Kärnten hat 1.270 stehende Gewässer, optimale Voraussetzungen, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Kein anderes Bundesland hat so viele Natureisflächen, die geräumt werden. Bei uns vor allem durch den Eislaufverein Wörthersee, der 1890 gegründet wurde. Über 100 Jahre hatte er sein Vereinshaus am Lendkanal. Damals ist der Wörthersee noch jedes Jahr zugefroren.“
Jeder zweite Vereinsspieler aus Kärnten
Die Kärntner sind auch ein eislaufbegeistertes Volk: „Wir haben unter zehn Prozent der Bevölkerung Österreichs, aber jeder zweite Vereinseishockeyspieler kommt aus Kärnten.“ Dabei begann alles eher tragisch, wie Zeitungsberichten aus dem Jahr 1815 zu entnehmen ist, sagte Ragusch: „Der Wörthersee ist zugefroren, ein junger Bub bricht beim Schlitteln ein, die Retter brechen ebenfalls ein, mit Leitern, Stangen und Brettern konnte man sich dem Buben nähern, aber er hatte zuviel Wasser geschluckt und war unterkühlt. Er starb am Eis. Das war am 2. Februar. Am 28. Februar hat zum ersten Mal der Klagenfurter Kreis eine warnende Verordnung herausgegeben bezüglich der Gefahr des Eises aus.“
Kreuzbergl nach Gesellschaftsschicht getrennt
Kurze Zeit später wurde das Eislaufen aber zum Volkssport in Kärnten: „Auf dem Kreuzbergl ist man auf allen drei Teichen gelaufen. Auf einem Teich waren die Herrschaften und die, die sich dafür behalten haben, am oberen Teich die Bürgerlichen und am unteren Teich war gemischtes Publikum.“ Am mittleren Teich konzertierte die Husaren-Musikkapelle, die damals in Klagenfurt stationiert war: „Man putzte sich heraus, das war ein gesellschaftliches Event, auf dem Eis zu erscheinen.“
Bauern transportieren Holz über Eis
Aber das Eis stand nicht nur für gesellschaftliche Ereignisse zur Verfügung. Auch die Bauern konnten die damals zugefrorenen Gewässer für Holztransporte gut nutzen. Um die Eisdicke zu schätzen wurde das Eis beobachtet, so Ragusch: „Je dicker das Eis wird, desto mehr kracht es abends und wächst. Der Winter 1878/79 war der kältest, an den sich die Leute erinnerten. Da hörte man das Krachen des Eises bis nach Klagenfurt. Laut Zeitungsberichten hörte man es bis ins Rosental wie Kanonenschläge.“
Der „Zappl“ testete das Eis
Die Tragfähigkeit des Eises wurde mit einem sogenannten Zapin „Zappl“, einer Art Hacke, überprüft: „Sie haben mit der Rückseite auf das Eis geschlagen. Wenn es hielt, konnte ein Mensch drübergehen.“ Pferde und Holzstämme hatten aber deutlich mehr Gewicht: „Man hat mit der spitzen Seite des Zapins auf das Eis geschlagen. Wenn man steckenblieb ging man ein bis drei Monate aufs Eis.“ So nutzten die Bauern die zugefrorenen See als Abkürzung für ihre Transportwege. „Am Ossiacher See sind die Postler sogar quer über den See gefahren, weil es die Zustellwege verkürzt hat. Am Weißensee sind die jungen Männer von einem Lokal zum nächsten über den See gefahren, weil es am Eis keine Polizeikontrollen gegeben hat.“
Auf dem Rauschelesee habe es einige Bauern gegeben, die aus ihrem Wald auf der Schattseite die frisch geschlagenen Stämme über das Eis gezogen haben." Heute ist das alles kaum bis gar nicht mehr möglich und üblich. Was blieb sind aber die Begeisterung fürs Eislaufen, Eishockeyspielen und das Eisstockschießen.