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ORF.at/Zita Klimek
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Technik

Was kann die künstliche Intelligenz ChatGPT

Ob Liebeslieder, Essays über Klimapolitik oder Programmiersprache: Die Software ChatGPT wird, ähnlich wie einst Google oder das iPhone, als Monumentalereignis in der Technologiebranche gewertet. Was genau das Besondere an der künstlichen Intelligenz des Chatbots ist, sollte ein Selbstversuch zeigen.

ChatGPT ist aktuell das Gesprächsthema im Internet und in der realen Welt. Wie „fühlt“ sich das Programm damit, so im Mittelpunkt des Interesses zu stehen? Die Antwort der KI lautet wie folgt: „Als Sprachmodell habe ich keine Gefühle oder Emotionen. Ich bin daher nicht in der Lage, mich über meine Rolle oder Funktion zu freuen oder besorgt zu sein. Ich bin einfach ein Werkzeug, das von Menschen genutzt wird, um ihnen zu helfen oder Informationen zu finden und zu verarbeiten.“

Begonnen hat alles mit dem Versuch, menschliches Lernen und Denken auf den Computer zu übertragen und ihm damit eine Form von „Intelligenz“ zu verleihen. Das Programm Chat GPT kann mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) nahezu jede Frage sofort beantworten und Schreibaufgaben lösen. Und das Resultat klingt fast so, als stamme es von einem menschlichen Verfasser. Was viele Fragen – auch zu möglichem Missbrauch aufwirft.

KI-Antworten muten nahezu menschlich an

KI-Experte Florian Steinkellner: „ChatGPT ist ganz einfach ein Tool, das es ermöglicht, Antworten auf Fragen zu generieren, die der künstlichen Intelligenz gestellt werden. Das System ist mittlerweile so intelligent, dass es Antworten geben kann, die von unserer menschlichen Sprache fast nicht mehr unterschieden werden können.“

Das Tool hat die Informationen aus „Onlineforen, Social Media, Datenbanken und Büchern.“ Die gegebenen Informationen würden nicht von einem Menschen im Hintergrund auf Richtigkeit „gecheckt“ – es kann damit natürlich auch etwas Falsches herauskommen. Womit man beim Stichwort Falschinformationen und Fake News landet. Dazu Steinkellner: „Ich habe gestern versucht, der ChatGPT die Frage zu stellen, wer ist der aktuelle österreichische Fußballmeister. Die richtige Antwort wäre eigentlich Red Bull Salzburg gewesen, die Antwort der Cloud oder KI war Rapid Wien.“

Chat GPT zu falscher Antwort: „Es liegt an den Nutzern“

Wie „verantwortet“ sich die KI, auf solche falsch gegebenen Antworten angesprochen? ChatGPT: „Ich kann nur das wiedergeben, was ich während meines Trainings gelernt habe und es liegt an den Nutzern, Die Richtigkeit und Verlässlichkeit der bereitgestellten Informationen zu überprüfen.“

Falschinformationen sind damit eine mögliche Gefahrenquelle, weil sich die Software aus bereits bestehenden Texten im Internet etwas zusammensucht: „Wenn das Ding mit falschen Informationen gefüttert wird, geht das auch in die Welt hinaus.“

Auch wenn es also nicht immer der Wahrheit entspricht, was ChatGPT von sich gibt, gibt es doch kaum etwas, was dieses Tool nicht schreiben kann. Vor ein paar Tagen hat die KI-Anwendung sogar die Zulassungsprüfungen für amerikanische Ärzte und Anwälte bestanden. Das ist schon ein bisschen beängstigend. „Das ist das große Problem an der Sache“, so Steinkellner. „ChatGPT kann auch eine wissenschaftliche Arbeit für die Universität verfassen. Streng genommen ist das dann nicht das geistige Eigentum des Anwenders“.

