Flugaufnahme Domplatz Klagenfurt
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Kultur

Erinnern am Domplatz anders gestalten

An die während und nach dem Zweiten Weltkrieg von den Partisanen verschleppten und ermordeten Menschen erinnert der Gedenkstein am Domplatz in Klagenfurt. Mit dem Projekt @dom.platz fordert die Initiative „Koroska/Kärnten gemeinsam erinnern/skupno ohranimo spomin“ eine neue Erinnerungskultur und einen anderen Umgang mit der Geschichte.

Gegenwärtig sorgt der im Jahr 1990 errichtete Stein mit der Inschrift „Zum Gedenken an die während und nach dem Zweiten Weltkrieg von Partisanen verschleppten und ermordeten Kinder, Frauen und Männer (…)“ für eine verzerrte und polarisierende Erinnerung, so der Verein Koroska/Kärnten zum Projekt. Der Gedenkstein bezieht sich auf die Ereignisse von 8. bis 12. Mai 1945. Seitens der Jugoslawischen Armee kam es zu Verhaftungen.

Mitwirkende Künstler Projekt @dom.platz
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Die mitwirkenden Künstler der Initiative @dom.platz

Initiative für differenzierten Umgang mit Geschichte

Laut Andreas Kristof geht es der Initiative darum, eine neue Erinnerungskultur und einen neuen Umgang mit problematischen Ereignissen in der Geschichte zu etablieren. Der Ort habe in der jüngeren Geschichte eine sehr problematische Bedeutung, der aber so gut wir gar nicht sichtbar bzw. nur einseitig sichtbar sei.

Denkmal Domplatz Klagenfurt
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Auf dem Stein werden Verhaftungen durch die Armee zu Verschleppungen durch Partisanen

Falsche Bilder erzeugt

Bei den Verschleppungen handelte es sich um Verhaftungen durch die jugoslawische Armee, so die Historikerin Brigitte Entner: „Familie Gassner wurde verhaftet, Vater, Mutter und zwei Kinder. Die Kinder waren aber über 30 Jahre alt – es ist so perfide, denn wenn man liest, Kinder wurden ermordet, hat man das Bild von kleinen Kindern vor Augen.“ Insgesamt seien ca. 350 Frauen und Männer verhaftet worden.

Bis zum Abzug der jugoslawischen Armee am 20. Mai 1945 wurde bereits mehr als die Hälfte entlassen, so Entner. Auch in der Folgezeit seien noch zahlreiche Frauen und Männer entlassen worden, aber von 96 wisse man nicht, was mit ihnen weiter passiert sei.

Partisanen diffamiert

Elisabeth Klatzer von „Kärnten gemeinsam erinnern“ setzt sich sehr für eine Veränderung ein. Es gelte, die Geschichte zu öffnen und zu zeigen, „dass es eben nicht so einfach ist, Partisaninnen und Partisanen zu diffamieren.“ Alle Beteiligten betonen, wie wichtig die Kärntner Slowenen, die Partisanen, für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus waren.

Künstler erzählen Geschichte neu

Zehn Künstlerinnen und Künstler fertigten Entwürfe für eine Neugestaltung des Domplatzes an. Der Völkermarkter Künstler Hubert Lobnig entschied sich dafür, ein „Minimundus der Kärntner Denkmalkultur“ in Form von kleinen Modellen zu realisieren, die zum Nachdenken anregen sollen.

Entwurf für Neugestaltung Domplatz Projekt @dom.platz
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Einer der künstlerischen Entwürfe für den neuen Domplatz

Melitta Moschiks Entwurf stellt dem alten einen neuen Gedenkstein gegenüber: „Ein einseitiges Geschichtsbild darf nicht mehr Platz finden“ ist darauf zu lesen. Die Ausstellung @dom.platz ist noch bis 2. März im Kunstraum Lakeside zu sehen.