Ärztin bei der Untersuchung mit einem Stetoskop
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Bei Spitalsärzten brodelt es

In der Ärzteschaft der KABEG-Spitäler brodelt es. Man ist mit dem Gehaltsabschluss unzufrieden, aber vor allem gehe es um den Personalmangel, der schon für Patienten spürbar sei. Am Donnerstagabend gab es ein Treffen der Abteilungsvertreter, man möchte nun ein Gespräch mit dem Landeshauptmann. KABEG und Gesundheitsreferentin weisen die Vorwürfe zurück.

Aufgeladen bis verzweifelt sei die Stimmung am Abend unter den gewählten Vertretern der Stammbesatzung der Spitäler gewesen, hieß es am Freitag, die Ärzte seien am Limit. Man habe Dinge gehört, die einen sprachlos gemacht hätten, so die Vertreterin der Spitalsärzte in der Ärztekammer, Petra Preiss. Der andauernde Personalmangel werde zu einem Kollaps führen. Eine normale Arbeit sei unter diesen Voraussetzungen nicht mehr möglich und das würden auch bereits die Patienten spüren.

Preiss sagte, mehrere Kollegen hätten den Ressourcenmangel angesprochen: „Aus Mangel an ärztlichen Mitarbeitern und beim Pflegepersonal, wegen gesperrter Betten können sie nicht mehr leitlinienkonform behandeln. Termine für notwendige Behandlungen liegen weiter in der Zukunft, als es eigentlich zulässig ist.“

Petra Preiss
ORF
Petra Preiss

Preiss: Verantwortliche reden Problem schön

Die zuständigen Abteilungsvorstände würden die Missstände in vielen Fällen zwar weitergeben, doch die Anliegen würden dann in der „Rundablage“ verschwinden, kritisierte Preiss. Die Öffentlichkeit erfahre davon nichts. Von den politisch Verantwortlichen würden die Zustände schön geredet: „Es wird immer behauptet, es ist eh alles da: Wir können alles, Versorgung vollinhaltlich immer gegeben.“

Preiss sagte, es sei das berühmte Wort Triage gefallen: „Die Leute haben gesagt, wir müssen triagieren. Wer am allerdringendsten etwas braucht, kriegt es. Der andere kriegt es vielleicht später, als es für ihn gut wäre.“ Diese Dinge stehen für die Kolleginnen und Kollegen im Vordergrund – es gehe ihnen nicht in erster Linie ums Finanzielle sondern darum, dass man die Missstände beheben wolle. Man wolle für die Patienten so arbeiten, dass es den Regeln der Kunst entspreche und auch den eigenen Anforderungen, sagte Preiss.

„Gespräch mit Landeshauptmann nötig“

„Es gibt Abteilungen wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die generell ein Mangelfach ist. Da gibt es noch sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Primar muss anfangen, Nachtdienste zu machen, kurz bevor er in Pension geht. Die bekommen keine neuen Mitarbeiter.“ All das mache es nötig, dass es ein dringendes Gespräch mit dem Landeshauptmann brauche, sagte Preiss: „Wir werden das schriftlich einfordern, weil sich keiner auf die zwischengeschalteten Ebenen verlassen kann.“

Es solle einen Gesundheitsgipfel geben, wo über Probleme offen geredet werden solle, denn das sei Chefsache. „Wir möchten den Verhandlungsweg nicht verlassen und unsere Standpunkte dem Landeshauptmann persönlich nahelegen: " Wir wissen nicht, wo zwischen den Abteilungen und dem Landeshauptmann der Informationsstopp liegt.“

Radiologie: Keine ambulanten Leistungen mehr

Eine Anwerbung von neuen Mitarbeitern finde ebenfalls so gut wie nicht statt, kritisierte die Vertreterin der Spitalsärzte. Einen dramatischen Personalrückgang gebe es zum Beispiel auf der Radiologie im Klinikum Klagenfurt, so Preiss: „Das bedeutet, dass zahllose Leistungen, die bis jetzt für den ambulanten Bereich im Klinikum durchgeführt werden konnten, ab dem 2. Quartal nicht mehr geleistet werden können. Wir sind angewiesen worden, keine solchen Termine mehr herzugeben.“ Solche Termine müssen sich die Patientinnen und Patienten in Zukunft selbst im niedergelassenen Bereich organisieren, sagte Preiss. „Das sind Zustände, über die nicht geredet wird. Die Leute fühlen sich allein gelassen damit, es prallt bei uns auf, wir müssen den Patienten sagen, dass es nicht geht.“

