Sujet Stop den Bahnlärm
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Chronik

Sofortmaßnahmen gegen Bahnlärm gefordert

Seit 20 Jahren kämpfen Bürgerinitiativen gegen die Lärmbelastung durch Güterzüge im Kärntner Zentralraum. Da nach der Fertigstellung der Koralmbahn voraussichtlich mehr Güterzüge als jetzt erwartet werden, drängen die Anrainer auf lärmsenkende Sofortmaßnahmen und den Bau einer Gütertrasse abseits des Wörthersees.

Etwa 160 Züge sind täglich zwischen Klagenfurt, Villach und Fürnitz unterwegs. Die Hälfte davon sind Güterzüge. Mit bis zu 100 km/h brausen sie an den Wohnhäusern vorüber, die vor allem in den Wörtherseegemeinden aber auch im Raum Fürnitz nur wenige Meter von den Geleisen trennen.

Vertreter der Bürgerinitiativen
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Vertreter der Bürgerinitiativen

Koralmbahn könnte Güterzüge vervierfachen

Mit der Eröffnung der Koralmbahn in zwei Jahren könnte sich die Zahl der Güterzüge vervierfachen, so die Prognose. Daher sei, auch wenn sie derzeit im ÖBB-Rahmenplan nicht vorgesehen ist, eine eigene Gütertrasse langfristig ein absolutes Muss, sagen die Vertreter der Bürgerinitiativen. „Wir brauchen eine Sofortlösung für die nächsten 20 Jahre, weil es ist klar, dass die Gütertrasse, auch wenn sie kurzfristig gebaut wird, sicher 20 bis 25 Jahre braucht, bis das gelöst ist“, so Peter Unterluggauer von Stopp Bahnlärm Klagenfurt.

Eine Sofortmaßnahme, die sofort umgesetzt werden könnte und sehr kostengünstig sei, sei Tempo 50 für Güterzüge in der Nacht, so Christoph Neuscheller vom Verein Stopp Bahnlärm Wörthersee. „Das ist die einzige realistische Sofortlösung für die nächsten 25 Jahre.“

Fürnitz von oben
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Güter- und Fernverkehr über Verschiebebahnhof

Im Raum Fürnitz, wo die Bahnstrecke Richtung Italien mitten durch das Wohngebiet führt, sieht der Vertreter der örtlichen Bürgerinitiative eine Möglichkeit, die Anrainer ohne zusätzlichen Aufwand zu entlasten. „Dass man wirklich Überlegungen anstellt, zusätzlich zu diesen Sofortmaßnahmen, Fürnitz dadurch zu entlasten, dass man den Güter- und Fernverkehr über den Verschiebebahnhof leitet“, so Hannes Poglitsch von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Fürnitz“. Das passiert derzeit tatsächlich, weil die Strecke nach dem Zugsunglück vom vergangenen Freitag im Bereich des Bahnhofs immer noch gesperrt ist – mehr dazu in Güterzugunfall: Rotlicht überfahren.

Zug
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Kritik an Gewessler

Unterstützung erhalte man von den Gemeinden und vom Land Kärnten, von der zuständigen Ministerin Leonore Gewessler (GRÜNE) fühle man sich aber im Stich gelassen, was den Anrainerschutz betrifft. „Ihr ist zwar bewusst, dass das zu laut ist und plant zwar eine Änderung, aber das betrifft nicht die Bestandsstrecken“, sagte Herbert Zankl von der Bürgerinitiative Stopp Bahnlärm Villach.

Kritik an Gewessler kommt auch von der Landespolitik. Verkehrsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) wirft ihr Untätigkeit vor. Für ihn führt kein Weg an einer eigenen Gütertrasse vorbei. Und aus Sicht von FPÖ-Chef Erwin Angerer habe Gewessler mehr Verständnis für die Klimakleber als für die Kärntner Bevölkerung. Und die ÖBB selbst erklärten bereits mehrfach, dass mit Lärmschutzeinrichtungen, Lärmmessungen und leiseren Güterzügen die Anrainer geschützt würden.