Die Direktorin des Archäologischen Institutes der Akademie der Wissenschaften kommt immer wieder in ihre Heimat zurück – liegen für Sabine Ladstätter die Wurzeln ihres Berufslebens ja im Süden Kärntens: „Für mich ist ganz interessant, weil ich ja als junge Studentin hier am Hemmaberg mit der Archäologie begonnen und einen frühchristliches Pilgerheiligtum ausgegraben habe und jetzt 30 Jahre später habe ich ganz ähnliche Befunde in Ephesos, wo wir ein Wirtschafts- und Geschäftsviertel ausgegraben haben.“ Dort wurde kleine Devotionalien, also Mitbringsel, für für Pilger verkauft.
Ephesos Sabine Ladstätter
„Erfüllung eines Traums“
Es taten sich Lebensräume auf. Gefunden wurden gut erhaltene Gefäße, die in einer Brandschicht verborgen lagen. „Das war schon die Erfüllung eines Traums“, sagt Ladstätter.

Es waren Geschäfte, wo Lampen verkauft wurden, daneben Räume, wo gekocht, gegessen oder gelagert wurde. Für die Archäologin gilt ein Geschäft, in dem kleine Pilgerandenken verkauft wurden, als der herausragendste Fund. Es handelt sich dabei um rund zwei Zentimeter große Ampullen, die an Christen verkauft wurden. „Darin waren wohl die heilige Erde oder den heiligen Staub von Johannes abgefüllt.“

Ephesos: Eine Stadt im Wandel
Als wichtigstes Ergebnis ihrer Forschungen sieht sie im Übergang von Ephesos von der Spätantike ins Mittelalter: „Wenn man sich die materielle Kultur, also die Hinterlassenschaft des Menschen, ansieht, sieht man im sechsten Jahrhundert nach Christus eine blühende Stadt und im achten Jahrhundert nach Christus ein kleines Dorf.“ Diese schnelle Veränderung wurde von Menschen gemacht – am Beginn des siebenten Jahrhunderts durch einen feindlichen Einfall.

Archäologie bringt auch zukunftsweisende Antworten
Ephesos hat heute eine große Bedeutung für das Christentum. Die Erkenntnisse aus der Vergangenheit weisen aber auch Wege in die Zukunft, so die Archäologin: „Wir beschäftigen uns zum Beispiel mit Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft. Das taten wir schon zu einem Zeitpunkt, als das noch nicht modern war. Wenn wir heute sehen, dass genau diese Diskussionen die Gesellschaft antreiben, dann können wir Archäologen Geschichten aus der Vergangenheit erzählen und können sagen, dass sich die Menschen vor 2.000 Jahren schon ganz ähnliche Fragen gestellt haben.“ Die Archäologie sei somit eine Wissenschaft, die sich zwar an die Vergangenheit richte, aber auch sehr viele Antworten für die Zukunft habe, so Ladstätter.

In den nächsten Monaten wird in Ephesos weiter geforscht.