Schlechtere Gehälter als in Steiermark

Der Personalmangel sei zu einem guten Teil hausgemacht, man sei als Arbeitgeber nicht attraktiv genug. Es gebe oft nicht einmal Ausschreibungen, weil man gar nicht mit Bewerbungen rechne. „Die Einstufung der Ärztinnen und Ärzte zum Beispiel gegenüber der Steiermark im Lohnschema ist dramatisch schlechter. Die Steiermark hat grundsätzlich das gleich Gehaltsschema, aber in Kärnten werden die Leute extrem schlecht eingestuft. In der Steiermark werden Leute flexibel weit höher eingestuft als mit derselben Berufserfahrung in Kärnten.“ Sie wisse von Kündigungen oder Absagen, die mit der niedrigen Einstufung zu tun haben.

Wenn jemand die Wahl hätte, zehn Jahre auf die Einstufung zum Oberarzt zu warten wie in Kärnten oder viel früher in der Steiermark eingestuft zu werden, dann werde man in die Steiermark gehen. Vordienstzeiten von Inländern werden in der KABEG nicht angerechnet. Vieles lasse sich verändern, wenn man wolle. Wenn man aber alles leugne, werde man nicht weiterkommen, sagte Preiss. Man kenne das seit vielen Jahren, aber irgendwann komme der Punkt nach vielen Gesprächen, wenn man anstehe und jeder auf Durchzug schalte, dann laufe das Fass über. „Der Gehaltsabschluss hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“

Spitäler der KABEG

Zu den Spitälern der Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG) gehören das Klinikum Klagenfurt, die Landeskrankenhäuser Villach, Wolfsberg, Laas und die Gailtal Klinik.

Prettner: KABEG mit Höchststand bei Personal

Den Verhandlungsweg wollen die Ärzte noch nicht verlassen. Allerdings erwarte man sich von der zuständigen Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) keine Hilfe, sagte Preiss. Prettner ließ ausrichten, dass der Personalstand in den Spitälern während der vergangenen zehn Jahre um 600 Kräfte aufgestockt worden sei. Die KABEG habe derzeit einen Personal-Höchststand, sagte Prettner. Sie zeigte sich verwundert, dass Preiss nicht mit ihr Kontakt aufgenommen habe, sondern fünf Wochen vor der Wahl den Umweg über die Medien nehme.

Dazu sagte Preiss, ein Personalstand sage nichts über die geleisteten Stunden aus. Früher hätten Ärztinnen und Ärzte 100 Stunden die Woche gearbeitet, um das zu ersetzen brauche man heute vier oder fünf Personen. Es seien ständig Stellen der KABEG ausgeschrieben, geredet werde aber über einen Mangel im niedergelassenen Bereich. Viele Fachärzte gehen auch in den niedergelassenen Bereich, um sich den Stress im Krankenhaus zu ersparen.

KABEG weist Vorwürfe zurück

Der medizinische Direktor des Klinikum Klagenfurts, Dietmar Alberer, nahm Stellung zu den Vorwürfen und wies die Aussagen, wonach es bei der Behandlung von Patienten zu Triagen komme, entschieden zurück. Selbstverständlich würden alle Patienten gemäß den geltenden Leitlinien versorgt. Bis auf einige wenige Bereiche sei der Stellenplan im ärztlichen Bereich voll besetzt, so Alberer.

FPÖ: Neues Management nötig

In einer Aussendung kritisierten Landesparteichef Erwin Angerer und Gesundheitssprecher Harald Trettenbrein Prettner heftig. Es sei alarmierend, wenn Ärzte davon berichten, dass Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Prettner habe offenbar den Durchblick verloren und sei statt Krisenmanagerin Teil der Krise. Die FPÖ fordert ein neues Management, Landeshauptmann Peter Kaiser solle Prettner die Kompetenzen entziehen, um schnellstmöglich eine Lösung zu finden.

Team Kärnten: Mehr Ausbildungsplätze

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer forderte in einer Reaktion neuerlich die dringende Ausweitung der Medizinstudienplätze in Österreich. Der Bundesregierung müsse klar sein, dass man sehenden Auges in einen noch größeren Ärztemangel schlittere, als es bis dato schon der Fall sei. Die Anzahl der Studienplätze sei zu erhöhen. Außerdem gehen viele Absolventen des Studiums ins Ausland oder streben Betätigungsfelder im Bereich der Wissenschaft an.