Wem gehören die Werke der KI

Wie sich die Gefahren erkennen und umschiffen lassen, ohne den großen Nutzen der KI zu schmälern, sei ein großer Punkt: „Wo liegt das geistige Eigentum? Was passiert mit Werken, die von der KI erstellt wurden? Ist es dann mein Werk oder jenes der KI?“ Über Urheberrechte bei Werken der Künstlichen Intelligenz wird bereits in Fachkreisen diskutiert. KI eröffnet ganz neue Möglichkeiten auf den verschiedensten Gebieten. Für den IT Experten ist die Software aber auch eine Chance für Hacker. „Natürlich kann ich Falschinformationen verbreiten, das formt alles der Algorithmus und nimmt das dann als Datenbasis.“

ChatGPT: Bin kein Ersatz für menschliche Arbeitskraft

ChatGPT sagt dazu: „Es ist richtig, dass Künstliche Intelligenz dazu beitragen kann bestimmte Aufgaben und Jobs zu automatisieren. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass KI kein Ersatz für menschliche Arbeitskraft ist und auch nicht dazu in der Lage ist, alle Aufgaben und Jobs zu übernehmen.“

Trotzdem gibt es sie als Helfer in Pflegeheimen oder als Bedienung in Gaststätten, und auch in der Schule wird über die Anwendungsmöglichkeiten diskutiert: Künstliche Intelligenz dringt immer tiefer in unseren Alltag ein. Dabei geht es längst nicht nur um Saug- oder Rasenroboter, die bei vielen Menschen den Alltag erleichtern.

Steinkellner: „Die Vorteile sind, man versucht den Gedanken der Menschen digital abzubilden und die Maschine zu lehren, so zu denken wie wir. Klingt einfach, aber man muss gewisse Muster vorgeben, wie das Ding zu denken hat oder mit Informationen umgehen soll.“

Hilfreich in Medizin und Rechtsfragen

Systeme der Künstlichen Intelligenz können schon heute Krankheiten erkennen, theoretisch aber auch Biowaffen herstellen, indem das System Millionen von Varianten durchrechnet. KI kann aber auch ein wichtiges Wirkwerkzeug sein, zum Beispiel in der Medizin: Wäre so eine KI nicht ein hilfreicher Assistent, der Wissen abruft, damit sich der Arzt auf das Handeln konzentrieren kann?

Dazu Steinkellner: „Man wertet Bilder, Videos, Röntgenbilder, MRTs mit einem Algorithmus aus, um in Echtzeit zu erkennen, ist das jetzt ein Tumor, den die Kamera erkannt hat, anhand von großen Datenmengen im Hintergrund, die quasi schon bestätigte Fälle waren.“

Ein weiteres Beispiel wäre die Rechtswissenschaft: Findet eine KI nicht viel schneller und schlüssiger die richtigen Argumente und Präzedenzfälle? Dazu Steinkellner: „Wenn man sich mit einem gewissen Strafthema beschäftigt, KI such mir alle Urteile zu diesem Bereich raus, bin Rechtsanwalt und berate jemand.“

Ein Künstler wird die KI niemals sein

Nur die Kunst und kreatives Schreiben wird die KI niemals ersetzen können. Maschinen werden kein Bewusstsein, keine Erfahrungswerte und keine echten Gefühle entwickeln. Das einzige was sie können, ist, diese zu „simulieren“. „Eine Maschine bleibt eine Maschine. Wenn man sich Roboter in Restaurants ansieht oder in der Pflege: er kann zwar Mimik und Gestik erkennen, aber wie stelle ich mit einem Roboter mit KI eine Mimik oder Gestik dar, die wirklich echt aussieht? Das sind Fragen, die in den nächsten Jahren noch beschäftigen werden“, so Steinkellner.

Verunglückter Witz: Warum waren die Tomaten rot?

Übrigens kann ChatGPT auch Witze erzählen – oder versucht es zumindest. Hier das Ergebnis: „Warum waren die Tomaten rot? Weil sie rot waren. Ich hoffe, der Witz hat dich zum Schmunzeln gebracht.“ Auch wenn ChatGPT zumindest beim Thema Humor noch sehr ausbaufähig scheint: Künstliche Intelligenz ist nicht mehr die Zukunft, sondern die Gegenwart.