Judith Walker 2016
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Kultur

Judith Walker: Ein Leben für die Kunst

Judith Walker betreibt gemeinsam mit ihrer Tochter Carolin nicht nur das Schloss Ebenau im Rosental, sondern auch den alten Pfarrhof in Nötsch im Gailtal und den Kunstraum Walker in Klagenfurt. Jahrzehntelange breitgefächerte Erfahrung in der Galerieszene halten sie jung, wie sie sagt. Trotz ihrer 80 Jahre denkt sie noch lange nicht ans Aufhören.

Dass die Kärntner Galeristin Judith Walker bei der Eröffnung der neuen großen Kogelnik-Ausstellung im Kunstforum in Wien mit dabei war, versteht sich von selbst. Sie sagte, sie freue sich, dass die in Bleiburg aufgewachsene Künstlerin so umfassend gewürdigt wird und viele Arbeiten zu sehen sind, die die Galeristin selbst bei einem Besuch in New York sah.

Begegnung mit Kiki Kolgelnik

„Ein besonderes Werk war für mich die Arbeit ‚Hi‘. Sie entstand in der Zeit, als sie schon schwer krank war und zeigt den freundlichen Tod.“ Dieses Bild bewegte Judith Walker schon damals sehr. Kiki Kogelnik wusste damals schon, dass sie nicht mehr lange leben würde. 1997 starb sie. Auch die Wiederbegegnung mit dieser Arbeit hinterließ einen tiefen Eindruck bei Judith Walker: „Es ist ein Skelett, es sind Totenköpfe und diese Totenköpfe lächeln.“

Diese Motive erinnern Judith Walker auch an die Künstlerin Burgis Paier, die im September letzten Jahres verstarb. Auch sie ist eine der Künstlerinnen, die für die Galerie Walker sehr wichtig waren und es immer sein werden. Judith Walker erinnert sich an eine Ausstellung auf Schloss Ebenau: „Wir haben vor langer Zeit im Schlosskeller die Jesuleins zu Weihnachten gezeigt. Die Jesuleins, wenn man sie länger beobachtet und angeschaut hat, haben eigentlich auch etwas, was an den Tod erinnert.“

Burgis Paier (+)
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Burgis Paier

„Künstlerische Vielfalt als Bereicherung“

Judith Walker steht auch mit 80 Jahren mitten im Leben und arbeitet voll in der Galerie mit. Sie wollte eigentlich schon vor zehn Jahren aufhören. Heute macht ihr die Arbeit gemeinsam mit ihrer Tochter Caroline immer noch Spaß. Sie besucht gerne Künstlerinnen und Künstler und geht in Ausstellungen: „Das Leben mit der Kunst hat mir immer schon etwas bedeutet. Es ist für mich auch sehr wichtig gewesen – von meiner frühesten Jugend an.“ Nicht nur die bildnerische Kunst interessiere sie, sondern sie sei auch eine begeisterte Opern-, Theater und Konzertbesucherin. „Wenn man diese Vielfalt erleben kann gibt einem das etwas Positives im Leben. Ich glaube ich habe noch immer diese Freude daran. Vielleicht ist es das, was mich noch jung hält.“

Schloss Ebenau
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Schloss Ebenau

Stammkunden als große Stütze für Kunsthandel

Seit 35 Jahren gibt es die Galerie Walker und eigentlich laufe es gut. Beim Handel mit Kunst gebe es natürlich gute und weniger gute Zeiten und plötzlich kommt wieder eine Anfrage nach der anderen herein, so Walker: „Wir haben lange Kunden und Sammler aufgebaut. Sie kommen wieder und das ist unsere große Stütze. So müssen wir sagen wir sind zufrieden.“

Der große Kunst Diebstahl auf Schloss Reifnitz 1996 war auch für die Galerie Walker eine Katastrophe. Betroffen waren auch viele wertvolle Arbeiten von Kiki Kogelknik. Nach 16 Jahren tauchte ein Teil des Diebesgutes plötzlich unter einer Brücke in Villach wieder auf. Bis heute ist dieser Raub aber nicht geklärt – mehr dazu in Beute nach 17 Jahren aufgetaucht (news.ORF.at; 23.7.2013).

