Szenenbild Hiob
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Kultur

Kärntner „Hiob“ am Stadttheater

Es hat Jahre gedauert, bis Bernhard Langs Oper „Hiob“ am Stadttheater Klagenfurt zur Aufführung kommen konnte. Der Auftrag stammt noch von Florian Scholz, Aron Stiehls Vorgänger als Intendant. Als Hiob steht der gebürtige Kärntner Alexander Kaimbacher auf der Bühne. Premiere ist am 9. Februar.

Die Titelfigur „Hiob“ heißt in Joseph Roths 1930 erschienenem Roman Mendel Singer und wird von Alexander Kaimbacher gesungen. Dieser wandert laut Storyplot aus der Ukraine in die USA aus, den kranken Sohn Menuhim lässt die Familie zurück: Mendels jüngster Sohn kann kaum gehen, kaum reden, außer, wenn er Mama sagt. Die anderen beiden Söhne ziehen in den Krieg. Am Ende ist dieser Mensch völlig verzweifelt und verliert seinen Gott.

„Was für eine furchtbar grausame und traurige Geschichte“

Alexander Kaimbacher zur Titelfigur: „Ich muss gestehen, dass ich als Katholik nur schlecht bewandert darüber war, was den Hiob angeht. Dann habe ich nachgelesen und herausgefunden, dass es eine furchtbar grausame und traurige Geschichte ist. Ich habe selbst drei Kinder und ich möchte eigentlich nicht, dass sie sterben und ich bekomme quasi drei neue Kinder dafür. Mit dieser Geschichte bin ich nicht sehr warm geworden.“

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Spielszene

Am Ende findet der jüngste Sohn zum Vater zurück

In Joseph Roths Roman leidet Mendel Singer bis zum bitteren Ende. Ganz so schlimm wie im Alten Testament gerät Hiobs Schicksal in der Oper nicht. Kaimbacher über seinen Umgang mit der Titelfigur: „So lege ich die Rolle an: Hilf dir selbst, dann hilft dir auch Gott am Schluss sein bisschen.“ Dass ausgerechnet Menuhim seinen alten und einsamen Vater findet, ist so etwas wie ein Wunder: Menuhim ist jetzt gesund und ein berühmter Komponist.

Bernhard Lang
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Bernhard Lang

Lang: Komponieren als „Prozess der Entfaltung“

Bernhard Lang gehört zu den bekanntesten zeitgenössischen Komponisten: „Der Text komponiert sich in meinem Kopf von selbst, wenn ich ihn einmal gut kenne. Das ist ein wochen- und monatelanges Umkreisen des Textes, wieder lesen und hören. Irgendwann entfaltet er sich. Es ist eigentlich ein Prozess der Entfaltung. Es ist so, als wäre der Text aus mehreren Geschichten zusammengesetzt und die unterste Schicht ist Musik.“

Musik im Spannungsfeld zwischen Heiterkeit und Leid

Neue, zeitgenössische Musik ist lebendig und spannend. Das beweist „Hiob“. Das Schicksal des Mendel Singer trägt das seine dazu bei: Krieg, Emigration, Tod und Wahnsinn – das alles muss der jüdische Lehrer ertragen. Trotzdem ist die Musik der Oper immer wieder sehr heiter und beschwingt. Eine sehr reizvolle Spannung ergibt sich oft zwischen der heiteren Musik und dem Leiden der Figuren auf der Bühne. Das ist von Bernhard Lang so gewollt. Die Oper wirkt damit drastisch und erinnert an den Expressionismus.

„Gibt es Gott?“ ist nur eine der großen Fragen, die in dieser Oper verhandelt werden. Den Komponisten interessieren diese Fragen, denn seine Werke sollen nicht nach einer oder zwei Saisonen wieder in der Versengung verschwinden: „Man versucht im Musiktheater Existenzialien zu finden – Themen, die viele berühren und die länger berühren.“

Ungewollte Aktualität durch Kriegsausbruch in Ukraine

Michael Sturminger führt Regie und schrieb auch das Libretto, das auf einer Bühnenfassung von Koen Tachelet beruht, die ihrerseits auf dem Roman von Joseph Roth beruht. Der Text der Oper wurde von Sturminger stark gekürzt. Ganz wichtig sei, dass Hiob höchst aktuell und viel mehr als nur eine Geschichte aus dem Alten Testament sei, betont Michael Sturminger: „Wir hätten natürlich auf eine gewisse Aktualität keinen Wert gelegt – dass man zeigen muss, wie Mütter ihre Söhne in den Krieg schicken müssen und daran zerbrechen. Dass wir das gerade erleben, ist von zwei Seiten passiert und dass das alle nicht wollen. Dass wir das wieder hätten, hätten wir – als wir das Stück 2017 fertig hatten – nicht gehofft und nicht gedacht, aber es ist natürlich ein Stück der Stunde.“

Die Oper „Hiob“ zeigt, was der Verlust geliebter Menschen mit Mendel Singer macht. Er verzweifelt am Ende an seinem Gott.

Michael Sturminger
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Michael Sturminger

Lang und Sturminger: Ein kongeniales Team

Bernhard Lang und Michael Sturminger sind ein kongeniales Team: „Wie wir zusammenarbeiten, ist sehr einfach: Er sagt, schreib mir ein Libretto. Wenn es fertig ist lesen wir zusammen. Dann ist er wahnwitzig schnell und komponiert. Dann kann ihn nichts mehr bremsen. Man muss sich sehr gut überlegen, was man hingibt, weil er beim nächsten Mal schon sagt: Ich bin leider schon fertig. Er ist wirklich ein Wahnsinn.“

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Orchester im Stadttheater

Offenheit und Unbefangenheit erwünscht

Es gibt immer wieder Vorbehalte gegen die Neue Musik, weiß Bernhard Lang: „Das Einzige, was ich mir wünsche, ist eine gewisse Offenheit und Unbefangenheit meiner Musik gegenüber. Dann soll meine Musik vermitteln – das möchte ich gar nicht programmatisch voran setzen – dort, wo ich nicht mehr weiterreden kann, soll meine Musik sprechen.“ Die Oper „Hiob“ ist bis 8. März am Stadttheater Klagenfurt zu sehen.