Während sich die SPÖ trotz herber Verluste zu Optimismus aufraffte, war die Stimmung vor allem bei der ÖVP und dem Team Kärnten schon recht früh ausgelassen. Die FPÖ zeigte sich recht zufrieden, die Grünen gaben sich trotz des versäumten Einzugs in den Landtag betont kämpferisch.
SPÖ betrachtet Verluste pragmatisch
Etwas besser als noch am Nachmittag war die Stimmung bei der SPÖ-Wahlparty in der Parteizentrale. Dort wurde das Ergebnis pragmatisch betrachtet: Der Verlust schmerze zwar, trotzdem sei es immer noch das zweitbeste Kärntner SPÖ-Ergebnis der letzten 30 Jahre. Mit lautem Jubel und Sprechchören wurde schließlich Spitzenkandidat und Landeshauptmann Peter Kaiser begrüßt.

Kaiser analysierte die Wahl entsprechend seinem Naturell äußerst nüchtern. Bei allem Respekt vor dem Wählerwillen stimme dieses Ergebnis doch etwas ratlos, sagte Kaiser: „Ich übernehme die Verantwortung für diese Niederlage.“ Dennoch habe man 14,5 Prozentpunkte Vorsprung vor dem Zweiten. Und unter dem Jubel zahlreicher Parteifreunde meinte er: „Wir haben nicht erreicht, was wir wollten, aber wir werden nicht aufgeben.“

ÖVP-Party platzte aus allen Nähten
Im kleinen Klagenfurter Innenstadtlokal Kosterei hatte die ÖVP für die Wahlparty reserviert – für 30 Personen. Geworden sind es angesichts des Wahlerfolgs viel, viel mehr, das Lokal platzte aus allen Nähten, Getränke mussten teilweise von der Bar gegenüber serviert werden. Kurz nach 20.00 Uhr traf Spitzenkandidat Martin Gruber ein, er wurde vor dem Lokal von Funktionären, Jubellieder skandierenden Parteianhängern und Journalisten eingekesselt.

Ein „historischer Tag“ für Martin Gruber
Gruber nannte den Tag „historisch“, man habe „das beste Ergebnis seit den 90er Jahren“ eingefahren. Auch wenn die Partei hinunter geschrieben worden sei, habe man nicht aufgegeben. Er dankte seinen Mitstreitern und seiner Familie und rief in die Menge: „Heute freue ich mich, die Nacht durchzufeiern. Und morgen gehen wir die Zukunft dieses Landes an mit einer starken, bürgerlichen Kraft der Mitte.“

Kanzler Nehammer: „Redliche Politik zahlt sich aus“
Kanzler und Parteiobmann Nehammer traf eine gute halbe Stunde später ein. „Unser Martin, unser Martin“-Sprechchöre wurden kurzerhand auf den Kanzler umgedichtet. Nehammer sagte, es sei der Tag des Martin Gruber und der Volkspartei. „Redliche Politik zahlt sich zu 100 Prozent aus, herzliche Gratulation“. Auf eine kritische Frage, ob sich der Kanzler angesichts des Wahlerfolgs spontan auf den Weg gemacht habe, meinte dieser: „Ich war auch in Niederösterreich, wo es nicht so sonnig war. Und ich werde auch in Salzburg sein.“
Der Wahlabend bei den Gewinnern
Sowohl ÖVP als auch FPÖ und Team Kärnten durften sich über Zuwächse in der Wählergunst freuen.
Der Wahlabend bei den Verlierern
Peter Kaiser wurde trotz des Einbruchs in der Wählergunst am Wahlabend mit Jubel in der SPÖ-Zentrale in Klagenfurt empfangen. Bei den Grünen und NEOS, die am Einzug in den Landtag gescheitert sind, kämpften einige mit den Tränen.
Auch FPÖ feierte ausgelassen
Im blau ausgeleuchteten Lokal Corso am Pfarrplatz feierten die Freiheitlichen plus 1,6 Prozent der Stimmen. Prominenz aus der Bundespartei blieb aus, auch Obmann Herbert Kickl, der seinen Spitzenkandidaten Erwin Angerer bei der Wahlkampftour an die Hand genommen hatte.

