Politik

Nach ersten Trends hofft SPÖ auf 4er

Die SPÖ dürfte laut ersten Trends bei der Landtagswahl in Kärnten vom Sonntag einen Verlust eingefahren haben, bleibt aber klar auf Platz 1. Derzeit heißt es noch „Hoffen und Bangen“ auf den vielbeschworenen „4er“, der noch verfehlt wird.

Laut der ersten „Trendrechnung“ von ORF/SORA kommt die Sozialdemokratie auf 38,6 Prozent. Die SPÖ verfehlt laut dieser „Trendrechnung“ (16.10 Uhr; Auszählungsgrad 10,6 Prozent) ihr sehr gutes Ergebnis vom vorangegangenen Urnengang 2018 (47,94 Prozent) deutlich.

Die Hochrechnung von 17.55 Uhr zeigte folgendes Ergebnis hinsichtlich der möglichen Mandatsverteilung:

Mandate Hochrechnung Landtagswahl NÖ 2023 2023
ORF/SORA

SPÖ möchte erste Hochrechnung abwarten

In einer ersten Reaktion hieß es von Andreas Sucher (SPÖ), man wolle „abwarten was erste Hochrechnung bringt“. Laut der derzeitigen Schwankungsbreite sei ein „4er vorne“ noch erreichbar. „Wir haben mit diesem Ergebnis die klare Nummer 1 Position verteidigt und haben den Titel geholt, Peter Kaiser hat den Auftrag eine Regierung zu bilden. Wir haben Kärnten in desaströsen Zustand übernommen und auf die Überholspur gebracht“, so Sucher.

Auf die Frage, ob es eine Koalition „Alle gegen Kaiser" geben könnte, sagte Sucher: Die Koalition verliert noch nicht so viel, noch muss man die Städte abwarten und die Ergebnisse der ländlichen Gemeinden, wir hoffen noch ein Plus zusammen zu bekommen.“

SPÖ-Landesgeschäftsführer Andreas Sucher
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Andreas Sucher (SPÖ)

FPÖ behält laut Trend Platz 2

Platz zwei behält demnach die FPÖ, die bei 24,0 Prozent zum Liegen kommt. Die ÖVP legt unerwartet zu und kommt auf 18,7 Prozent, das Team Kärnten legt stark zu auf 9,6 Prozent. Um den Einzug zittern müssen Grüne (4,1 Prozent) und NEOS (2,2).

Die FPÖ legt gegenüber den 22,96 Prozent von 2018 nur wenig zu, die ÖVP gewinnt entgegen der Erwartungen gegenüber den damaligen 15,45 Prozent dazu.

Erwin Angerer
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Erwin Angerer (FPÖ)

Geringere Zugewinne als erwartet für FPÖ

Im FPÖ-Landtagsclub herrschte zurückhaltende bis abwartende Stimmung bei der Verkündung der ersten Trendrechnung. Der freiheitliche Spitzenkandidat für die Kärntner Landtagswahl, Erwin Angerer, zeigte sich angesichts der leichten Gewinne für seine Partei „sehr zufrieden“ – auch wenn diese mehr sein hätten können. Angerer sagte, es sei zwar „kein blaues Wunder“, aber man sei sehr zufrieden wegen der Zuwächse. Das Ergebnis habe das Kärntner Team gemeinsam mit Herbert Kickl erreicht, so Angerer.

Die FPÖ habe es in den vergangenen Jahren – Stichwort Ibiza – nicht leicht gehabt. Auch mit dem Team Kärnten unter Gerhard Köfer habe man starke Konkurrenz gehabt. Zu einer möglichen Koalition wollte sich Angerer nicht festlegen. Angestrebt werde eine Koalition mit dem Bürger, an seinem Anspruch, Landeshauptmann zu werden, halte er fest, unterstrich Angerer. Es gehe ihm darum, die Themen der FPÖ im Landtag durchzusetzen.

Überrascht zeigte sich Angerer sowohl über die starken Verluste der SPÖ, als auch die Gewinne für die ÖVP, die ein starkes Ergebnis für die Türkisen bedeuteten. Nun sollte sich Landeshauptmann Peter Kaiser mit den anderen Parteien zusammensetzen, um über die Zukunft des Landes zu beraten.

ÖVP „demütig und dankbar“

ÖVP-Landesgeschäftsführerin Julia Löschnig haben die Zugewinne für ihre Kärntner ÖVP „zutiefst demütig und dankbar“ gestimmt. „Wir sind total dankbar und demütig für dieses Ergebnis“, sagte sie. Es habe sich ausgezahlt, dass Spitzenkandidat Martin Gruber sich getraut habe, trotz Gegenwind auch einmal Nein zu sagen. Die Umfragen hatten der ÖVP Verluste vorhergesagt, gekommen ist es laut ersten Trendrechnungen anders.

