Zerstörte Stadt in der Ukraine
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Chronik

Ukraine-Krieg: Kärnten als Zufluchtsort

Am 24. Februar 2022 hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen. Tausende Menschen wurden getötet, Millionen in die Flucht getrieben. Viele davon kamen bis nach Kärnten. Seit Kriegsbeginn wurden über 3.300 Vertriebene, hauptsächlich Frauen und Kinder, in Kärnten erfasst. Die meisten fanden bereits Arbeit.

Aktuell befinden sich fast 1.300 ukrainische Vertriebene in der Kärntner Grundversorgung. Den Höchststand an aufgenommenen Flüchtlingen verzeichnete Kärnten Anfang August 2022 mit rund 1.600 Vertriebenen in der Grundversorgung. Das Ankunftszentrum des Landes in Klagenfurt ist derzeit mit knapp unter 30 Personen belegt. In den Kärntner Schulen werden aktuell rund 450 aus der Ukraine vertriebene Kinder und Jugendliche betreut.

Schwarze Flagge vor der Landesregierung
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Trauerbeflaggung vor der Landesregierung anlässlich des ersten Kriegsjahres

Deutschkurs für Ukrainerinnen

Caritas und Diakonie bemühen sich um Betreuung und Integration. So werden in einem Deutschkurs für Frauen aus der Ukraine spielerisch Vokabeln für den täglichen Gebrauch und die Grundlagen der Grammatik erlernt. Viele ukrainische Frauen fanden in Kärnten bereits einen Arbeitsplatz. Manchmal allerdings scheitert das an der fehlenden Kinderbetreuung, sagte Izyna Novykova. Sie kommt aus dem Süden der Ukraine: „Mein Sohn geht seit März ins slowenische Gymnasium, meine Tochter ist erst zwei Jahre alt. Als wir in Sittersdorf gewohnt haben, besuchte sie den Kindergarten dort. Dann sind wir nach Klagenfurt umgezogen und hier finde ich keinen Kindergartenplatz, es ist sehr schwierig.“

Deutschkurs-Teilnehmerinnen
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Deutsch wird spielerisch erlernt

Diakonie berät Frauen

Die Mitarbeiterinnen der Diakonie helfen den Frauen, in Kärnten Fuß zu fassen, sagte Andrea Felsberger: „Wir beraten Ukrainerinnen etwa bei der Antragstellung für die Familienbeihilfe oder das Kinderbetreuungsgeld. Wir helfen ab der Ankunft bis hin zur Grundversorgung.“ Außerdem versuche man, den Frauen Ängste zu nehmen. Da man als Vertriebener aus der Ukraine ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht in Österreich bis 3. März 2023 erhält, machten sich viele Sorgen darüber, wie es danach weiter geht, so Felsberger. Dieses Aufenthaltsrecht kann aber verlängert werden, da in der Ukraine immer noch Krieg herrscht.

Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Noch immer Millionen auf der Flucht

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine entwickelte sich zum größten militärischen Konflikt in Europa seit Ende des zweiten Weltkrieges. Noch immer sind Millionen Menschen auf der Flucht. Die Caritas versorgte in Kärnten rund 2.000 Vertriebene, sagte Direktor Ernst Sandriesser: „Gerade am Anfang war das sehr wichtig, weil die Grundversorgung nicht funktioniert hat. Wir haben sie mit Wohnung, Kleidung und Lebensmitteln ausgestattet. Das machen wir weiterhin und deshalb ist es so wichtig, dass die Kärntner Bevölkerung diese Arbeit weiter unterstützt und wir sind sehr dankbar für die Hilfe, die bisher geleistet wurde.“

Zerstörte Wohnhäuser in der Ukraine
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Die Hoffnung auf Frieden schwindet

AMS: Erfolgreiche Integration

Die Integrationsbemühungen sind von Erfolg gekrönt, rund 540 Menschen aus der Ukraine haben bereits eine Beschäftigungsbewilligung, sagte Peter Wedenig vom Arbeitsmarktservice: „Es ist gemeinsam mit der Wirtschaft gut gelungen, diese Personen rasch zu integrieren. Manchmal natürlich nicht mit dem Qualifikations-Niveau, mit dem sie zu uns gekommen sind. Das erklärt auch, warum zwei Drittel im Tourismus und im Reinigungsbereich tätig geworden sind. Das ändert sich jetzt ein bisschen, da auch mehr Zeit ins Land gezogen ist und sich die Personen besser am Arbeitsmarkt orientieren können.“

Ein Jahr nach Ausbruch des Krieges ist noch kein Ende abzusehen. Bei vielen Vertriebenen aus der Ukraine sinkt die Hoffnung auf einen baldigen Frieden.