Alles ist eine Frage der Sprache. Auch die barrierefreie Kommunikation in Gebärdensprache: Samuel ist gehörlos, seine Freundin Angela nicht. Die beiden sind 13 Jahre alt und besuchen dieselbe Klasse der Praxismittelschule der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt. Der inklusive Unterricht und die Kommunikation in der Klasse funktionieren über den so genannten Nachteilsausgleich.

Simultanübersetzung des Unterrichts
So steht die Gebärdendolmetscherin neben der Tafel und übersetzt, war gesprochen wird. Auch, wenn Lehrer Schüler etwas fragen sowie deren Antworten werden übersetzt. An der Mittelschule und auch in der Volksschule nebenan sieht der zweisprachige Unterricht kinderleicht aus, das ist er in Wahrheit aber nicht überall. Der österreichische Gehörlosenverband kritisiert die Benachteiligung Gehörloser in der Bildung. Gefordert werden mehr Ressourcen, mehr Dolmetscher und mehr kompetentes Lehrpersonal.

Vor allem aber bräuchten gehörlose Kinder mehr positive Vorbilder, sagte Dagmar Schnepf vom Kärntner Gehörlosenverband: „Diese Motivation, dieses Angetriebensein, dass man lernen möchte, ergibt sich oft aus den Vorbildern. Wenn man sieht, dass es Gehörlose gibt, die etablierten Berufe erreichen konnten und nicht nur als Hilfskräfte tätig sind.“
Spätestens Ende 2023 soll der kompetenzorientierte ÖGS-Lehrplan in Kraft treten. Dann sollen gehörlose Kinder auch in ihrer Erst- oder Muttersprache – der Gebärdensprache – maturieren können, so Birgit Raupl ist Pädagogische Beraterin im Fachbereich Hören: „Der Unterschied wird sein, dass die österreichische Gebärdensprache als eigenständige Sprache gesehen wird, mit der man verschiedene Niveaus erreichen kann und mit der man auch Maturaniveau erreichen kann. Zum Beispiel kann man in englischer Sprache Kompetenzstufen erreichen, die höchste wäre Maturaniveau.“

„Großer Durchbruch noch nicht geschafft“
Schon werden jetzt werden die Anforderungen mit jeder Klasse größer. Geht es im Volksschulbereich noch um Grundbildung und das Erlernen der Gebärdensprache, steigen der Wortschatz und die schulischen Anforderungen vor allem im höheren Schulbereich rapide an, sagte Raupl: „Wichtig wäre, dass die Selbstständigkeit gefördert wird. Dadurch, dass sie immer eine Begleitung haben, kommt das fast zu kurz.“
Dolmetscherin Dagmar Schnepf sagte: „In den letzten 20 Jahren hat sich in den einzelnen kleinen Bereichen etwas geändert, aber das große Ganze, diesen großen Durchbruch haben wir noch immer nicht geschafft“. Bleibt zu hoffen, dass es heuer soweit sein wird.