Für Walker ist es wichtig, dass der Käufer ein Bild nicht im Netz, sondern vor Ort sehe, wie sie sagt: „Das Bild wirkt dann ganz anders auf ihn. Vielleicht sehen das die Jungen ganz anders. Die Mittelschicht, die Kunst kauft, möchte das Bild und die Skulptur schon vor Ort sehen und erleben.“

Maria Lassnig
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Maria Lassnig

Besondere Erinnerungen an Maria Lassnig

Sammler sind auch bereit, sehr weit zu fahren, um ein bestimmtes Kunstwerk sehen zu können. So auch Judith Walker, die oft sehr weit reiste, um Ausstellungen von Maria Lassnig zu besuchen. Diese Künstlerin hinterließ bei der 17- bzw. 18-jährigen Judith Walker schon bei der 1. Ausstellung in Klagenfurt einen tiefen Eindruck. Später begegneten einander die Galeristin und die Malerin immer wieder.

An eine dieser Begegnungen erinnert sich Judith Walker besonders gerne: „Wir waren mit Caroline in Wien in der Hofburg auf der Kunstmesse. Da saß sie über eine Stunde lang bei uns am Messestand und erzählte uns alles Mögliche aus ihrem Leben.“ In der 8. Mai Straße in Klagenfurt – ehemalige Fröhlichgasse – wuchs Judith Walker auf. Dort lebten auch die Eltern von Maria Lassnig und auch die Künstlerin selbst war öfter vor Ort in einer Bäckerei, die sich dort befand. Irgendwann erfüllte sich dann für Judith Walker der Traum von einem Bild von Maria Lassnig: „Ich habe ein schönes Porträt von ihr und bin ganz stolz.“

Sie versteht die Sammlerin und Sammler und das, was sie antreibt, um ein bestimmtes Bild zu bekommen, nur zu gut. Auch Judith Walker selbst sammelt mit großer Leidenschaft: „Ich war schon immer eine Sammlerin. Ich habe Kunst, Puppen, Gläser, Kunstzeitschriften und Bücher gesammelt. Ich habe einen erschreckend großen Fundus. Das habe ich aber immer gerne gemacht.“

Hilfe für alternde Künstler bei Digitalisierung ihres Werks

Die Galeristin weiß aber auch nur zu gut, dass das Leben für und von der Kunst kein leichtes ist. Viele Künstler haben es bei der Aufarbeitung ihres Werkes schwer. Das Atelier ist voll, oft interessieren sich auch die Kinder nicht. Diese Menschen brauchen – wie zum Beispiel der Bildhauer Herbert Unterberger – in höherem Alter Unterstützung: „Mein Wunsch wäre es, dass es von der Universität Studenten zum Aufarbeiten zu solchen Künstlern schickt und denen dabei behilflich ist, dass ihr Werk erhalten bleibt und digitalisiert wird.“

Alter Pfarrhof
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Der alte Pfarrhof in Nötsch ist eine der Wirkungsstätten von Judith Walker

Würde die Messe aus der Klagenfurter Innenstadt hinaus verlegt wären dort genug Hallen für die Werke der Künstlerinnen und Künstler und damit ein groß angelegtes Archiv oder gleich die Stadt Klagenfurt als Kulturzentrum, so Walker. Das ist für sie im Augenblick noch nicht mehr als ein schöner Traum.

Freiheit für Künstler als größter Wunsch

Ein Alptraum sei der Krieg in der Ukraine für viele Künstlerinnen und Künstler. Die Stimmung ist naturgemäß sehr bedrückend und belastend. Das zeige sich auch in der Kunst, die gerade entstehe, so Walker. Sie ist zufrieden, wenn sie gesund ist, mit Kunst und Kultur leben kann und es ihrer Familie gut gehe. Ihr größter Wunsch sei es, „dass Künstler in der Ukraine wieder so arbeiten können, wie sie möchten – vor allem in Freiheit.“