Marienkirche Südansicht
„Kennst du Kärnten“

Die populärste Glocke Kärntens

Der Maria Saaler Dom besitzt das größte und populärste Geläute Kärntens, das sogar in einem Volkslied besungen wird: Die „Maria Saalerin“. Sie ist die größte und schwerste Glocke Südösterreichs, gegossen aus alten türkischen Kanonen.

Die Glocke im Nordturm der so genannten Marienkirche ist ein mächtiges Konstrukt, das man hier kein zweites Mal findet, so Fremdenführer Horst Ragusch: „Die Maria Saalerin ist mit ihren 6.608 Kilogramm die schwerste, größte und klangvollste Glocke in der Region Kärnten, Osttirol und Südsteiermark. Zu 40 Zentnern aus türkischen Kanonen gegossen, die nach der erfolgreichen Abwehr der osmanischen Truppen vor Wien 1683 reichlich von den Flüchtenden hinterlassen wurden.“

Maria Saal
ORF
Maria Saaler Dom

Allerdings besteht das berühmte Läuten nicht nur aus der einen Glocke sondern: „Im Südturm sind nochmals fünf Glocken angebracht, dazu die kleine Sterbeglocke im Dachreiter. Das Maria Saaler Geläut ist das größte und beliebteste von Kärnten mit über zwölf Tonnen Gesamtgewicht“, so Ragusch.

Maria Saaler Glocke
Die Maria Saalerin

Turm entscheidend für Klang

Horst Ragusch fand die Erklärung dafür, warum die Glocke so besonders klingt, in der Wissenschaft: „Eine große Glocke wie diese hat ca. 50 Teiltöne. Mit dieser Klangfülle ist die Maria Saalerin schon für sich ein ganzes Konzert. Gemauerte Kirchtürme wie die in Maria Saal sind ideal für eine harmonische Klangentfaltung. Auch die Hölzer des Glockenstuhls sind noch original erhalten und dämpfen die hohen Tonanteile. Dadurch klingt die Glocke weicher.“

In einem modernen Stahlbetonkirchturm mit metallenen Schalllamellen würde die Maria Saalerin deutlich härter und schriller klingen. Sanft schwingen die Töne durchs Land, mit einem fast endlos scheinenden Nachhall, so Ragusch. „Allein das Abklingen der großen Glocke dauert schon drei Minuten.“

Für das mächtige Geläute war laut Ragusch der Stück- und Glockengießer Mathias Landsmann: „Im Oktober 1687 hat er mit der Maria Saalerin sein Meisterwerk geschaffen. Damit schuf er die Kärntner Barockrippe, eine technische Neuerung. Der Guss ist technisch sehr sauber. Kein Glockengießer vor oder nach ihm erreichte dieses Niveau.“

Die fünf Glocken

  • Glocke 1: Gegossen 1687 von Mathias Landsmann in Klagenfurt.
  • Glocke 2: Gegossen 1925 von Grassmayr in Innsbruck.
  • Glocke 3, 5, 6: Gegossen 1972 von Grassmayr in Innsbruck.
  • Glocke 4: Gegossen 1670 von Lorenz Pez in Klagenfurt.
  • Glocke 7: Gegossen 1910. Info: Katholische Kirche Kärnten

Transport von Klagenfurt nach Maria Saal

Gegossen wurde die Maria Saalerin in der Gießerei in der Klagenfurter Paulitschgasse. Die tonnenschwere Glocke musste irgendwie nach Maria Saal gebracht werden: „Am 5. Februar 1688 wurde die Glocke von Neuen Platz in Klagenfurt mit 20 Pferden und etlichen hundert Männern, die an Seilen zogen, in Gottes Namen auf einer so genannten ‚Schleipfen‘ nach Maria Saal gebracht. Das ist ein Wagen, der vorne zwei Räder und hinten Kufen hat.“

Dieser Transport hinterließ bis heute sichtbare Spuren: „Wenn die Zugtiere stehenblieben, wurde das als göttliches Zeichen gedeutet. An diesen Stellen wurden sieben Bildstöcke errichtet, die heute noch zu sehen sind. Der erste an der Kreuzung der St. Veiter Straße mit der Krassnigstraße, noch weitere in der St. Veiter Straße, die letzten zwei am Fuße des Hügels, auf dem sich die Marial Saaler Kirche erhebt.“

Auch von Ingeborg Bachmann erwähnt

Noch etwas ist einzigartig: Die Maria Saalerin ist die einzige Glocke Österreichs, die auch in einem Volkslied besungen wird: „Sogar Ingeborg Bachmann schreibt in ihren Erzählungen ‚Über die Jugend in einer österreichischen Stadt‘, ‚die Kinder lösen von der Schokoladetafel das Silberpapier und flöten darauf das Maria Saaler Geläut.‘“

Wer diese außergewöhnliche Glocke von der Nähe betrachten will, hat dazu die Möglichkeit. Horst Ragusch und weitere Mitglieder des Domvereins begleiten Interessierte auch in den Glockenturm hinauf.