Julia Löschnig
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Julia Löschnig (ÖVP)

Doppelt so viele Stimmen für Team Kärnten

Das Team Kärnten (KÖFER) kann seinen Stimmenanteil von 2018 (5,67 Prozent) in etwa verdoppeln. Allerdings geht sich das Wahlziel Gerhard Köfers – Landeshauptmann zu werden und die ÖVP zu überholen, um Dritter im Landtags zu werden, wohl eher nicht aus. Team Kärnten-Spitzenkandidat Gerhard Köfer zeigte sich am Sonntag in einer ersten Reaktion „sehr zufrieden“ mit dem Wahlergebnis: „Freunderlwirtschaft wurde abgewählt“, meinte er in Bezug auf das Ergebnis der SPÖ. Und: „Es ist ein schöner Tag für das Team Kärnten.“

Das Team Kärnten habe sich zehn Prozent als Wahlziel gesetzt: „Jetzt sind es 9,4 Prozent, mit dem Klagenfurter Ergebnis ist noch einiges möglich“, sagte Köfer – in der Landeshauptstadt stellt das Team Kärnten mit Christian Scheider den Bürgermeister. Auf Spekulationen über eine Koalition wollte er sich vorerst nicht einlassen: „Der Landeshauptmann wird zu Gesprächen einladen, wir werden jedes Ergebnis akzeptieren.“ Köfer hatte im Wahlkampf erklärt, Landeshauptmann werden zu wollen, er hielt auch eine Koalition gegen die SPÖ für möglich.

In einer ersten Reaktion hatte sich Marina Koschat-Koreimann bei den Wählern bedankt, sie gab aber auch zu bedenken, dass das endgültige Ergebnis abwarten sei. Außerdem betonte sie: „Wir werden uns für nichts verkaufen, ob wir gute Oppositionsarbeit machen oder in der Regierung sind, das haben wir den Wählern versprochen und das halten das auch.“

Marina Koschat-Koreimann
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Marina Koschat-Koreimann(Team Kärnten)

Grüne weiter zuversichtlich

Noch offen ist der Einzug für NEOS und Grüne. Mit 4,1 Prozent heißt es hier, die Hoffnung lebt. Christof Gräfling, Listenzweiter, sagte: „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Einzug in den Landtag schaffen werden“. Man habe gewusst, es wird knapp werden. Zugewinne erhoffen sich die Gründen vor allem noch in Klagenfurt, Villach und Feldkirchen, „aber natürlich auch in allen anderen Bezirksstädten, wo wir wahlgekämpft haben.“

Christoph Gräfling (GRÜNE)
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Christof Gräfling (Grüne)

Kogler: „Jetzt mal schauen, wie es ausgeht“

Etwas später kam Grünen-Spitzenkandidatin Olga Voglauer mit Parteichef und Vizekanzler Werner Kogler ins Wahlzentrum in der Kärntner Landesregierung. Während Voglauer vorerst nichts sagen wollte, meinte Kogler: „Jetzt werden wir mal schauen, wie es ausgeht.“ Nach dem Zittern um den Einzug gefragt, erklärte er: „Wir sind es gewohnt, aber wir haben auch bewiesen, dass wir uns zurückkämpfen können.“

NEOS derzeit an Fünf-Prozent-Hürde gescheitert

Die Pinken waren auch 2018 bei ihrem ersten Antritt mit 2,14 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, die Grünen flogen damals mit 3,12 Prozent aus dem Landtag. Verhaltene Stimmung und zu keiner Zeit Jubel gab es bei NEOS: Die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin Kristina Janjic sagte in einer ersten Reaktion: „Grundsätzlich haben wir einen wichtigen Meilenstein geschafft.“ Das für den Wahlkampf gewählte Thema „Leistung“ sei gut gewählt worden.

NEOS-Spitzenkandidat Janos Juvan wollte sich nach dem für ihn wenig zufriedenstellenden Ergebnis aus den Trendrechnungen vorerst noch nicht zur Zukunft der Partei äußern. „Es bleibt abzuwarten, wie das finale Ergebnis aussieht“, erst dann könne er eine Erklärung für das Ergebnis abgeben. Aktuell sehe es mit einem Ergebnis von 2,4 Prozent auch für ihn nicht nach einem Einzug in den Landtag aus.

NEOS
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NEOS-Bundesgeschäftsführerin Kristina Janjic

Noch wenige Auszählungsergebnisse vorliegend

SORA nennt seine Berechnungen kurz nach Wahlschluss nicht „Hochrechnung“, sondern „Trendrechnung“. Grund dafür ist, dass vorerst erst wenige Auszählungsergebnisse vorliegen und die Schwankungsbreite noch groß ist. Sobald die Schwankungsbreite sinkt, wird SORA/ORF diese als „Hochrechnung“ bezeichnen. Das vorläufige Endergebnis wird voraussichtlich erst am späteren Abend eintreffen, unter Umständen erst am Montag. Die Auszählung könnte lange dauern, denn es werden – erstmals bei einer Landtagswahl in Kärnten – am Sonntag bereits die gesamte Briefwahl und alle Wahlkarten ausgezählt.