Unfallstelle in der Mauthner Klamm
ORF/Peter Matha
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Gericht

Von Ast erschlagenes Kind: Zivilprozess

Vor mehr als drei Jahren ist ein vier Jahre altes Mädchen in der Mauthner Klamm von einem herabstürzenden Ast erschlagen worden. Im strafrechtlichen Verfahren wurden weder die Gemeinde Kötschach Mauthen noch der Alpenverein noch der Waldbesitzer verurteilt. Die Eltern suchen nun im Zivilverfahren nach den Verantwortlichen.

Als die Eltern aus Niederösterreich mit der Vierjährigen im Bereich der Schwarzbrunnquelle unterwegs waren, löste sich ein vermutlich morscher, dicker Ast aus der dortigen Felswand und stürzte aus 80 Metern in die Tiefe. Während der Vater nur leicht verletzt wurde, traf der Stamm das unmittelbar neben ihm stehenden Kind im Kopf- und Nackenbereich – mehr dazu in Vierjährige von Ast getötet (kaernten.ORF.at; 17.8.2019).

Fast eineinhalb Jahre nach dem Unfall wurden die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft eingestellt, weil keinerlei Fahrlässigkeit festgestellt werden könnte – mehr dazu in Ast tötete Mädchen: Ermittlungen eingestellt (kaernten.ORF.at; 15.1.2021).

Prozess um tödlichen Unfall in der Mauthner Klamm
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Zivilverhandlung

Zivilprozess startete im Oktober

Im Oktober 2022 startete der erste Prozesstag im Zivilprozess, den die Eltern angestrengt hatten. Sie wollen Klarheit, wer dafür verantwortlich ist und klagten Gemeinde, Alpenverein und den Waldbesitzer – mehr dazu in Zivilprozess um totes Urlauberkind (kaernten.ORF.at; 27.10.2022).

Richter Jakob Wagner-Moschik verteilte am zweiten Prozesstag im Saal selbst Gläser und Wasser an die Anwälte und die Eltern des toten Mädchens, die aus Niederösterreich angereist waren, als menschliche Geste der Justiz. Die Mutter des toten Kindes ist 51 Jahre alt. Sie ist Psychotherapeutin und trug ein T-Shirt mit dem Foto ihres verstorbenen, einzigen Kindes.

Plötzlich lag das Kind am Weg

Sie erzählte, wie sorgsam sie ihre Urlaubsziele ausgesucht habe. Genächtigt wurde im Bauernhof mit Streichelzoo im Lesachtal, die Familie habe nichts Gefährliches unternehmen wollen. Hätte sie nur ansatzweise gewusst, was in der Mauthner Klamm passieren kann, wäre sie nie auf diese Wanderung gegangen, so die 51-Jährige.

Innerlich könne sie seit dem Tod nicht mehr aufhören, nach ihrer Tochter zu schreien, sagte sie unter Tränen. Wie sich der Unfall ereignet hatte, habe sie gar nicht mitbekommen, sagte die Frau, sie habe nur das Geräusch eines brechenden Baumes gehört. Dann sei die Tochter mit der schweren Kopfverletzung neben dem Weg gelegen.

Die Stelle des tödlichen Unfalls
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Mauthner Klamm

Entscheidende Frage: Wer ist Halter des Weges

Auch der 59-jährige Vater des Kindes, ein Anwalt, ist, wie seine Frau, deutlich gezeichnet. Nach dreieinhalb Jahren befinde er sich immer noch in einem psychischen Ausnahmezustand. Auch er sprach vom Krachen eines Baumes, dann habe er Schotter rieseln gehört. Als er dachte, dass alles vorbei sei, sei sein schwer verletztes Kind eine Armlänge von ihm entfernt gelegen.

Das Paar fordert 220.000 Euro für Unkosten und ihren Schmerz. Dazu muss allerdings geklärt sein, wer der Wegehalter ist. Der Kötschach-Mauthener Alpinpolizist, der im steilen Gelände über der Klamm sogar den Baum finden konnte, von dem der Ast abgebrochen war, beschrieb das Problem: Es sei nicht möglich gewesen herauszufinden, wer der Halter des Wanderweges mit Warnhinweisen ist. Der Alpenverein habe die Verantwortung zurückgewiesen und selbst der Amtsleiter der Gemeinde habe sich in Schweigen gehüllt. Weitere Zeugen sind für Donnerstag geladen.