„Erwin, Erwin, Erwin“ schallte es dann auch durch das Lokal, als dieser zu seiner Dankesrede ansetzte. „Wir sind die großen Gewinner“, meinte er dann auch angesichts mehrerer Verlierer an diesem Sonntag. Die Staffel übergab er dann erst an seinen abwesenden Bundesparteichef: „Das nächste Ziel ist Bundeskanzleramt. Herbert Kickl, Bundeskanzler von Österreich“.
Scheider und Köfer feierten im Doppelpack
Nicht weit entfernt feierte das Team Kärnten seinen Erfolg in der Bar Teatro. Spitzenkandidat Gerhard Köfer trat dort im Doppelpack mit dem Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider auf, der einst von den Freiheitlichen zu ihm gewechselt war.

„Wir haben gewonnen, Freunde“, so Köfer. Man feiere einen Erfolg, mit dem man zu Beginn der Periode gar nicht rechnen konnte, freute sich Köfer. Und er rekrutierte bereits Nachwuchs für das Team Kärnten, denn: „Ich bin nicht die Zukunft, ich bin die Gegenwart.“ Gefeiert wurde der nun erlangte Klubstatus in Kärnten ganz authentisch mit Kasnudeln.

„Turbobombe“ Olga Voglauer brauche mehr Zeit
Bei der Wahlparty der Grünen im IMSÜDEN Club in Klagenfurt sprach Olga Voglauer den anwesenden Unterstützern nach der Schlappe am Wahltag neuen Mut zu. „Dass wir Grünen eine Stimme im Landtag bekommen haben, haben wir nicht geschafft, und das ist nicht schön“, sprach sie aus, was im Raum stand. Doch sie wolle nun nicht aufgeben und die nächsten fünf Jahre auf dem aufbauen, was bisher geschafft wurde. Bundesparteichef Werner Kogler trat auf die Bühne und meinte, es brauche noch mehr Zeit, damit „mehr Kärntner begreifen, was für eine Turbobombe die Olga ist“. Emotional und auch auf Slowenisch bedankte sich die 42-jährige Biobäuerin bei ihrer Familie für die Unterstützung, bevor der Abend mit der „Toten Hosen“-Hymne „Steh auf, wenn du am Boden bist“ seinen Ausklang fand.

NEOS demonstrierten Einigkeit trotz Niederlage
NEOS sangen Spitzenkandidat Janos Juvan mit „Insieme“, zu deutsch „Gemeinsam“, sprichwörtlich Anerkennung zu, als er nach der Wahl die Parteizentrale einfand. Es wurde mit Weißwein angestoßen und gab für ihn aufmunternde Worte und Umarmungen seiner ParteikollegInnen, obwohl das Ergebnis „nicht das gewünschte“ war. Er will sich wieder verstärkt der Klagenfurter Stadtpolitik widmen, sagte Juvan.
Parteigremien treten zur Analyse zusammen
Die Parteigremien werden nach der geschlagenen Wahl tagen, den Auftakt geben am Montag die Grünen. Am späten Nachmittag kommt der Landesvorstand in der Parteizentrale zusammen, anschließend tagt der erweiterte Landesvorstand. Die anderen Parteien kommen erst ab Dienstag zusammen. Landeshauptmann Kaiser wird das Wahlergebnis am Montag nur im kleinen Kreis analysieren, der rote Landesparteivorstand setzt sich am Dienstagvormittag zusammen.
Ebenfalls am Dienstagvormittag hält die ÖVP eine Sitzung ihres Landesparteivorstands ab. Die FPÖ kommt erst am Mittwochnachmittag zusammen. Das Team Kärnten von Köfer hat eine Sitzung des Parteivorstands für Mittwochabend angesetzt. NEOS wollte sich mit einem Termin noch Zeit lassen. Das Landesteam werde sich im Laufe der Woche treffen, hieß es.