/ORF
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Leute

Blinde Autorin veröffentlicht Gedichtband

Die gebürtige Wienerin Jacqueline Knapp-Heberling lebt mit ihrem Mann in Klagenfurt und hat kürzlich einen Gedichtband herausgebracht. Selbst blind, will die 40-jährige Autorin mit dem Band „77 lichtvolle Textimpulse“ anderen Menschen in schwierigen Zeiten Mut machen.

Seit sie schreiben kann, habe es ihr Spaß gemacht, sagt Knapp-Heberling. Früher in Blindenschrift und auf der Blindenschrift-Schreibmaschine: „Ich habe schon in der Volksschule begonnen, Geschichten zu schreiben. Auch zu Anlässen habe ich kleine Gedichte geschrieben, wie zu Weihnachten, zu Geburtstagen. Jetzt schreibe ich mehr Gedichte als Geschichten.“

Blind von Geburt an

Sie sei von Geburt an blind, sagte sie. Die Sehnerven seien unterentwickelt. Mit ihrem Mann Philipp und drei Katzen lebt sie in Klagenfurt Waidmannsdorf. Die Wahlkärntnerin kam jedoch nicht wegen der Liebe nach Klagenfurt: „2003 habe ich in Klagenfurt eine Arbeit bekommen und dort 15 Jahre gearbeitet. Wir haben uns im Büro kennengelernt, in der Arbeit und haben zehn Jahre gebraucht, bis wir geheiratet haben.“ Seit zehn Jahren sind die beiden schon verheiratet: „Er hat eine Halbseitenlähmung, eine Hemiparese. Ich bin sehr dankbar, wir ergänzen uns sehr gut und gehen durch Dick und Dünn. Was er nicht kann, dabei helfe ich und umgekehrt.“

„Über die guten Dinge nachdenken“

Schon vor einiger Zeit entstand der Gedichtband „77 lichtvolle Textimpulse“: „Meine Themen sind die Natur, ich liebe sie. Viele Gedichte habe ich Philip gewidmet.“ In einem kurzen Text geht es beispielsweise um das Lachen. „Die lichte Kraft des Lachens. Herzhaftes Lachen ist wie die Sonne, die mit ihrem wärmenden Licht das Eis im Herzen zum Schmelzen bringt.“

Dazu sagt die Autorin, sie meine damit, dass Lachen anstecken sei, man könne damit andere Menschen berühren. In Krisenzeiten haben es die Menschen besonders notwendig, dass man sie ein wenig aufmuntert: „Man muss sich viel Zeit nehmen, sich auf die guten Dinge zu konzentrieren. Dass man sich, so wie ich, am Ende des Tages hinsetzt und überlegt, was war denn heute gut. Man kann es auch aufschreiben.“

Beziehung zur Zahl 7

Warum es 77 Texte im Buch wurden? Es sei eine schöne Zahl, so Knapp-Heberling. Sie sei ihr oft im Leben begegnet, sie sei im 7. Monat, im Juli, geboren. Ihr Mann habe sieben Tage vor ihr Geburtstag, es gebe viele Momente mit der Sieben. In einem Gedicht geht es ganz speziell um das Herz als Symbol für die Liebe: „Herzjuwel. Nach außen hin wirkt Dein Herz vielleicht unscheinbar, doch in ihm ist ein Juwel, so hell und klar. Gott hat jedem Lebewesen solch ein Juwel gegeben. Dieser Herzjuwel ist die Liebe. Nach Liebe und Frieden sollten wir alle streben.“

Auszug aus dem Gedichtband
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Ausschnitt aus dem Gedichtband

Für Knapp-Heberling ist klar, dass jeder das Göttliche in sich trage, also auch die göttliche Liebe. Diese Liebe gehe über das Irdische hinaus. Manche ihrer Gedichte entstehen ganz spontan, dieses dürfte aber mit den Katzen zu tun haben, so die Autorin, genau wisse sie es aber nicht mehr: „Über die Tiere kommt so viel Liebe rüber, sie lieben bedingungslos, zeigen uns jeden Tag den Herzjuwel.“

Praktische technische Hilfsmittel

Geschrieben werden die Texte mit einem Sprachausgabeprogramm auf dem Computer oder auf dem Handy mit einer Textverarbeitungsapp: „Jeden Buchstaben, den ich schreibe, zeigt mir das Programm an. Das Voice over ist vorinstalliert und wenn ich fertig bin, liest es vor, was ich geschrieben habe.“ Für unterwegs hat sie auf dem Smartphone eine App, mit der sie spontane Impulse aufnehmen kann. Zu Hause werden sie dann in Textform gebracht. Diese technischen Möglichkeiten seien eine Erleichterung für blinde und sehbehinderte Menschen. Vor allem Apple achte darauf, dass die Geräte barrierefrei seien, so Jacqueline Knapp-Heberling.