Matthias Mayer als Sportler des Jahres 2022
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Weggefährten von Mayer: „Typisch für ihn“

„Es reicht“: Mit diesen Worten hat der Kärntner Ausnahmesportler Matthias Mayer am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt. Informiert war im Vorfeld offenbar niemand, wie ORF-Recherchen belegen. Was bleibt, sind die Erinnerungen an eine große Karriere. Ein Lokalaugenschein im Heimatort von Matthias Mayer.

Erst vor wenigen Tagen wurde Matthias Mayer zum fünften Mal als Kärntner Sportler des Jahres ausgezeichnet – da hätte noch niemand geahnt, dass es seine letzte Ehrung als aktiver Sportler sein würde. Am Donnerstag gab Mayer plötzlich vor laufender ORF-Kamera sein Karrieende bekannt – mehr dazu in Matthias Mayer überrascht mit Rücktritt alle.

„Er ist immer bodenständig geblieben“

In Afritz, dem Heimatort von Matthias Mayer, ist der Rücktritt natürlich das Gesprächsthema Nummer eins. Das ORF-Team hörte sich vor Ort um. „Man muss es akzeptieren, wie es ist. wir als Afritzer sind stolz auf alle Erfolge, die er gehabt hat. Wir sind auch stolz, dass er immer bodenständig und Afritzer geblieben ist“, sagte Bürgermeister Maximilian Linder.

Bürgermeister Maximilian Lindner
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Bürgermeister Maximilian Linder

„Er braucht einmal Ruhe“

Auch in der örtlichen Bäckerei sorgt das plötzliche Karriereende des dreifachen Olympiasiegers für Staunen. „Die Nachricht, dass es jetzt wirklich ein Rücktritt ist, war extrem überraschend“, sagt etwa Brigitte Pontasch. Es gibt aber auch Verständnis für seine Entscheidung. „Das kann man sich nicht vorstellen, was er geleistet hat. Er braucht einmal Ruhe. Ich finde den Schritt vollkommen in Ordnung, den er gemacht hat“, so Martina Strobl.

Martina Strobl aus Afritz
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Martina Strobl zeigt Verständnis für die Entscheidung

„Wir hoffen, das war ein Witz“

Auch die internationalen Skistars wurden am falschen Fuß erwischt. „Das war jetzt eine Überraschung für die ganze Welt, glaube ich. Ich weiß nicht warum, aber mit seinen Resultaten und seiner erfolgreichen Karriere ist das schon okay. Wenn man fertig ist, ist man fertig. Wir hoffen, dass er sagt, ‚Nein, das war ein Witz‘“, lachte der norwegische Speed-Pilot Aleksander Aamodt Kilde.

Von einem Witz ist aber nicht auszugehen. Damit endete am Donnerstag ganz plötzlich eine herausragende Sportlerkarriere. Matthias Mayer holte dreimal olympisches Gold – in der Abfahrt von Sotschi 2014, im Super G von Pyeongchang 2018 und im Super G von Peking 2022. Dazu kamen elf Weltcupsiege und zahlreiche Topplatzierungen.

Matthias Mayer als Sportler des Jahres 2022
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Erst in der Vorwoche wurde Matthias Mayer als Kärntner Sportler des Jahres ausgezeichnet

Umso größer ist beim Österreichischen Skiverband der Respekt vor den Leistungen des Afritzers. "Seine Fähigkeit, bei Großevents noch einmal ein ‚Schäuferl‘ draufzulegen und die beste Leistung abrufen zu können, war einmalig“, erklärt die Präsidentin des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), Roswitha Stadlober.

„Typisch für ihn“

Tatsächlich dürfte seine Entscheidung zur Bekanntgabe des Rücktritts nach der Streckenbesichtigung in Bormio ganz spontan gefallen sein. So waren vor dem ORF-Liveinterview nicht einmal seine Teammitglieder vor Ort eingeweiht. Das bestätigt auch Rainer Salzgeber, Rennleiter seines Ausrüsters Head: „Ich habe ihn bei der Besichtigung noch getroffen, aber er hat keine Silbe verloren. Dann habe ich schon gemerkt, irgendwas ist ein wenig anders, weil seine Besichtigung so schnell war.“

Matthias Mayer bei der Streckenbesichtigung
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Nach der Streckenbesichtigung in Bormio gab Mayer seinen Rücktritt bekannt

TV-Experte Hans Knauß bemerkte wiederum, wie Mayer für eine Besichtigung ungewöhnlich lange am Start verharrte und „ins Tal starrte“. Dass er ohne großes Tamtam die Bühne verlasse, sei aber „typisch für ihn“. ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl erklärte, dass es ihn „fast aus dem Sessel gehauen“ habe. „Die Lücke, die er im Team hinterlässt, ist riesengroß und wird auch so rasch nicht geschlossen werden.“