Faschingskrapfen
ORF
ORF
Lifestyle

Herkunft von Faschingskrapfen auf der Spur

Am Faschingssamstag wird nicht nur gefeiert und getrunken, sondern es werden auch unzählige Krapfen gegessen. Doch woher kommt das Süßgebäck? Es gibt einige Theorien dazu und es zeigt sich, die Krapfen werden schon sehr lange gegessen, auch wenn sich ihre Form veränderte.

Die erste Theorie ist eine österreichische Version einer alten Überlieferung bzw. eines Gerüchts, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Das ist die Geschichte von der Cilly Krapf. Sie sei eine Hofratsköchin gewesen, die vor gut 300 Jahren gelebt habe und sei die Namensgeberin für die Krapfen geworden.“ Eines Tages hätte sie aus Ärger über ihren Lehrbuben ein Stück Teig nach ihm geworfen. Laut der Geschichte sei der Teig nicht auf dem Lehrbuben, sondern im heißen Schmalz gelandet.

Geschichte nicht belegbar

In der Meinung, das Teigstück wäre jetzt ungenießbar wollte sie es entsprechend entsorgen. „Als die Frau Krapf das herausgebackene Stück probierte, war sie von dem guten Stück ganz angetan. So wurden daraus die sogenannten Cilly-Kugeln, die mit eingelegten Früchten gefüllt waren“, so Jungbauer. Eine schöne Geschichte, die aber überhaupt nicht belegbar ist.

„Bewiesen ist aber, dass schon im alten Ägypten über offenem Feuer schneckenförmiges Gebäck im Fett schwimmend zubereitet wurde.“ Diese Zubereitung sei auf einer Darstellung aus der Zeit von Ramses III. zu sehen, der vor mehr als 3.000 Jahren geherrscht habe, so Jungbauer.

Faschingskrapfen
ORF
Klassische Krapfen mit Marillenfüllung und Staubzucker

Krapfen als Opfergabe

Auch die alten Griechen haben, so die Überlieferung, ihrer Göttin Ceres bereits Krapfen als Opfer dargebracht. „Die heutigen Krapfen gehen aber wahrscheinlich auf die Römer zurück, denn diese haben bereits Globuli, also kleine Kugeln, hergestellt, die ebenfalls in Fett gebacken und dann mit Honig und Mohn bestrichen wurden“, so Jungbauer.

Krapfen wurden immer beliebter

Dieses Gebäck fand dann seinen Weg auch nach Vindobona, das heutige Wien. „Dort kam dieser Krapfen an besonderen Festtagen auf den Tisch, allerdings wurden die Krapfen in Wien nicht rund, sondern wie Hacken gebogen geformt“, so Jungbauer. Diese Krapfen wurden immer beliebter. Die Herstellung variiert allerdings sehr. Länglich, rund, eckig, alles war dabei.

„Mit dieser Formenvielfalt war es allerdings mit der Wiener Köcheordnung von 1486 vorbei. Darin wurden den sogenannten Krapfenbacherinnen genaue Anordnungen erteilt, wie sie ihre Krapfen herzustellen und zu verkaufen hatten.“ Damit waren wohl die heute noch bekannten kreisrunden Krapfen geboren, jedoch nicht mit Marmeladefüllung.

Auseinandergeschnittener Krapfen mit Marillenmarmelade
ORF
Die Marmelade kam vor 300 Jahren in den Krapfen

Marmelade erst im Barock

Die Marmeladefüllung kam erst 300 Jahre später in die Krapfen, also in der Barockzeit. „In einem Wörterbuch aus dieser Zeit kann man die Beschreibung dieses Gebäcks nachlesen. Der Krapf oder der Krapfen sei ein runder Kuchen von mancherlei Art, welcher entweder gefüllt oder ungefüllt ist, entweder in Schmalz oder im Ofen gebacken wird und auch Krapfkuchen heißt“, so Jungbauer.

Und es war ein Gebäck, das wohl nur den Reichen vorbehalten war, denn, so Jungbauer: „Ein Stück dieses Gebäcks kostete damals fünf Kreuzer, ein mehrgängiges Mittagsessen bekam man aber schon für 12 Kreuzer.“

Wie Krapfen und Fasching zusammenpassen

„Insbesondere im Mittelalter empfahlen Mönche und Geistliche dem einfachen Volk vor der Fastenzeit die deutlich nährstoffreicheren Krapfen anstatt Brot zu essen“, so Jungbauer. Die Fastenzeit sei damals sehr streng eingehalten worden, daher sei es wichtig gewesen, die Vorräte an Butter, Eier und Schmalz rechtzeitig aufzubrauchen. „Durch den Genuss der Krapfen war auch einigermaßen sichergestellt, dass vor allem Kinder und Arme die Fastenzeit gut überstehen und nicht schwach und krank wurden“, so Jungbauer.

Auszügler oder Zugkrapfen

Trotz der damaligen Backverordnung gibt es in Kärnten noch eine speziellere Art dieser Krapfen, sogenannte Auszügler oder Zugkrapfen. „Die Krapfenkuchen werden dabei in der Mitte ein bisschen auseinandergezogen, wobei eine Mulde entsteht. Nach dem Backen wird die Marmelade in diese Mulde gefüllt“, so Jungbauer. Wie auch immer die Krapfen aussehen. Ein Genuss sind sie allemal – besonders jetzt im Fasching und vor der Fastenzeit.