Gibbaeum heathii Zwergsukkulent aus Südafrika
Roland Eberwein
Roland Eberwein
„Erlebnis Natur“

Sukkulenten – faszinierend genügsam

Sukkulenten sind Pflanzen, die Wasser speichern können. Am bekanntesten ist die einheimische Hauswurz, die sogar auf Dächern gedeiht, aber auch exotischere Exemplare werden als genügsame Zimmerpflanzen immer beliebter.

Unter sukkulenten Pflanzen versteht man solche, die spezielle Ausbildungen haben um Wasser zu speichern. „Sukkus“ bedeute Flüssigkeit, sagt Botaniker Roland Eberwein, Leiter der Abteilung Botanik am kärnten.museum: „Die Ausbildungen können Blätter, Stämme oder Wurzeln sein. Das sind die drei Grundorgane der Pflanzen, es gibt aber auch Mischformen.“

Kakteen als bekannteste Form

Die wohl bekanntesten sukkulenten Pflanzen sind Kakteen. Im Fachgebiet Gärtnerei werden die Sukkulenten in Kakteen und andere sukkulente Pflanzen getrennt, so Eberwein. Die anderen Sukkulenten machen den wesentlich größeren Teil aus. Es gebe locker über 50 verschiedene Pflanzenfamilien, bei denen Sukkulenz ausgeprägt sei.

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Sempervivum montanum
Roland K. Eberwein
Sempervivum montanum
Sedum alpestere aus dem Lesachtal in 1600 Metern Höhe
Roland K. Eberwein
Sedum alpestre
Pachyphytum oviferum Mondstein
Roland K. Eberwein
Pachyphytum oviferum
Gibbaeum heathii Zwergsukkulent aus Südafrika
Roland Eberwein
Gibbaeum heathii
Euphorbia cooperi Wolfsmilchgewächs
Roland Eberwein
Euphorbia cooperi
Bulbophyllum fletcherianum Infloresenze Aasfliegenblume
Bulbophyllum fletcherianum
Bulbophyllum fletcheranium Aasfliegenblume
Bulbophyllum fletcherianum Zungenorchidee
Roland Eberwein
Bulbophyllum fletcherianum
Aloe vacillans
Roland Eberwein
Aloe plicatilis
Aloe plicatilis
Roland Eberwein
Aloe aculeata
Aloe aculeata
Roland Eberwein
Agave neomexicana
Agave neomexikana
Roland Eberwein

Sukkulenz ist eine Anpassung an Wassernot, kann durch klimatische Bedingungen hervorgerufen werden und auch nur zeitlich auftreten, so Eberwein. Sie könne aber auch durch Substratbedingungen hervorgerufen werden. Das betreffe zum Beispiel Pflanzen, die auf Bäumen wachsen, von denen Wasser rasch abgeleitet werde. Dann müsse die Pflanze notwendigerweise Wasser speichern, um in Regenpausen genügend Wasser zu haben.

Wasser wird gesammelt und gespeichert

Bromeliengewächse beispielsweise sammeln Wasser in Trichtern: „Kakteen, die epiphytisch wachsen, können das in ihren Sprossen speichern. Das machen auch Orchideen, die auf Bäumen wachsen. Sie haben Verdickungen, in denen sie Wasser speichern können.“ Wasserspeicherung in Blättern, Achsen oder Wurzeln komme sehr häufig vor, auch in Kärnten: „Wir kennen die fette Henne, die Dickblattgewächse und auch alpine Pflanzen, die unter Trockenheitsstress leiden können, wie die Hauswurz. Sie hat dicke, fleischige Blätter, die Wasser speichern.“

Hauswurz wächst sogar auf Dächern

Die sukkulente Hauswurz ist eine der Lieblinge in der heimischen Flora – nicht nur weil sie attraktiv aussieht, so Eberwein: „Sie ist seit Jahrhunderten unter Beobachtung, weil es für Menschen sehr interessant war, dass Pflanzen auf so trockenen Bereichen wie Felsflächen oder auf dem Dach kultiviert werden konnten. Daher kommt der Name Hauswurz. Wenn sie sich festhalten, kommen sie mit wenig Wasser aus. Die Blätter sind wunderschön in einer Rosette angeordnet.“ Sie breitet sich durch ihre Ausläufer gut aus, denn an den Ausläufer-Enden werden Tochterrosetten gebildet.

Sie sei nicht nur eine Steingartenpflanze, die immer mehr in Mode komme, je trockener es werde, sondern auch eine alte kulturelle Pflanze. Eine auf dem Dach wachsende Hauswurz sollte vor Blitzschlag schützen, habe man geglaubt.

Exotische Sukkulenten

In tropischen Gegenden sehen sukkulente Pflanzen wesentlich imposanter aus. Man kennt Affenbrotbäume, die auf Madagaskar oder in Afrika wachsen. Ihre riesigen, überdimensionalen Stämme können laut Eberwein tausende Liter Wasser speichern. In den Trockengebieten dienen Blätter als Wasserspeicher. „Wir kennen das von lebenden Steinen oder Aloen, wo bei uns die Aloe Vera als Heilpflanze bekannt ist. Auch Wurzeln können Wasserspeicher ausbilden, das ist aber seltener und nicht so sichtbar.“ Ein Beispiel für Wurzelsukkulenz ist die Grünlilie. Sie steht in vielen Kärntner Wohnzimmern und hat grün-weiße Blätter.

Wasser wird in Zellen gelagert

Interessant ist auch, wie sukkulente Pflanzen überhaupt Wasser speichern können. Grundsätzlich wird das Wasser in den dünnwändigen Zellen eingelagert: „Die in größerer Anzahl als eigene Gewebe gebildet werden. Man findet solche Parenchymgewebe in dicken Schichten und jährlich, wie bei Stämmen, weiter vermehrt.“ Das passiert beispielsweise oft bei Kakteen oder Wolfmilchgewächsen.

Sie werden dadurch immer dicker: „Diese dünnwandigen wasserspeichernden Gewebe können auch Wasser abgeben. Sie liegen oft um Gefäßbündel herum, damit das Befüllen und Entleeren gut funktioniert.“ Oft ist solches Gewebe auch mit entsprechenden Wasser-Sparmechanismen gekoppelt, erklärt der Botaniker. „Wenn eine Pflanze in Gebieten wächst, die klimatisch ungünstig sind, dass es tagsüber so heiß und trocken ist, dass bei der Assimilation und Atmung viel Wasser verloren geht, weil die Spaltöffnungen geöffnet werden müssen, haben die Pflanzen oft Anpassungen, um den Wasserverlust gering zu halten.“

Manche Pflanzen können sogar zeitlich ihre Aktivitäten steuern: „Sie sammeln tagsüber Sonnenlicht, speichern die Energie chemisch zwischen und arbeiten sie nachts um, wenn die Spaltöffnungen geöffnet werden können.“ Das kann zum Beispiel auch die Hauswurz.